Bildnachweis: © Jungheinrich AG, Foto: © Jungheinrich AG.

Die Jungheinrich AG zählt heute zu den führenden Anbietern in den Bereichen Flurförderzeug-, Lager- und Materialflusstechnik. Das bald seit 70 Jahren bestehende Familienunternehmen hat sich diese Position über die Jahre kontinuierlich erarbeitet und will sich nun den gegenwärtigen Herausforderungen der Branche stellen.

Die Geburtsstunde des Unternehmens läutete Friedrich Jungheinrich 1953 mit der Gründung der H. Jungheinrich & Co. Maschinenfabrik ein, die Unternehmenszentrale mit Werk in
Hamburg-Wandsbek wurde 1958 in Betrieb genommen. Zu dieser Zeit wurde der erste Elektro-Vierrad-Stapler „Ameise 55“ produziert und eine eigene Elektromotorenentwicklung ins Leben gerufen. Unter dem Namen „Ameise GmbH“ wurde 1960 die heutige Jungheinrich AG gegründet. Fortan expandierte das Unternehmen stetig weiter, die Produktpalette wurde kontinuierlich ausgebaut. 1990 schließlich erfolgte die Börsennotierung mit Vorzugsaktien. Die Stammaktien werden vollständig weiterhin von den Gesellschafterfamilien der beiden Töchter des Unternehmensgründers Lange und Wolf gehalten.

Komplettanbieter der Intralogistik

Heute zählt Jungheinrich zu den international führenden Anbietern in Sachen Flurförderzeug-, Lager- und Materialflusstechnik. Das offizielle Unternehmensziel ist es dabei, weltweit die erste Wahl in der Intralogistik zu werden.

Hochregalstapler der Marke Jungheinrich
Hochregalstapler der Marke Jungheinrich Foto: © Jungheinrich AG

Die Produktpalette umfasst im Bereich Flurförderzeuge Hubwagen, radunterstützte Stapler, Elektrostapler, Diesel-/Treibgasstapler, Schubmaststapler, Kommissionierer und Hochregalstapler.

Mit Blick auf Regale und Lagereinrichtungen bietet das Unternehmen Mehrplatzregale, Hochregale, Einfuhr- und Durchfahrregale, Durchlauf- und Einschubregale, fahrbare Regale, Systembühnen, Kommissionierungsregale sowie Fachbodenregale an.

Weitere Betätigungsfelder sind Lösungen für die Lagerorganisation, der Vertrieb von Miet- und Gebrauchtgeräten oder das Erbringen von Finanzdienstleistungen in den Bereichen Rental, Leasing, Teilzahlung und Mietkauf.

Umsatzentwicklung

2021 war für Jungheinrich das bisher beste Jahr der Unternehmensgeschichte. Der ­Umsatz stieg auf den Rekordwert von 4,24 Mrd. EUR – ein Plus von 11% zum Vorjahr. Insbesondere das EBIT verbesserte sich deutlich um 65% auf 360 Mio. EUR, der Nettogewinn stieg gar um 77% auf 267 Mio. EUR.

Kürzlich wurden nun auch die aktuellen Halbjahreszahlen präsentiert. CEO Dr. Lars Brzoska sprach dabei trotz des herausfordernden Marktumfelds von einem robusten Ergebnis. Profitierte Jungheinrich während der Pandemie noch vom boomenden Online­handel aufgrund des weltweiten Aufbaus von Lagerinfrastrukturen, rückten im laufenden Jahr Lieferkettenproblematik und gestiegene Inputpreise in den Vordergrund.

Dennoch konnte der Auftragseingang noch um 2% auf 2,5 Mrd. EUR gesteigert werden; der Umsatz wuchs um 11% auf 2,2 Mrd. EUR, etwas mehr als von Analysten erwartet. Wesentliche Treiber dafür waren das Neugeschäft mit Zuwächsen vorwiegend bei Automatiksystemen sowie das Miet- und Gebrauchtgerätegeschäft.

