Bildnachweis: madamlead – stock.adobe.com , © Tobrono – stock.adobe.com.

Schriftzug 25-Jahre GoingPublic Magazin
© Tobrono – stock.adobe.com

Die 2G Energy AG operiert im Markt für Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, stellt ihren Kunden also eine dezentrale und effiziente Energieversorgung zur Verfügung. Angesichts der zuletzt wieder beschleunigten Transformation des Energiemarkts rückt das Geschäftsmodell nun wieder verstärkt in den Fokus.

Die 2G Energietechnik GmbH wurde 1995 von Christian Grotholt und Ludger Gausling (die nach wie vor Mehrheitseigner sind) gegründet, um die landwirtschaftliche Tierhaltung mit Blockheizkraftwerken (BHKWs) zu beliefern. Als erster Schritt hin zur Internationalisierung wurde 2004 das erste BHKW nach Japan exportiert, in Folge expandierte 2G Energy weiter und gründete Tochtergesellschaften in Italien, Polen, England sowie in den USA.

Quelle: 2G Energy, GoingPublic

2007 folgte der Börsengang in Frankfurt als erstes am Kapitalmarkt gelistetes Unternehmen, das ganzheitliche Technologien für die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) anbietet. 2G Energy ist heute ein führender Hersteller von diversen Anlagen zur dezentralen Energieversorgung und beschäftigt rund 800 Mitarbeiter, die am Hauptsitz in Heek, NRW, an fünf weiteren europäischen Standorten sowie in Nordamerika tätig sind.

Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung und dezentrale Lösungen

2G bietet heute umfassende Lösungen für den Markt der KWK-Anlagen, beginnend bei der Entwicklung, der Produktion und der technischen Installation bis hin zur digitalen Netzintegration von BHKWs. Hinzu kommen Service- und Wartungsdienstleistungen.

Das Produktportfolio umfasst insbesondere KWK-Anlagen im Bereich von 20 KW bis 4,5 MW für den Betrieb mit Wasserstoff, Erdgas, Biogas sowie anderen Schwachgasen. Die über 8.000 weltweit installierten 2G-Anlagen werden in der Wohnungswirtschaft, Landwirtschaft, Gewerbe- und Industrieunternehmen, bei Energieversorgern sowie Stadtwerken und Kommunen eingesetzt.

Technologie

Die parallele Erzeugung von elektrischer und thermischer Energie macht die KWK-Technologie, insbesondere beim Einsatz von Wasserstoff, effizienter als konventionelle Energieerzeugungsmethoden. Da BHKWs Produktionsschwankungen von Wind- und Sonnenkraftwerken kompensieren können, sind sie ein wichtiger Einsatzfaktor auf dem Weg hin zu einer effizienteren Energieversorgung geworden.

2G Energy setzt hierbei auf seine eigene Forschungs- und Entwicklungsarbeit in der Gasmotorentechnologie für Wasserstoff-, Erdgas- und Biogasanwendungen. Zudem investiert das Unternehmen in spezifische Softwareentwicklungen, um den Herausforderungen der Digitalisierung im zukünftigen Strommarktdesign begegnen zu können.

Umsatz- und Ergebnisentwicklung

Im Geschäftsjahr 2021 wurden insgesamt Umsätze in Höhe von 266 Mio. EUR erwirtschaftet, eine Steigerung um 8% ggü. dem Vorjahr. Seit 2017 liegt das durchschnittliche Umsatzwachstum bei 9%. Das EBIT betrug etwa 17,9 Mio. EUR (Marge: 6,7%), der Nettogewinn brachte es auf 12,6 Mio. EUR.

Quelle: 2G Energy, GoingPublic

Nach einem bereits guten Halbjahr bestätigten die kürzlich vorgelegten Neunmonatszahlen nochmals den aktuellen Wachstumstrend. Das Management bleibt optimistisch für das Gesamtjahr 2022 und bestätigte die Guidance eines Umsatzes zwischen 290 Mio. und 310 Mio. EUR; das wäre am oberen Ende ein Plus ggü. 2021 von 16%. Die EBIT-Marge wird bei 6% bis 8% erwartet. Die Umsatzerwartung für 2023 liegt bei 310 Mio. bis 350 Mio. EUR.

