Emissionsparameter
Unter Führung von Morgan Stanley werden im Rahmen des Börsengangs bis zu 4.621.849 Aktien aus einer Kapitalerhöhung vom 5. bis 15. Juli 2004 in einer Bookbuilding-Spanne von 11,90 bis 14,50 Euro Investoren zur Zeichnung angeboten. Dem Konsortialführer ist darüber hinaus eine Mehrzuteilungsoption von bis zu 693.277 Aktien aus einer weiteren Kapitalerhöhung eingeräumt worden. Weitere Mitglieder des Konsortiums bilden Lehman Brothers sowie die DZ Bank. Es bestehen Lock-up-Verpflichtungen vom Management (12 Monate) und Finanzinvestoren (6 Monate).

Der Emissionserlös aus dem geplanten Börsengang soll vor allem für die Entwicklung eigener diagnostischer Testsysteme im Krebsbereich, zukünftig daneben auch in den Bereichen rheumatoider Arthritis oder Alzheimer investiert werden. Für die Rückführung von Verbindlichkeiten gegenüber stillen Gesellschaftern aus der Gründungsphase ist ein Betrag in Höhe von ca. 4,1 Mio. Euro vorgesehen.

 

WKN / ISIN

A0BVT9 / DE000A0BVT96

Zeichnungsfrist

5. bis 15. Juli 2004

Erstnotiz

16. Juli 2004

Bookbuilding

11,90 bis 14,50 Euro

Marktsegment

Amtlicher Markt (Prime Standard)

Emissionsvolumen

4.621.849 Aktien aus einer Kapitalerhöhung

Greenshoe

693.277 Aktien aus einer Kapitalerhöhung

Lock-up

12 Monate für Management

6 Monate für Finanzinvestoren

Konsortium

Morgan Stanley Bank AG (Global Coordinator und Bookrunner)
Lehman Brothers International (Europe) (Joint Lead Manager)
DZ BANK AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank (Co-Lead Manager)

Free Float

29 % (32 % bei Ausübung des Greenshoes)

Internet

www.epigenomics.de

Unternehmenseckdaten
Epigenomics wurde 1998 in Berlin gegründet und ist im Bereich der Molekulardiagnostik sowie Pharmakogenetik aktiv. Letztere untersucht u.a. den Einfluß der Wirkung von Medikamenten auf das individuelle menschliche Genprofil. Seit Gründung gelang es der Gesellschaft, in drei Finanzierungsrunden 56,5 Mio. Euro Risikokapital von internationalen Premiuminvestoren wie Abingworth Management und MPM Capital einzuwerben. Mit 140 Mitarbeitern verfolgt Epigenomics das Ziel, die Behandlungsmöglichkeiten von Krebs und anderen komplexen Erkrankungen entscheidend zu verbessern. Mit der Übernahme der in Seattle beheimateten ORCA Biosciences, Inc. (heute: Epigenomics, Inc.) im Jahr 2000 gelang es früh, auf dem weltweit größten Pharmamarkt Fuß zu fassen. Gleichzeitig entstand das erste Unternehmen, das sich ausschließlich auf die Entwicklung neuartiger diagnostischer und pharmakogenetischer Produkte auf Basis der DNS-Methylierung konzentriert.

Die von Epigenomics im vergangenen Jahr geschlossenen Kooperationen belegen eindrucksvoll das Potential der Technologie. So hat die Gesellschaft u.a. im März 2003 eine dreijährige Zusammenarbeit mit dem Weltmarktführer im Diagnostikgeschäft, Roche Diagnostics, bekanntgegeben.Die Kooperation umfaßt die Entwicklung diagnostischer Produkte für die Früherkennung häufiger Krebsarten (z.B. Dickdarm-, Brust- und Prostatakrebs). Daneben soll eine wirksame Vorhersage des Behandlungserfolgs bestimmter Krebsmedikamente entwickelt werden. Die DNS-Methylierungstechnologien von Epigenomics werden in bestehende und künftige PCR-Plattformen (PCR: Polymerase-Kettenreaktion) von Roche sowie in die kürzlich einlizenzierte Microarray-Technologie integriert und nach deren Zulassung ebenfalls durch Roche vermarktet. Die Vereinbarung wird von Roche als eine Schlüsselallianz betrachtet und beläuft sich daher bei erfolgreicher Einführung sämtlicher Produkte – erste Einführungen sind ab 2006 geplant – auf einen Gesamtwert von über 100 Mio. Euro Weitere Kooperationen bestehen daneben im Bereich der Pharmakogenetik mit Wyeth Pharmaceuticals sowie AstraZeneca.

