Einordnung verschiedener Anbieter.
Einordnung verschiedener Anbieter.
Das hört sich zuweilen in der öffentlichen Darstellung ganz anders an – nämlich, als wäre hier gerade Goldgräberstimmung angebrochen angesichts vieler ungehobener Potenziale.

Vieles davon, was herumschwirrt, sind kaum mehr als Märchen. Viele davon investorengetrieben, das sollte man im Hinterkopf behalten. Niemand schreibt gerne seine Investitionen ab. Man kann immer nur so weit autark und kostenseitig beim Strom besser gestellt unterwegs sein, wie der jeweilige Staat es zulässt. Und Deutschland ist sehr stark reguliert – es besteht kein Grund anzunehmen, dass die Politik ein Interesse daran hat, das Gros der Bevölkerung sich autark mit
Energie versorgen zu lassen. Viel Venture und Private Capital dürfte daher abgeschrieben werden müssen.

Aber die Digitalisierung und die totale Verstromung wird sich dezentral nicht aufhalten lassen. Kommt man aus dem Dilemma heraus?

Man benötigt auf jeden Fall einen langen Atem. Echte Hersteller und schlanke
Systemgeschäfte haben sich immer durchgesetzt. Fakt ist aber, dass es in diesem
Sektor nur wenige finanziell tragfähige Geschäftsmodelle gibt. Virtuelle Kraftwerke
sind meines Erachtens eines davon, vielleicht das einzige. Daher konzentrieren wir uns mit der Primärregelleistung darauf. Weltweit setzen wir zudem auf netzschwache Regionen und Individualisten.

So etwas wie der Elon Musk innerhalb eines überschaubaren Marktes?
Einordnung verschiedener Anbieter.
Einordnung von Verbreitung der Marke und Speichereffizienz.

Wir müssen uns dem anpassen, was funktioniert und was auch von Verbrauchern
gewünscht wird. Engagements in Elektroautos verfolgen wir unter diesem Gesichtspunkt deshalb nur für das eigene Heim.

Was bedeutet das für Elektroautos?

Wie lange reden wir schon über Elektromobilität? Jahrzehnte. Die Steuereinnahmen aus
Diesel und Benzin sind aus dem Staatshaushalt schwerlich wegzudenken. In zehn Jahren von jetzt an mögen wir technologisch noch mal weiter sein, führen aber in diesem Punkt wahrscheinlich das gleiche Interview, weil es eben doch nicht so einfach ist, das Kerngeschäft der Automobilhersteller und Energieversorger massivst umzustellen. Die Elektromobilität des Bürgers wird von zuhause gedacht und von Zentraltankstellen (Supercharger), die er gewohnt ist und nicht von Laternen und öffentlichen Ladesäulen. Elon Musk hat doch bisher Recht behalten.

Zu nennen wäre in Bezug auf – potenzielle – Kapitalmarktnutzung z.B. die einigermaßen bekannte Sonnen GmbH. Auch Voltabox, ein Joint Venture von paragon in den USA, werden Börsenambitionen nahegelegt. Ist die Zeit inzwischen denn nicht reif, sich in der Öffentlichkeit mit diesen Technologien zu präsentieren und zu mobilisieren?

Im Wesentlichen fehlen glaubwürdige Modelle für wiederkehrende Einnahmen, wie sie die guten alten Energieversorger monatlich vereinnahmen. Leider gibt das Energierecht keinen bis kaum Spielraum für neue Modelle. Die präsentierten Technologien sind letztlich Stromverkauf als eher kleinteiliger Händler, wobei die Kunden den Reststrom beim Geräteverkäufer abnehmen sollen. Ich persönlich finde das ziemlich langweilig, und der schleppende Absatz von Stromverträgen zeigt genau diesen Effekt. Der Kunde sieht nicht ein, erneut Stromverträge zu schließen, von denen er gerade weg wollte. Ich persönlich möchte nicht dort investiert sein – besonders nicht, wenn die Zeit und Stückzahlen die Planung gefährden.

Wäre der Kapitalmarkt für E3/DC vor diesem Hintergrund eine Option? Hier speziell die Möglichkeit, praktisch jederzeit ein größeres finanzielles Vorhaben stemmen zu können, sollte es sich auftun?

Unser aktuelles Geschäft braucht wenig Kapital bzw. wir sind ziemlich optimistisch,
dass wir für unsere aktuellen oder auch zukünftigen Investoren sehr gute Exits bringen, weil wir schlank und beweisbar sind. Aber wir haben ja eine andere Vision: Wir möchten physikalische Unabhängigkeit ohne Netz, maximal 10% generatorbasiert. Daran arbeiten wir. Für die Internationalisierung dieser Strategie auf Basis unserer weltweit einmaligen Trilink-Technik müsste ein Investor oder ein IPO in diese Richtung denken. Wir gehen unseren Weg sowieso – mit finanzieller Unterstützung allerdings deutlich schneller.

Mit EWE hat E3/DC nun ausgerechnet einen traditionellen Stromerzeuger als Eigner. Ist man da inhaltlich auf demselben Gleis unterwegs?

EWE ist ein solider Investor, der uns auf den Weg gebracht und uns unabhängig gemacht hat. Sie müssen bedenken, dass wir von null angefangen haben und nun als echter Systemlieferant eine internationale Basis geschaffen haben mit einem sicheren, tragfähigen deutschen Ausgangsmarkt. EWE würde mit welchem Exit auch immer einen guten Schnitt machen, daran bestünde kein Zweifel.

Herr Dr. Piepenbrink, ganz herzlichen Dank für Ihren Einsatz und natürlich viel Erfolg. 

Das Interview führte Falko Bozicevic und erschien zuerst in der August-Ausgabe des GoingPublic-Magazins.

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