Der Cleantech-Sektor bietet vielfältige Investmentmöglichkeiten für VC-Unternehmen. Im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin spricht Dr. Christian Schütz über Investmentkriterien und warum die Chancen für Venture Capital im Cleantech-Bereich in Deutschland aktuell eher schlecht stehen.

GoingPublic: Herr Dr. Schütz, welche Rolle spielt Cleantech im Portfolio von b-to-v?
Schütz: Wir sind nach wie vor überzeugt von dem Thema, und das merkt man unserem Portfolio an. Insgesamt investieren wir regelmäßig in ein Unternehmen pro Jahr – und das schon seit zehn Jahren. Unser Schwerpunkt liegt zwar im Bereich Internet und Mobile – wo wir jährlich etwa sieben bis zehn Investitionen tätigen –, dennoch halten wir sehr viel von Cleantech und es macht immerhin ca. 10% unseres Portfolios aus. Aktuell haben wir in diesem Jahr auch schon eine Transaktion, Romo Wind, getätigt und gerade die Due Diligence für ein zweites Unternehmen abgeschlossen. Eine dritte liegt auch schon auf dem Tisch.

GoingPublic: Welche Kriterien muss ein Unternehmen erfüllen, damit Sie investieren?
Schütz: Das erste entscheidende Kriterium betrifft die Kapitalintensität, die nicht zu hoch sein darf. In der Regel suchen wir uns Beteiligungsmöglichkeiten mit 10 bis 15 Mio. EUR, bis es zu einem Break-even oder einem realistischen Exit kommt. Zweitens investieren wir nie im Alleingang, sondern immer gemeinsam im Konsortium. Drittens schauen wir auf die Marktnähe, denn Nähe zum Markt bedeutet auch Nähe zum Kunden. Uns interessieren keine Grundlagentechnologien, sondern vielmehr Kosteneffizienzthemen. Weniger spannend für uns sind
demnach Themen wie Geothermie, Biomasse oder Solarinvestitionen.

b_to_vGoingPublic: Wo genau sollte Ihrer Meinung nach im Cleantech-Bereich investiert werden?
Schütz: Bei unserer Gründung vor zehn Jahren lag der Fokus noch stark im Bereich Biomasse oder oberflächennahe Geothermie, was sich jetzt verschoben hat: So sehen wir gute Chancen im Bereich Energieeffizienz. Das deckt auch ab, was am Gesamtmarkt sichtbar ist, denn in
dieser Sparte wurden im VC-Bereich letztes Jahr 1,3 Mrd. EUR weltweit investiert. Auch Themen wie Energiespeicher oder Power-to-Gas halte ich für äußerst spannend. Aufgrund unserer Expertise im Internet- und Mobile-Bereich interessiert uns auch die Verknüpfung von Internet- mit Cleantech-Themen. Ich glaube deshalb, dass hierbei alle Bereiche in fünf bis zehn Jahren sehr interessant sein dürften.

GoingPublic: Welche Rolle spielt dabei die Politik als Rahmensetzer?
Schütz: Die Politik hat vieles in der Hand und kann gewisse Themen sofort abstellen, was wir mit Argusaugen beobachten. Deutlich wird das am Beispiel Biomasse: Zwischen 2008 und 2012 wurde in diesem Bereich sehr viel investiert. Durch neue EEG-Vergütungen ist das Thema jedoch ad acta gelegt worden, entsprechend sind die Investitionen 2013 um ca. 40% zurückgegangen. In meinen Augen macht die Politik das aber genau richtig, denn sie schauen sich Effizienzthemen und nicht Grundlagenforschung an. Technologien, die nahe am Markt sind, bleiben so konkurrenzfähig.

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