Markt und Wettbewerb
Der Weltmarkt für In-Vitro-Diagnostika umfaßte nach Angaben von SG Cowen im Jahr 2003 etwa 21 Mrd. US-$. Boston Biomedical Consultants rechnet von 2002 bis einschließlich 2007 mit einem durchschnittlichen Marktwachstum von 7 % p.a. Die Top-10-Unternehmen wie Roche Diagnostics, Abbott Diagnostics, Johnson & Johnson oder auch Bayer kommen dabei auf einen Marktanteil von über 80 %. Epigenomics adressiert mit seiner Technologie der DNS-Methylierung das Segment der Nukleinsäuretests, den Wachstumstreiber des Marktes, mit jährlichen Zuwachsraten zwischen 30 und 50 %. Schwerpunkte dieses Bereichs bilden Diagnostik-Kits für Infektionskrankheiten (70 % des Marktes) sowie Krebserkrankungen. Daneben adressiert Epigenomics mit Test-Kits den Markt für Pharmakogenetik, welcher nach einer Analyse von Front Line Strategic Consulting im Jahr 2003 bereits 670 Mio. US-$ ausmachte und bis zum Jahr 2008 auf bis zu 1,7 Mrd. US-$ wachsen soll.

Zu den Wettbewerbern von Epigenomics im Segment der Nukleinsäuretests zählen neben den etablierten Diagnostiksparten großer Pharmaunternehmen auch eine Reihe börsennotierter Biotech-Unternehmen, u.a. Qiagen und Affymetrix. Angesichts der Unternehmensgröße von Epigenomics mit einem Jahresumsatz von 10,8 Mio. Euro in 2003 sehen wir jedoch insbesondere Biotech-Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 100 bis 250 Mio. Euro als relevante Vergleichsgruppe an. Als Mitglieder für eine engere Peer Group kommen daher US-amerikanischen Unternehmen wie EXACT Sciences Corp. Immunicon, Inc., und Third Wave Technologies, Inc. sowie die kanadische Diagnocure, Inc. in Betracht.


Wie die Analyse der Peer Group auf Basis des EV/Umsatz-Multiplikators zeigt, bietet das Pricing für Investoren selbst am oberen Ende der Bookbuilding-Spanne zum Zeitpunkt des Börsengangs von Epigenomics ein attraktives Chance/Risiko-Verhältnis. Einer positiven Sekundärmarktperformance ähnlich der der erst kürzlich an die US-Börse gegangenen Immunicon scheint somit nichts im Wege zu stehen.

Fazit
Mit Epigenomics strebt eines der erfolgreichsten und international etabliertesten deutschen Biotech-Unternehmen mit einem leicht skalierbaren Geschäftsmodell und Potential für den diagnostischen Massenmarkt an den deutschen Kapitalmarkt. Im Vergleich zur Peer Group sehen wir selbst am oberen Ende der Preisspanne eine attraktive Bewertung. Umgekehrt sollte sich ein Anleger des Risikos einer Investition im Biotechnologie-Sektor bewußt sein, immerhin liegt das Erreichen des Break Even, der im Falle von Epigenomics für den Zeitraum 2007 bis 2009 anvisiert wird, noch in einiger Ferne. Auch die hohe Abhängigkeit von Roche ist ein kritischer Punkt. Nichtsdestotrotz empfehlen wir risikofreudigeren Anlegern die Aktie der Gesellschaft zur Zeichnung. Es bleibt zu hoffen, daß Privatanleger auch eine Chance bekommen, überhaupt Aktien im Rahmen der Neuemission zu erhalten. Die bisherige Kommunikationspolitik der Gesellschaft sowie die Konsortialstruktur sprechen eher für einen starken Focus auf institutionelle Anleger.

Christian Schiffmacher

Autor/Autorin