Auch hier eine Parallele zu Deutschland: Sowohl Postbank als auch Epigenomics fühlten vor, revidierten und ruderten schließlich zurück. In besseren Börsenzeiten hatten die Konsortialbanken Experten dafür, im Vorfeld eines Börsengangs über den „richtigen“ Ausgabepreis zu brüten, um genau solche Phänomene zu vermeiden. Dazu begibt man sich zu potentiellen Investoren, zu Fondsgesellschaften etc., um „die Stimmung und Aufnahmebereitschaft abzuklopfen“. Heraus kommt letztlich ein Kompromiß zwischen dem, was der Börsenkandidat einnehmen möchte und dem, was am Markt aufgrund diverser Bewertungsvergleiche gerade erhältlich ist. Bekanntlich ist eine von beiden Parteien im Nachhinein immer unzufrieden, aber das ist Teil eines Börsengangs.

Schließlich macht es keinen besonders kompetenten Eindruck, wenn eine Zeichnungs-Spanne einmal, vielleicht zweimal revidiert werden muß, das Emissionsvolumen gekappt, die Zeichnungsfrist verlängert und Zeichnungsaufträge gestrichen und neu ausgefüllt werden müssen. Wenn das ab und zu passiert, kein Problem. Mittlerweile hat man jedoch das Gefühl, daß das Pre-IPO-Marketing vielfach ausgelassen wird. Das mindert natürlich den Arbeitsaufwand und steigert letztlich die Gewinnmarge der Konsortialbanken. Wenn dieses Beispiel Schule macht, ist der von Google gewählte Weg der Internetauktion vielleicht sogar tatsächlich die beste Option für alle Beteiligten: Jeder bekommt genau das, was er „verdient“.

Falko Bozicevic

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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