Die Wirtschaftsweisen gehören seit einiger Zeit zu den üblichen Verdächtigen, wenn es darum geht, im gepflegten Klageton dieses und jenes zu bemängeln und im Übrigen die Wachstumsprognose zu senken. Auf 0,8 bis maximal 1,3 % Steigerung taxieren fünf Institute die Lage aktuell. Das ist wie ein Unentschieden zwischen zwei abstiegsbedrohten Teams: Niemandem ist mit solch einem Ergebnis geholfen.

Jetzt schert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) aus der Riege der Wachstumszweifler aus: Die Chancen stünden gut, daß Deutschland auf einen stetigen Wachstumspfad einschwenke. 1,8 % Anstieg der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr, sogar 2 % in 2006 seien realistisch. Einzig ein zu hoher Euro oder ständige Rohölpreise von deutlich über 50 US-$ pro Faß könnten dieses Wachstum gefährden.

Besonders interessant: Dieses prognostizierte Wachstum speist sich ganz überwiegend aus dem Export, auch aus Investitionen der Unternehmen, beim privaten Konsum wird nur von einer ganz geringen Steigerung ausgegangen. Das bedeutet: Es besteht noch Spielraum nach oben, sollten die privaten Portemonnaies dereinst doch noch aufgehen. Die Mittel dazu wären vorhanden, die Sparquote in der Bundesrepublik erreicht schließlich historische Höchststände. Dafür freilich muß ein Umdenken in den Köpfen her. Laut einer Allensbach-Umfrage gingen nur 40 % der Deutschen optimistisch ins Jahr 2005.

Ganz explizit nennt das DIW auch die öffentlichen Haushalte, die nicht weiter zusammengestrichen werden dürften. Jedes weitere Sparpaket, ob im Bund, bei den Ländern oder auf kommunaler Ebene, wäre Gift für die Konjunktur. Vor allem Mittel für die Infrastruktur sollen eher aufgestockt als vermindert werden.

Alles in allem besteht also kein Grund, übertrieben besorgt in die Zukunft zu schauen. Klar ist aber auch: Mit den zu erwartenden Wachstumsraten wird die schnelle Sanierung der Haushalte und Sozialsysteme nicht realisierbar sein, da die Beschäftigungseffekte überschaubar bleiben. Die Botschaft ist eine andere: Das Tal ist durchschritten, es geht bergauf. Wenn wir es uns nur nicht wieder zerreden und kaputt schwadronieren. Bei aller Vorsicht vor den Errungenschaften des American Way of Life: In Sachen Optimismus können wir so richtig etwas lernen.

Stefan Preuß

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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