Vor dem Hintergrund dauerhaft erhöhter Energiepreise und eines beschleunigten Aufbaus einer Wasserstoffwirtschaft hat der Vorstand die Mittelfristprognose für 2024 angehoben. Die Umsätze sollen jetzt bei bis zu 390 Mio. EUR (vorher: 330 Mio. EUR) liegen. Aufgrund erhöhter Kosten- bzw. Preisrisiken wird nun aber eine EBIT-Marge von 8,5% bis 10% erwartet (bisher: 10%).

Aktienentwicklung

Die Aktie ist im Freiverkehr in Frankfurt (Scale) sowie in Berlin, Düsseldorf und Stuttgart gelistet. Seit 2019 hat sich der Kurs in etwa vervier-, seit dem Börsendebüt 2007 nahezu verelffacht. Auf Jahressicht steht noch ein kleines Minus zu Buche, allerdings ist das Papier seit dem Jahrestief Ende September wieder um gut 30% gestiegen. Neben den erfolgreichen Geschäftszahlen könnte sich hier auch der im Sommer erfolgte Aktiensplit positiv ausgewirkt haben. Die aktuelle Marktkapitalisierung beläuft sich auf 435 Mio. EUR.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2021 lag bei 37, Analysten sehen das Kursziel der Aktie aktuell etwa zwischen 30 und 35 EUR. Das 22er KGV wird auf 29, das 24er KGV auf 17 beziffert. Günstiger dagegen erscheint das Verhältnis von Marktkapitalisierung zu Umsatz, das 2021 bei 1,74 lag. Aufgrund der umsatzseitig guten Ausgangslage derzeit liegt die Konsensschätzung für 2024 bei nur noch 1,10.

Vorteile

Effiziente und dezentrale Energielösungen finden bereits seit längerer Zeit größere Beachtung, die jüngsten geopolitischen Entwicklungen haben die Sensibilität für deren Einsatz nochmals erhöht. Unternehmen setzen bei ihren Kostensenkungsmaßnahmen aktuell insbesondere auf die Einsparung der Energiekosten – und hier erweisen sich BHKWs als vorteilhaft, da sie auch im Standard-Erdgasbetrieb eine höhere Wirtschaftlichkeit aufweisen.

Ein großer Trumpf von 2G Energy ist zudem neben der breiten Produktpalette die Flexibilität des Brennstoffeinsatzes in den BHKWs. Ist z.B. Erdgas temporär knapp, können Wasserstoff oder Biogase eingesetzt werden.

Politische Entscheidungsträger sehen sich allerorten unter zunehmendem Druck, erdgasunabhängige Energiekonzepte zu fördern. Eine anstehende Förderung des Aufbaus etwa der Wasserstoffinfrastruktur dürfte für 2G Energy einen nächsten wichtigen Meilenstein darstellen, da die Umrüstbarkeit der BHKWs auf den sauberen Energieträger die Transformation wesentlich unterstützt.

Fazit

Obschon die EBIT-Marge mit aktuell knapp 7% noch ausbaufähig ist und 2G Energy im Markt auch mit größeren, kapitalstärkeren Wettbewerbern konkurriert, erscheint das Unternehmen mit seiner Technologiekompetenz und seiner Produktbandbreite gut positioniert, um von den Umwälzungen im Markt zu profitieren. Zudem lotsen die beiden Gründer das Unternehmen quasi seit Anbeginn der Energiewende durchs Fahrwasser – ein hoch einzuschätzender Erfahrungsvorteil, der potenziell aufkommende Risiken kompensieren kann.

www.2-g.com

Autor/Autorin

Ike Nünchert ist Mitglied des Autoren-Teams und schreibt für GoingPublic On- & Offline-News rund ums Börsengeschehen schwerpunktmäßig in Europa und den USA. Ein weiterer Berichtsfokus liegt beim Segment gründergeführter börsennotierter Unternehmen.