Das Frankfurter Bankhaus Metzler ist die älteste deutsche Privatbank im ununterbrochenen Familienbesitz. Das GoingPublic Magazin sprach mit Friedrich von Metzler u.a. über die Vorzüge von Familienunternehmen, die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung sowie unternehmerische soziale Verantwortung.

 GoingPublic: Herr von Metzler, nachdem Sie vergangenes Jahr aus der Geschäftsleitung des Bankhauses Metzler ausgeschieden sind: Fiel Ihnen der Rückzug aus dem operativen Geschäft nach rund 50 Jahren sehr schwer?

von Metzler: Bis heute steht die Bank im Mittelpunkt meines Lebens und Denkens, auch wenn ich mich in den letzten Jahren Stück für Stück aus dem operativen Bankgeschäft zurückgezogen habe. Ich bin weiterhin persönlich haftender Gesellschafter und kümmere mich verstärkt um unsere Kunden. Das werde ich weiterhin tun. Dafür werde ich durch die Republik reisen, viele Unternehmer treffen und vielleicht den einen oder anderen neuen Kunden gewinnen. Es begeistert mich, mit Unternehmern über deren Strategien und Ziele zu reden. Und wenn ich sie dabei unterstützen kann – umso besser!

Das traditionsreiche Bankhaus Metzler existiert seit dem Jahr 1674. Worin sehen Sie die Stärken oder sogar die Alleinstellungsmerkmale gegenüber anderen Bankhäusern?

Das Besondere an unserem Geschäftsmodell sind unsere maßgeschneiderten Kapitalmarktdienstleistungen für unsere Kunden. Hierbei stehen unsere Unternehmenswerte Unabhängigkeit, Unternehmergeist und Menschlichkeit immer im Vordergrund. Die Unabhängigkeit hat dabei zentrale Bedeutung, denn alle Geschäftstätigkeiten sind darauf ausgerichtet. Unabhängigkeit bedeutet Freiheit – in der Meinungsbildung, bei der Analyse, beim Gestalten von Dienstleistungen und in der Betreuung unserer Kunden. Mit dieser Freiheit verantwortungsvoll umzugehen macht uns bei unseren Kunden glaubwürdig und ermöglicht uns, vertrauensvolle und dauerhafte Beziehungen zu ihnen aufzubauen. Wir nehmen ihre Herausforderungen an und schaffen so die Voraussetzungen für die Entwicklung individueller Lösungen – strikt orientiert am jeweiligen Kundenbedarf.

Wo liegen aus Ihrer Sicht generell die Vorteile familiengeführter Unternehmen im Vergleich zu nicht-inhabergeführten Unternehmen? Oder anders gesprochen: Was machen Familienunternehmen gar besser?

Familienunternehmer haben schon immer anders gedacht und sind auf den langfristigen Erfolg ausgerichtet, sodass die Geschäfte jeweils nahtlos an die nächste Generation weitergegeben werden können. Passend zur entsprechend nachhaltig ausgerichteten Strategie sind Familienunternehmen wie Metzler stets darauf bedacht, jederzeit die Risiken im Blick zu haben, die ihr Geschäftsmodell gefährden könnten. Entsprechend risikodefensiv haben wir bei Metzler unsere Geschäftsstrategie ausgestaltet. Darüber hinaus fühlen sich Familienunternehmen in der Regel besonders stark für ihr lokales Umfeld verantwortlich. Durchaus auch, aber nicht nur aus Eigennutz, denn ein Unternehmen braucht gut ausgebildete Mitarbeiter sowie politische und wirtschaftliche Stabilität, um gedeihen zu können.

Viele Mittelständler in Deutschland scheuen den Gang aufs Börsenparkett. Können Sie uns erklären, woran das liegt?

Viele mittelständische Unternehmer stehen dem Gang an die Börse skeptisch gegenüber, weil dieser Schritt oft mit einer Kulturveränderung in der Firma einhergeht. Zukünftigen Generationen wird dieser Schritt vermutlich leichter fallen, weil sie mit den Kapitalmärkten vertrauter und offener gegenüber Veränderungen sein werden. Viele mittelständische Firmen werden mittelfristig an die Börse gehen müssen, um sich mit Kapital zu versorgen und international wettbewerbsfähig zu bleiben. Das verhilft vielen zu einer besseren Eigenkapitalbasis und uns zu einem besser entwickelten Kapitalmarkt in Deutschland. Allerdings sollten sich gerade mittelständische Unternehmen mit wenig Kapitalmarkterfahrung beim Gang an die Börse professionell unterstützen lassen.