So eine Anlageentscheidung ist immer eine Sache: Welchen Informationen ist zu trauen, wo liegen die wirklichen Chancen, welche Trends werden sich durchsetzen? Hier wittern die Spammer offenbar eine Möglichkeit, die Gier bei Empfängern zu wecken. Es häufen sich die Mails, in denen zumeist junge Explorationsunternehmen oder Rohstoffproduzenten angepriesen werden.

Dabei wird noch nicht einmal Mühe darauf verwendet, einen seriösen Eindruck zu hinterlassen. Marktschreierisch werden der Beginn von natürlich wahnsinnig aussichtsreichen Probebohrungen oder der Erwerb von mutmaßlich riesigen Erzlagerstätten zum Spottpreis angepriesen. Seriöse Produzenten und Explorationsunternehmen dürften diese Entwicklung mit einiger Sorge betrachten, denn schnell kommt eine ganze Branche in Verruf.

Dass die Zahl der einschlägigen Spam-Mails eher zu- als abnimmt, deutet auf einen gewissen Erfolg hin. Offenbar schätzen einige Zeitgenossen den Kick, als Trittbrettfahrer schnelle Gewinne mitzunehmen. Man weiß, dass den empfohlenen Aktien keine Substanz innewohnt, aber immer wieder sind Kursbewegungen zu beobachten. Wer früh genug einsteigt und vor allem rechtzeitig wieder aus, kann schnell etliche Prozent machen oder zumindest eine berechtigte Hoffnung darauf hegen.

Das kennt man im Prinzip bereits aus den Hochzeiten des Neuen Marktes: Über informelle Infokanäle am Abend wissen, was morgen in diesem oder jenem Blatt oder Brief empfohlen wird, vorbörslich kaufen und wenige Augenblicke nach Handelsbeginn verkaufen. Nicht selten wurden so binnen Minuten zehn oder mehr Prozent an Gewinn eingestrichen. Mit Investieren im klassischen Sinn hat das freilich wenig zu tun. Möglichkeiten, die Spamflut zu Börsenthemen einzudämmen, sind genauso limitiert wie in anderen Bereichen. Das ist ärgerlich, weil es die Börsenkultur sicherlich nicht gerade befördert.

Stefan Preuß

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

 

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