Wissenschaft heißt Wissenschaft, weil sie Wissen schafft. Nun ist mal wieder ein Deutscher mit dem Physik-Nobelpreis bedacht worden. Nun gut. Nur mit einem Viertel Nobelpreis, aber immerhin. Wohin will das Komitee die Stückelung eigentlich noch treiben? Theodor Hänsch wird es egal sein: Der Physiker ist nun in einem der letzten wirklich elitären Kreise angelangt, in die man weder mit Geld noch mit Beziehungen hineingelangt.

Apropos Geld: Der Wissenschaftler selbst ist ja praktisch genötigt, das durchaus ansehnliche Preisgeld nicht zu verprassen, sondern in die weitere Forschung zu stecken. Aber auch für Anleger sind die jährlichen Preisverleihungen nicht wirklich ergiebig: Grundlagenforschung nimmt erst nach  Jahrzehnten, wenn überhaupt, die Gestalt von Produkten an – so weit kann niemand seriös wissenschaftliche Trends vorausdenken, um daraus aktuelle Anlageentscheidungen abzuleiten.

Selbst ganz direkt klappt es nicht, wie uns das Beispiel der drei Wirtschaftsweisen Fisher Black, Myron Scholes und Robert Merton zeigt. Das Trio, bis auf den früh verstorbenen Black mit dem Wirtschafts-Nobelpreis dekoriert, wollte das Börsengeschehen mathematisch berechnen und so beherrschbar machen. Das „No-Arbitrage-Principle“ wurde kreiert. Eine Option sei nur dann fair gepreist, wenn sie zusammen mit der dazugehörigen Aktie nicht mehr Gewinn abwerfe als sicher verzinstes Geld.

Seitdem berechnen Broker rund um den Globus, was wohl der faire Wert einer Option sei. Ergibt die Rechnung aus Laufzeit, festgelegtem Aktienverkaufspreis, aktuellem Kurs, Zinssatz und Volatilität, die Option sei günstig, wird über sie abgesichert. Leider klappt die Rechnung nicht immer, denn wer kann schon Volatilität voraussagen?

Diese Erfahrung mußten auch Merton und Scholes machen: Ihre Beteiligung an einer Investmentgesellschaft, die ihre Formeln nutzte, verlief brotlos bis finanziell sehr ernüchternd, um es vorsichtig auszudrücken („LTCM“). Bleibt nur eines: Es ist immer wieder interessant zu erfahren, wer so an diesem oder jenem sehr erfolgreich forscht – an der Börse aber gelten andere Gesetze als die der Naturwissenschaften.

Stefan Preuß

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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