Das EBIT lag dagegen mit 162 Mio. EUR um 4% unter dem Vorjahreswert, jedoch erneut am oberen Ende der Prognosen. Das Ergebnis nach Steuern sank um 15% auf 103 Mio. EUR. An der Jahresprognose hält Jungheinrich trotz der gestiegenen Unsicherheit fest.

Strategie 2025+

Da vor allem die Materialknappheit bessere Ergebnisse verhinderte, versucht Jungheinrich nun, dieser mit einer höheren Bevorratung zu begegnen. Auch die Zuliefernetzwerke sollen ausgeweitet werden.

Zudem soll im Rahmen der vor zwei Jahren ausgerufenen Strategie 2025+ vor allem die Weiterentwicklung von Energiespeichersystemen basierend auf der Lithium-Ionen-Technologie vorangetrieben werden. Ein Schwerpunkt soll hier auf der Optimierung der Konstruktion neuer Flurförderzeuge liegen.

Digitale Produkte, die Automatisierung von Flurförderzeugen sowie die Optimierung von automatisierten Systemen bilden weitere Entwicklungsschwerpunkte. Dafür wurden die Ausgaben für Forschung und Entwicklung zuletzt um 27% auf 61 Mio. EUR erhöht. Ausdruck des Fokus auf neue Geschäftsfelder wie die Automatisierung ist dabei auch der Erwerb des Software- und Robotikspezialisten arculus.

Wettbewerber

Der Elefant im Raum und weltgrößter Wettbewerber von Jungheinrich ist Toyota Industries mit einem Umsatz 2021 von knapp 20 Mrd. EUR und einer Marktkapitalisierung von 17,7 Mrd. EUR. Dahinter folgt der Frankfurter Konkurrent KION GROUP, der im letzten Jahr 10,3 Mrd. EUR umsetzte (Marktkapitalisierung: 4,5 Mrd. EUR).

Jungheinrich positioniert sich nach eigenen Angaben dahinter auf dem aktuell dritten Platz der weltweiten Intralogistik­anbieter. Dahinter folgen u.a. Daifuku Co. und Mitsubishi Logisnext aus Japan, Mani­tou BF aus Frankreich oder die amerikanische Hyster-Yale Materials Handling.

Aktienentwicklung

Zum Jahresende lag die Marktkapitalisierung bei 4,58 Mrd. EUR. Seither hat die Aktie jedoch analog zum Markttrend deutlich an Wert verloren und mäandert aktuell im Bereich des 52-Wochen-Tiefs, was mit einer Marktkapitalisierung von knapp unter 1 Mrd. EUR einhergeht. Über einen Zehnjahreszeitraum verzeichnet die Aktie eine durchschnittliche Rendite von 22,9%, mehr z.B. als DAX (10,1%), SDAX (13,9%) und MDAX (14,4%).

Mit dem für 2022 und 2023 prognostizierten KGV von elf bzw. zehn ist das ­Papier günstig. Auch die Kennzahl Marktkapitalisierung/Umsatz ist mit unter 0,5 absolut ausbaufähig. Die Kennzahlen der Konkurrenz laufen gegenwärtig in etwa analog dazu. Entsprechend fällt aktuell auch die Analystencoverage mehrheitlich positiv aus: Zehn von 15 Häusern raten zum Kauf.

Fazit

Jungheinrich ist ein Pionier der Intralogistik und hat seine Marktpositionierung über die Jahre sukzessive ausgebaut. Das Unternehmen betont, dass die Konzernstrategie darauf ausgerichtet ist, sowohl profitabel zu wachsen als auch nachhaltig Werte zu schaffen.

Die Strategie 2025+ mit der Fokussierung auf neue Wachstumsfelder sowie die über Jahre aufgebaute Expertise in der Lithium-Ionen-Technologie lassen den Konzern gut positioniert erscheinen, um von den strukturellen Wachstumstrends der Intralogistik auch zukünftig zu profitieren.

https://www.jungheinrich.de/

Autor/Autorin

Ike Nünchert

Ike Nünchert ist freier Autor für das GoingPublic Magazin sowie für GoingPublic Online.