Inzwischen ist man wieder etwas schlauer. Auch für Windkraftaktien wachsen die „Flügel“ nicht in den Himmel. Vor allem wird in neuester Zeit immer unklarer, wo und wann weiteres Wachstum tatsächlich generiert werden kann. Die einträglichen Standorte sind rar gesät, das mußten die im Börsenlicht stehenden Unternehmen Umweltkontor, Plambeck, P&T und Energiekontor und mit ihnen ihre Investoren jetzt einsehen.

Speziell Energiekontor scheint mehr versprochen zu haben, als man halten konnte. Zwei Dutzend der fast 400 Investoren von Energiekontor-Windparks bemängelten die zu knapp ausgefallene Rendite. Anstelle der ausgelobten 10 % werden sie sich wohl nur mit der Hälfte zufrieden geben müssen. Um das Gesicht zu wahren, kündigte Energiekontor an, die Anteile an den Windkraftanlagen zurückzukaufen. Was hoch anständig ist, sicher; aber wenn dieses Beispiel Schule macht, werden in Kürze unzufriedene Anleger en masse aussteigen wollen, wann immer die Rendite auch nur minimal zu mickrig ausfallen sollte. So kommt Energiekontor nicht voran.

Dabei leiden alle Windparkspezialisten an ein und demselben Problem. Für weiteres Wachstum müssen sie entweder an luftige Orte ins Ausland oder, noch besser, auf See hinaus. Offshore-Anlagen bieten die besten Aussichten auf windige Standorte. Doch nicht nur in Deutschland liegen diverse Hindernisse im Weg, die den Windkraftbetreibern den Zugang zu lukrativeren Standorten auf See versperren. Neben technischen Problemen (Korrosion durch Salzwasser, Verlegung der Kabel) haben auch Offshore-Anlagen mit den gleichen Problemen wie die Mobilfunker der neuen Generation zu kämpfen: Einige Interessensgruppen (Vogelschutz, Bundesmarine) haben berechtigte Einwände gegen die massenweise Aufstellung der „Masten“.

Und so kommen die Offshore-Projekte nur schleppend voran. In Deutschland soll – laut Planung – in den nächsten 30 Jahren der Anteil an Windenergie am Stromverbrauch auf ca. 25 % hochgefahren werden. Derzeit dürfte er bei nur rund 3 % liegen. Die Genehmigungen für die Hochsee-Anlagen befinden sich also genau wie die Technik erst im Planungsstadium. Wann beide soweit sein werden, ist derweil unklar. Aber vor 2005 wird wohl nichts aus ersten Schritten.

Der Kursverfall bei den genannten Unternehmen signalisiert bereits, daß nach dem Jahr der Phantasie (2000), dem Jahr der Ernüchterung (2001), nun die Jahre des Wartens (2002 bis ?) anstehen. Speziell Umwelt- und Energiekontor haben sich seit den September-Tiefständen ganz unterdurchschnittlich im Vergleich zum Gesamtmarkt entwickelt und fallen derzeit gerade auf neue Tiefs. Auch Anleger realisieren offenbar, daß jede Wachstumsstory natürliche Grenzen hat.

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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