Die hohe Volatilität an den weltweiten Aktienmärkten hat im traditionell schwachen ersten Quartal zu einem deutlichen Einbruch auf dem IPO-Markt geführt: Laut aktuellem EY IPO-Barometer sank die Zahl der Börsengänge gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 39%  von 274 auf 167 Transaktionen, das Emissionsvolumen ging sogar um 70% – von 39,9 auf 12,1 Mrd. USD zurück. Damit sank das weltweite Emissionsvolumen auf den niedrigsten Stand seit dem zweiten Quartal 2009.

Am stärksten betroffen war der US-amerikanische Markt, wo nur noch zehn Börsengänge gezählt wurden – nach 35 im Vorjahreszeitraum und 71 im ersten Quartal 2014. Dabei erlösten die Neulinge an den US-Börsen gerade einmal 750 Mio. USD (Q1 2015: 6,15 Mrd. USD). Aber auch in den beiden anderen wichtigen Märkten Europa und China waren die IPO-Aktivitäten stark rückläufig: In Europa hat sich die Zahl der Börsengänge von 67 auf 35 etwa halbiert, in China (einschließlich Hongkong) ging sie sogar um 61% zurück.

Innerhalb Europas erwies sich vor allem der IPO-Standort Großbritannien als einigermaßen stabil: Nach 20 IPOs im Vorjahreszeitraum gingen in den ersten drei Monaten dieses Jahres immerhin 16 Unternehmen in Großbritannien an die Börse. In Deutschland schafften im ersten Quartal zwei Unternehmen den Sprung aufs Parkett: das Biotechnologie-Unternehmen BRAIN, das mit seinem IPO 32,5 Mio. EUR erlöste, und der Windkraftanlagenhersteller Senvion, dessen Aktien ab dem 23.März an der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt werden sollen, nachdem die Börsennotiz erst verschoben, aber dann doch wieder aufgenommen wurde (goingpublic.de berichtete).

„Der Kursrutsch an den Börsen im Januar und Februar, der Absturz des Ölpreises, anhaltende geopolitische Unsicherheiten und aufkommende Konjunktursorgen haben den Markt für Börsengänge nach einem starken Abschlussquartal in 2015 im ersten Quartal deutlich gebremst“, betont Dr. Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY.

Steinbach rechnet für die kommenden Monate mit einer positiven Trendwende: „Gestützt wird der weltweite IPO-Markt weiterhin von der Niedrigzinspolitik der Notenbanken, relativ hohen Bewertungsniveaus und der hohen Liquidität im Markt – Investoren suchen nach wie vor intensiv nach Anlagemöglichkeiten in einen Umfeld mit negativen Realzinsen.“

Dennoch müssen Börsenkandidaten weiterhin mit einem volatilen Marktumfeld rechnen. „Die IPO-Fenster waren in den vergangenen Jahren immer nur kurz geöffnet, und das wird wohl auch in diesem Jahr so sein. Die Aktien- und Währungsmärkte sind hoch sensibel, die Konjunkturentwicklung fragil – IPO-Kandidaten müssen also bei einem günstigen Kapitalmarktumfeld in der Lage sein, ihre Chance sehr rasch zu nutzen“, erklärt Dr. Steinbach.

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