Oberflächlich betrachtet haben die Eurokritiker recht behalten. Die im Januar 1999 eingeführte Gemeinschaftswährung hat seitdem 23 % ihres Wertes eingebüßt gegenüber dem US-$ und sogar 31 % gegenüber der wiedererstarkten japanischen Währung.

Allerdings behielten sie aus den falschen Gründen recht. Statt eines befürchteten Inflationsanstiegs und einer Verwässerung der Stabilitätskriterien sorgten die Euroland-Politiker durch eine wenig überzeugende Wirtschaftspolitik selbst dafür, daß das Vertrauen in die neue Währung aktuell auf ein neues Rekordtief absackte.

Derweil muß sich die Zentralbank Gedanken über mögliche Zinsschritte machen, da die Gefahr einer importierten Inflation besteht. Zwar ist nach der OPEC-Einigung der Ölpreis mittlerweile wieder eingefangen, doch droht bei einer weiteren Euro-Abschwächung ein weiterer „unnatürlicher“ Ölpreisanstieg, da das „schwarze Gold“ bekanntlich auf Dollar-Basis abgerechnet wird.

Was für hiesige Exporttitel gut ist, kann Aktionären in Nicht-Euroland-Aktien nur recht sein. Wer sein Geld rechtzeitig in ausländische Titel umschichtete, kann sich neben den „normalen“ Kursanstiegen seit Januar 1999 über zusätzliche Währungsgewinne freuen. Daß von Analysten immer wieder die Eurolandzone favorisiert wird, mag ja schön und gut sein, indes wäre es keine unlukrative Idee gewesen, diese Ratschläge zu ignorieren und statt dessen gerade auf den außer-europäischen Raum wie Asien und die USA zu setzen.

Beispiel Cisco Systems: Zur Einführung des Euro vor 16 Monaten lag Cisco bei 23, gestern bei 66 1/16 US-$. Zuzüglich der 23 %igen Euro-Abwertung konnte sich ein Anleger damit über einen steuerfreien Gewinn von fast 300 % anstelle einer „Nur-Verdreifachung“ freuen. Zur 1000 %-Performance der japanischen Softbank im Jahr 1999 trug zu gut einem Viertel auch sich veränderte Umrechnungskurs zum Yen bei.

Selbst seit Jahresbeginn 2000 hat der Euro schon wieder ca. 10 % eingebüßt, auch hier hätte sich ein Investment in außer-europäische Wertpapiere noch ausgezahlt. In diesem Zeitraum hat Cisco 28 % auf Dollar-Basis an Wert gewonnen, auf Euro-Basis sogar 41 %.

Allerdings steht vielen Anleger trotz der erfreulichen Währungsgewinne noch so manche Träne im Auge: Denn leider spielt seit einigen Wochen der Aktienmarkt nicht mehr richtig mit, so daß die Freude beim Anblick des Aktiendepots bei dem einen oder anderen dann doch gedämpft ausfallen könnte.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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