Geht es darum zu begründen, warum ein Engagement im Motorsport im Allgemein und in der Formel 1 im Besonderen sinnvoll ist, wird der Imagegewinn, die Übernahme erprobter Renntechnik in Serienautos und die Unterstützung der Markenbindung genannt. Daß Mercedes Millionen Euro dafür ausgibt, um sich live und in Farbe zu blamieren, trifft die DaimlerChrysler AG zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.

Nun kommt die Marke, derzeit einzige echte Cash-Cow des Unternehmens, aus anderer Richtung unter Druck. Peugeot, Bestandteil des PSA-Konzerns, startet eine eigene Rennserie, quasi ein Gegenentwurf zur Formel 1. Gleich 25 baugleiche Rennwagen, alle mit Dieselmotor und dem Rußfiltersystem FAP, werden in einer zehn Rennen umfassenden Serie die Gewinner ausfahren. Clou: Es wird zu großem Teil Bio-Diesel getankt.

Noch gilt Mercedes als Inbegriff der hohen Dieselkunst. Wer erinnert sich nicht an jene kantigen, beruhigend nagelnden 200er D-Modelle, die nicht zuletzt als Taxis weltweit Ruhm erlangten? Als viele andere Hersteller noch gar keine eigenen Dieselmotoren im Regal stehen hatten, lag der Anteil der Selbstzünder bei Mercedes schon jenseits der 30 Prozent-Marke.

Seit Jahren sichern sich die Autos des französischen PSA-Konzerns zunehmende Marktanteile in Deutschland und anderswo, vor allem aufgrund der technisch hoch stehenden Dieselmotoren und des weltweit führenden Rußpartikel-Filtersystems FAP. Noch haben Peugeot und Citroen die Oberklasse nicht wirklich erreicht, aber natürlich gehört der Sprung in dieses margenstarke Segment zu den Zielen.

So mancher Aktionär hat sich während der Hauptversammlung der DaimlerChrysler AG gedacht, daß das Unternehmen seine Hausaufgaben nicht vollumfänglich erledigt, und viele haben das auch deutlich artikuliert. Am wenigsten Kritik gab und gibt es an Mercedes. Doch im Moment strahlt der Stern nicht übermäßig hell: Die Silberpfeile surren nicht an der Spitze des Feldes, sondern parken mit geplatztem Motor am Rande der Strecke. Und in der Kernkompetenz Dieselmotoren holt die Konkurrenz auf, hat vielleicht schon gleich gezogen.

Das sind keine guten Nachrichten in Sachen Imagegewinn, Renntechnik in Serie und Markenbindung. Die Verantwortlichen müssen das Lenkrad schnell herumwerfen, denn viele Aktionäre halten die Aktie wegen der Marke Mercedes, und nicht wegen Mitsubishi oder Toll Collect. Sollte etwa auch diese Motivation bald entfallen?

Stefan Preuß

Die GoingPublic erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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