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Es ist viel passiert, in kurzer Zeit. Die gute Nachricht ist: Die Kapitalmärkte haben sich zuletzt stabilisiert, sogar die Inflation könnte bald wieder sinken.

Risiken gibt es derzeit vor allem im Bereich der Wohnimmobilien. Das Kryptothema scheint entzaubert, die Idee der Tokenisierung von Assets wird erhalten bleiben. Unterm Strich bleibt die Unsicherheit – gepaart mit Zuversicht fürs neue Jahr nach dem Motto: Et hätt noch immer jot jejange.

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So beschrieb Olaf Scholz im Februar in der Regierungserklärung zur Sondersitzung zum Krieg gegen die Ukraine im Deutschen Bundestag die neue geopolitische Situation. In diesem Punkt sollte er recht behalten, denn die Welt ist seitdem ziemlich durchgedreht. Neben den menschlichen Tragödien beschäftigen wir uns wieder mit militärischen Strategien, mit explodierten Energiepreisen, einer hierdurch angefachten Inflation und in Folge mit ebenso dramatisch gestiegenen Zinsen. Die Ausgucke der Auguren des FED- und EZB-Watching können gar nicht hoch genug sein, um irgendwo einen Hoffnungsschimmer zu erhaschen, dass sich die Welt wieder beruhigen könnte. Das Wort Rezession geistert herum.

Trotzdem schlagen sich die Konjunkturen und Unternehmen vergleichsweise gut und mancher zitiert bereits das alte Kölsche Motto „Et hätt noch immer jot jejange.“

Die Kapitalmärkte haben sich im Zuge der Erholung bei den Anleihen tatsächlich stabilisiert. Große Unsicherheiten bestehen noch beim einstigen Bollwerk Immobilienmarkt, der im Bereich der Wohnimmobilien zum Jahresende in einer Art Schockstarre verharrt. Die Prognosen überschlagen sich mit geschätzten Abschlägen auf den Spitzenpreisen zwischen 10% und 30% je nach Segment. Trotz dieser Unsicherheit sind die größten Havarien mit den erreichten Einigungen z.B. bei CORESTATE oder Adler Group bisher ausgeblieben. Und wird der Schwarze Schwan, den mache dort jetzt sehen, tatsächlich so in den Hafen einlaufen? Wir glauben nicht. Natürlich werden wir die Top Level nicht mehr sehen, aber der Mangel an neuen Wohnungen und die Inflation werden die Allokationen auch wieder in die Sachwerte treiben. Zu Beginn des zweiten Quartals 2023 sollten erste Basiseffekte bei der Inflation spürbar werden. Und auch von höchster Stelle kommen hier versöhnliche Prognosen:

US-Finanzministerin Janet Yellen sagte in einem CBS-Interview für die USA: „Ich glaube, dass die Inflation Ende nächsten Jahres deutlich niedriger sein wird, wenn nicht ein unerwarteter Schock eintritt.“ „Ich denke, wir werden im kommenden Jahr einen deutlichen Rückgang der Inflation erleben.“ Auf die Frage nach der Wahrscheinlichkeit einer Rezession antwortete die ehemalige US-Notenbankerin: „Es besteht das Risiko einer Rezession. Aber … das ist meiner Meinung nach nicht notwendig, um die Inflation zu drücken.“

Wenn man dieses Szenario glauben will, dann bieten sich durchaus Chancen an den Märkten. Und weiter gelten die alten Regeln. Im Rückenwind des billigen Geldes haben sich auch immer wieder Transaktionen eingeschlichen, die vielleicht nicht so reif für den Kapitalmarkt waren. Nun trennt sich erneut die Spreu vom Weizen. Auch gut geführte Unternehmen mit solider Bilanz und Liquiditätsplanung kämpfen mit dem Umfeld. Aber sie kentern nicht, auch gerade im Immobiliensektor.

Spannend wird die Situation sicher im Kryptosektor. Hier hat der Winter mit voller Wucht zugeschlagen und die Situation erinnert an den Neuen Markt vor mehr als 20 Jahren. Mancher Zauber verfliegt in der Kälte des Winters schneller, als es vorstellbar erschien. Wir glauben, dass das Thema der Tokenisierung von Assets auch nach dieser Bereinigung präsent bleiben wird und aufgrund zunehmender Regulierung auch in geordneten Strukturen verlaufen kann, um als Investment geeignet zu sein. Bis dahin wird es aber noch lange frösteln und wir sind gespannt, welcher Coin, welche Currency und welche Struktur sich dann nach der neuerlichen Zeitenwende etabliert.

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Autor/Autorin

Kai Jordan

Kai Jordan ist Vorstand für Corporates & Markets bei der mwb Wertpapierhandelsbank.