Der Neobroker Robinhood (http://www.robinhood.com), der im vergangenem Sommer mit einem Emissionsvolumen von 2,1 Mrd. USD sein lange erwartetes Börsendebut an der NASDAQ gab, muss nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen herbe Kursverluste hinnehmen.

Robinhood-IPO: Presse ist nicht gleich Investoreninteresse – (goingpublic.de)

Da der Verlust bis Ende Dezember mit 423 Mio. USD, bzw. 0,49 USD je Aktie, höher ausfiel als von Analysten erwartet (0,45 USD je Aktie), fiel die Aktie nachbörslich um 15% und liegt derzeit bei ca. 9 USD. Der Eröffnungskurs zum IPO im Juli lag bei 38 USD, der Höchstkurs im August bei 85 USD. Im Vorjahresquartal hatte Robinhood noch einen Gewinn von 7 Mio. USD ausgewiesen. Die Marktkapitalisierung liegt nun bei etwa 10 Mrd. USD.

Quelle: www.nasdaq.com

Minimal übertreffen konnte das Unternehmen die Umsatzprognose der Analysten von 362 Mio. USD. Mit 363 Mio. USD setzte der Neo-Broker 14% mehr um als im Vorjahreszeitraum. So stieg zwar z.B. der Umsatz beim Handel mit Krypto-Währungen um 304%, der Umsatz vom Aktienhandel sank jedoch um 35%. Zudem stiegen die Kosten im 4.Quartal um 162% gegenüber Q4/2021. CFO Jason Warnick begründet dies mit einer hohen Aktienvergütung des Top-Managements und insgesamt gestiegenen Personalkosten.

Des Weiteren unterbot Robinhood den Analystenkonsens bei der Umsatzerwartung für Q1/2022. Diese gingen von 448 Mio. USD aus, tatsächlich erwartet das Unternehmen nun weniger als 340 Mio. USD. Das entspricht einem Rückgang von 35% gegenüber 2021.

Unsicherheiten wegen Payment for Order Flow-Modell

Nachdem Robinhood im Zuge des aufkommenden Hypes rund um Social-Media-Trading in der Pandemiezeit anfangs stark profitierte, kommt der Neo-Broker nun aufgrund zunehmender regulatorischer Anforderungen stärker unter Druck. Die damit zusammenhängenden Kosten stiegen für Robinhood von 1,4 Mio. USD 2019 auf 136 Mio. USD bis zum Juli 2021.

Zahlreiche Analysten gehen nun davon aus, dass das Unternehmen auch aufgrund seines kommissionsfreien payment for order flow-Modells (PFOF) in die Bredouille geraten könnte. Dabei leiten die Kalifornier mit Hauptsitz in Menlo Park ihre Handelsorders im Gegenzug für eine Gebühr lediglich an diverse große Market-Maker weiter. Dies befeuerte Spekulation um Insidergeschäfte Robinhoods mit diesen, ebenso wie Erwartungen die SEC könnte das Modell alsbald verbieten. 72% des Gesamtumsatzes in Q4/2021 stammt aus den PFOF-Trades.

Robinhood ließ verlautbaren, dass es nicht erwartet, die SEC könnte hier ein Verbot aussprechen. Trotzdem baute das Unternehmen seine Kapitalrücklage für regulatorische Anforderungen In der vergangenen Woche auf 2,8 Mrd. USD aus (21x mal so viel wie die SEC mindestens erwartet) um weitere Handelsrestriktionen zu verhindern. Zudem wolle man sich verstärkt um alternative Wege bemühen Umsatz zu generieren.

Autor/Autorin

Ike Nünchert ist Mitglied des Autoren-Teams und schreibt für GoingPublic On- & Offline-News rund ums Börsengeschehen schwerpunktmäßig in Europa und den USA. Ein weiterer Berichtsfokus liegt beim Segment gründergeführter börsennotierter Unternehmen.