Wer erinnert sich nicht mit einem leichten Kribbeln im Kleinhirn an all jene Programme, die den Aktionären von Unternehmen der IPO-Industrie mittels Vorzugszuteilungen Geld, Gold, ein sorgenfreies Leben verschaffen sollten, wenn dies nicht schon mit dem bloßen Besitz ihrer Aktie geschah. Gold-Zacks APN-Programm folgten APS-, APPI-Programme und diverse andere Kreationen.

Die Aktionäre der Karlsruher BID Börseninformationsdienst AG bekamen bereits im Januar 2002 die Ankündigung, daß sie demnächst bevorrechtigt Aktien der KEY RESEARCH zeichnen könnten und hatten so die Möglichkeit, ihre Liquiditätsplanung rechtzeitig an dem bevorstehenden Ereignis auszurichten. Die Umsatzerlöse von KEY RESEARCH haben im Jahre 2001 laut Prospekt 29.600 Euro betragen und zu einem Jahresüberschuß in Höhe von 1.600 Euro geführt.

Das gezeichnete Kapital betrug zum Jahreswechsel 300.000 Euro, wovon allerdings 187.500 Euro zum Bilanzstichtag noch ausstanden. Die übrigen Aktiva summierten sich auf 131.900 Euro. Im April 2002 wurde eine Kapitalerhöhung von 800.000 Euro auf 1,1 Mio. Euro je einem Euro rechnerischen Nennwert eingetragen. Hiervon will BID aus ihrem eigenen Besitz 0,5 Mio. Aktien plazieren. Die Freiverkehrseinführung soll noch in diesem Jahr erfolgen. Hurra!

Bei 1,1 Mio. Aktien zu je 4,50 Euro Plazierungspreis errechnet sich eine theoretische Marktkapitalisierung von 4,95 Mio. Euro. Sprich: Auf Basis der Zahlen für 2001 errechnet sich ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von 167 und ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 3.094. Außer dem Vorstand beschäftigt das Unternehmen keine Mitarbeiter. Der Track Record ist zutiefst beeindruckend. Schließlich hat KEY RESEARCH im April 2001 eine Analyse über die ebenfalls aus dem BID-Eigenbestand plazierte RCM Risk Capital Management AG, nach eigener Diktion eine Venture Capital Gesellschaft, mit Sitz im schweizerischen Zug hergestellt.

Zitat aus dem Prospekt: „Damit sind die Weichen für ein weiteres gesundes Wachstum der Gesellschaft gestellt. Die Aussichten für das Geschäftsjahr 2002 sind posi­tiv.“ Anlegerherz, was willst du mehr? Vielleicht hätte man in den Prospekt aufnehmen sollen, daß Aktionäre bei BID und ihren verwandten Gesellschaften damit rechnen müssen, trotz ordnungsgemäßer Aktienhinterlegung keine Eintrittskarten zur Hauptversammlung zu erhalten und als vermeintliche Hausfriedensbrecher von Polizeikräften aus dem Saal entfernt zu werden.

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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