Ephraim Kishon formulierte einst, dass von allen Naturkatastrophen die Bürokratie die am wenigsten natürliche, dafür aber mit Abstand katastrophalste sei. Was den Welthandel angeht, ist das noch krass untertrieben. Die Liberalisierung der Märkte wurde angestrebt, um den Welthandel insgesamt zu erleichtern und besonders den ärmsten Ländern Zugang zu den Märkten der Industrienationen zu verschaffen, um so Armut durch Selbsthilfe und nicht Almosen zurückzudrängen.

Man muss es drastisch formulieren: Das Klein-Klein um Subventionen für amerikanische Maisbauern, französische Gemüsezüchter oder Chipfabriken in der Provinz wurden für wichtiger erachtet als die Chance, Millionen Kinder vor dem Hungertod zu bewahren. Dieses ebenso umfassende wie unfassbare Versagen zeigt, dass staatliche Verhandlungsrunden und Deregulierungsansätze wenig Hoffnung und Perspektive für die Zukunft bieten.

Erfolg verspricht dagegen ein klassisch marktwirtschaftlicher Ansatz: Stichwort Micro-Financing. Mit Kleinst-Darlehen können sich Menschen in den ärmsten Ländern eine Existenz aufbauen, die, knapp formuliert, Hunger ausschließt und Kindern eine Schulbildung ermöglicht. Was als Entwicklungshilfe-Ansatz startete, nimmt nun als Investment-Idee konkrete Züge an. Der Finanzbedarf des Einzelnen ist gering, insgesamt werden aber mehr als 100 Mrd. US-$ pro Jahr benötigt. Was liegt also näher, als bei Investoren Geld einzusammeln, um es den Menschen zu leihen? Derzeit befinden sich auch in Deutschland die ersten einschlägigen Fonds in der Zulassungsphase. Renditen von gut 5 % erscheinen realistisch – und dies bei reinstem Gewissen.

Micro-Financing allein wird Hunger und Armut auf der Erde nicht besiegen. Die Gelder der Fonds schaffen aber konkrete Hilfen und Perspektiven. Markt geht vor Staat – das zeigt wieder einmal das Scheitern der Doha-Runde.

Stefan Preuß

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

Autor/Autorin