Banking könnte ja so gemütlich sein: Leute bringen ihr Geld und erhalten dafür Zinsen. Die Bank leiht das Geld an andere Leute aus und nimmt dafür höhere Zinsen, mit dem der Aufwand des Geldeinsammelns und –verteilens und das Risiko, dass die eine oder andere Forderung ausfällt, bezahlt werden. Das ist einerseits ein recht einträgliches Geschäft, sofern die Auswahl der Menschen, an die das Geld verliehen wird, mit hinreichender Mühewaltung vorgenommen wird. Andererseits ist es so einträglich auch wieder nicht. Jedenfalls nicht einträglich genug, um dauerhaft namhafte Gewinnsteigerungen zu erzielen.

Also suchten sich die Finanzmanager andere Möglichkeiten, den Gewinn auszubauen. Die eigentliche, volkswirtschaftlich sinnvolle Funktion der Banken, zielführende Allokation von Kapital, geriet dabei zunehmend in den Hintergrund. Jetzt, da sich die Kurse gedrittelt, geviertelt oder zur Gänze pulverisiert haben stellt sich die Frage nach dem zukünftigen Geschäftsmodell. Ein herzhaftes „Weiter so!“ verspricht nicht den ganz durchschlagenden Erfolg. Allerdings heißt weniger Risiko im Eigengeschäft auch weniger Gewinnaussichten. Wie also sieht das Geschäftsmodell der Bank der Zukunft aus?

Es wird nicht einfach sein, eine allseits akzeptierte Balance zwischen Sicherheit und dem Anspruch der Anleger nach Rendite zu finden. Die Hoffnung, dass sich mit der Größe der Bank auch die Risikotragfähigkeit vergrößert, darf beerdigt werden. Von daher könnte das Pendel durchaus wieder zu kleineren, flexiblen Einheiten, die näher am Kunden sind, zurückschlagen. Auf alle Fälle scheinen Aussagen, die Banken könnten auf absehbare Zeit an die Ergebnisse vor der Finanzkrise anknüpfen, ausgesprochen gewagt: Wer oder was soll denn die exorbitanten Gewinne aus dem, was heute Zockerabteilung genannt wird, ersetzen?

Die reinen, weitgehend unregulierten Investment-Banken sind Geschichte, aber ob das Universalbank-Prinzip die letzte Lösung sein wird, darf bezweifelt werden. Bislang jedenfalls hat sich nirgends ein neues Modell herauskristallisiert, bei dem man als Investor mit den Fingern schnippt und sagt: Das ist die Zukunft. So lange sind Banken auch kein Kauf, mögen die Aktien optisch noch so tief stehen. Denn nur mit Geld einnehmen und verleihen werden keine überragenden Zahlen möglich sein.

Stefan Preuß

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