Fast jeder dritte Anleger in Deutschland kehrt Aktienfonds und Aktien den Rücken. Nur noch 8,9 Mio. Personen halten Aktien oder Aktienfonds. Irgendwie kann man es den Deutschen ja auch nicht ganz verübeln.

Prof. Ddr. Max Otte
Prof. Dr. Max Otte

Nach dem Technologieboom – auf den viele erst im Jahr 2000 aufsprangen, als es schon zu spät war – folgte ein grausames Jahrzehnt. Wenn man damals die dritte Tranche der Deutschen Telekom zu vermeintlich so billigen 63,50 EUR gezeichnet hatte, sitzt man noch heute auf hohen Verlusten. Ganz zu schweigen von den vielen NEMAX-Unternehmen, die ihren Anlegern Totalverlust bescherten. Das Ganze war dann auch so peinlich, dass die Deutsche Börse AG den NEMAX zum 31.12.2004 stillschweigend beerdigte.

Im Frühjahr 2003 fiel der DAX fast auf 2.200 – das ist nur gut ein Viertel dessen, was er zum Höchststand im März 2000 bei 8.069 Punkten wert war. Und stieg wieder auf 8.100 Zähler im Jahr 2007 bzw. 8.000 Punkte im Jahr 2008. Natürlich war bei diesem Anstieg kaum einer dabei, da die Deutschen nun doch langsam nasse Füße bekommen hatten. Und dann brach im Herbst 2008 die Finanzkrise mit voller Wucht aus.

Von Krise zu Krise?

Und noch einmal verkauften viele ihre Aktien (ich kaufte – aber ich stehe auch als Beobachter an den Rändern des Börsengeschehens und kaufe eigentlich immer gerne, wenn irgendwo etwas billig ist). Kaum dass wir glaubten, die Finanzkrise sei überstanden, brach 2010 die fälschlicherweise so genannte „Eurokrise“ aus. Und bescherte uns bis Ende 2012 weitere Zitterpartien. Kein Wunder, dass nun noch mehr Deutsche von Aktien die Nase voll hatten.

Das Schlimme daran: Irgendjemand hat ja gekauft. Und das waren ausländische Investoren. Nicht dass ich etwas gegen ausländische Investoren hätte. Aber hier haben Gutgläubigkeit und Unerfahrenheit der deutschen Anleger, die 1999/2000 zu völlig falschen Investitionen und ab 2003 zu panikartigen Verkäufen führten, anderen einen leichten Gewinn verschafft.

Ans Ausland verkauft!

Im Jahr 2001 waren 64% der Aktien von DAX-Konzernen in deutscher Hand. Heute sind es vielleicht noch 38%. Der Anteil ausländischer Eigentümer von DAX-Konzernen hat sich somit nahezu verdoppelt. Deutschland schafft sich nicht nur ab, Deutschland wird ausverkauft! Zudem hat sich seit 2002 der DAX-Stand ja vervierfacht. Ausländische Investoren haben also massiv profitiert, während deutsche Anleger sehr oft die Dummen waren. Nach meinen Schätzungen verdienten ausländische Anleger an die 200 Mrd. EUR.

Nun kann man alles den Deutschen in die Schuhe schieben. Sie hätten ja nicht verkaufen müssen und seien schließlich selbst schuld. Aber das wäre doch zu kurz gesprungen. Erst hat die Politik den Wahnsinn des Neuen Marktes euphorisch bejubelt (ich gebe zu, ich habe mich anstecken lassen.) Dann völlig intransparente Produkte wie die Riester-Rente zugelassen. Den Ausverkauf der Deutschland AG noch während der Zeit der rot-grünen Koalition. Den Zertifikateboom, mit denen Deutschen und Österreichern nach 2002 mit dem Versprechen von „Sicherheit“ die Hosen erneut ausgezogen wurden.

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