Beckhoff ist auf Automatisierung von verschiedensten Anwendungen spezialisiert. Foto: Beckhoff Automation

Wenn es um rasantes Wachstum geht, hat die Beckhoff Automation GmbH aus dem nordrhein-westfälischen Verl in den 32 Jahren des Bestehens Maßstäbe gesetzt: Aus einem lokalen Elektrobetrieb hat die Familie einen global agierenden Mittelständler geformt, der in 30 Ländern mit eigenen Tochterunternehmen vertreten ist und im vergangenen Jahr 465 Mio. EUR umgesetzt hat.

Automatisierung der Prozesse – automatisches Wachstum
Beckhoff realisiert offene Automatisierungssysteme auf der Grundlage PC-basierter Steuerungstechnik. Diese werden praktisch in allen Branchen dann benötigt, wenn Produktion eben ohne Handarbeit erfolgt, und umfassen auch die Bereiche Zuführung sowie Verpackung und Logistik. Das Produktspektrum deckt die Hauptbereiche Industrie-PC, Antriebstechnik und die passende Software ab. Für alle Bereiche stellt Beckhoff Produktlinien zur Verfügung, die als Einzelkomponenten oder im Verbund als ein vollständiges, aufeinander abgestimmtes Steuerungssystem fungieren. Die „New Automation Technology“ von Beckhoff stehe für universelle und branchenunabhängige Steuerungs- und Automatisierungslösungen, die weltweit in den verschiedensten Anwendungen, von der CNC-gesteuerten Werkzeugmaschine bis zur intelligenten Gebäudesteuerung, zum Einsatz kommen, lässt das Unternehmen wissen.

Nach der Krise durchgestartet
Beckhoff Automation ist als reiner B2B-Anbieter stark von der Investitionstätigkeit in der Industrie abhängig. Entsprechend ausgeprägt fiel der Rückgang in der Unsicherheitsphase der Finanzkrise aus. Doch das Comeback war fulminant: 2010 betrug das Umsatzwachstum 47% gegenüber Vorjahr, und auch 2011 wurde das Geschäftsjahr mit einem überproportional hohen Umsatzwachstum von 34% abgeschlossen. Im Jahr 2011 wurde ein Jahresweltumsatz von 465 Mio. EUR erzielt. Auch die Anzahl der Mitarbeiter wuchs um 24% auf weltweit 2.100 Mitarbeiter, von denen jeder Vierte mittlerweile in einem der internationalen Beckhoff-Tochterunternehmen arbeitet. „Wir haben sogar unsere eigenen optimistischen Erwartungen übertroffen. Erfreulich ist insbesondere auch, dass alle großen Märkte – Europa, Asien, Amerika – und Produktgruppen zu etwa gleichen Teilen zum Wachstum beigetragen haben. Mit diesem Ergebnis sind wir natürlich überaus zufrieden“, lautet das Statement von Hans Beckhoff, Geschäftsführender Inhaber der Beckhoff Automation GmbH, in der Jahresbilanz. Für das laufende Jahr geht Beckhoff von einer Konsolidierung auf hohem Niveau aus.

Hans Beckhoff, Foto: Beckhoff Automation

Deutscher Mittelstand international: 56% Auslandsumsatz
30 Beckhoff-Tochterunternehmen sorgen für globale Präsenz. 2011 lag der Exportanteil von Beckhoff bei 56% des Gesamtumsatzes; davon entfielen 24% auf Europa (ohne Deutschland), 22% auf Asien, 8% auf Nordamerika sowie 2% auf die übrigen Länder weltweit, in denen Beckhoff tätig ist. Das Vertriebsnetz wurde im Jahr 2011 durch die Gründung weiterer Tochterunternehmen in Singapur, Japan und Israel weiter ausgebaut. Durch die Eröffnung neuer Niederlassungen in Ungarn und Neuseeland im ersten Quartal 2012 ist Beckhoff derzeit in 30 Ländern durch eigene Tochterfirmen vertreten. Weltweit ist Beckhoff in über 60 Ländern repräsentiert.

Weitere Investitionen umgesetzt
Zahlen zur Ertragssituation veröffentlicht das Unternehmen traditionell nicht. Eine Anfrage des GoingPublic Magazins zu Gewinn, der Ausgestaltung der Finanzierung und etwaigen Kapitalmarktplänen blieb unbeantwortet. Ganz offenbar verläuft das Geschäft aber hinreichend profitabel, denn zuletzt teilte Beckhoff mit, stark in Verwaltung und Produktionsgebäude investiert zu haben. Auf nunmehr 200.000 qm Grundfläche am Unternehmenssitz in Verl stehen nun mehr als 55.000 qm Büro- und Produktionsfläche zur Verfügung. Die Produktion wurde um den Standort Marktheidenfeld in Franken erweitert. Hier entwickelt und produziert die Fertig Motors GmbH, die in einem Joint Venture mit der Beckhoff-Unternehmensgruppe verbunden ist, Servomotoren.

Durch den Ausbau der Fertigung und Investitionen in das Warenlager ist Beckhoff für die weitere Entwicklung der nächsten Jahre vorbereitet. Die Produktionskapazitäten sollten im laufenden Jahr auf mögliche Umsatzvolumina von 700 Mio. EUR ausgebaut werden, kündigte Beckhoff an. „In unserem ausgebauten Lager halten wir Reserven an Roh- und Fertigmaterialien für vier bis sechs Monate zur Verfügung. Damit können wir unabhängig von Lieferengpässen am Weltmarkt, z.B. durch Umweltkatastrophen, produzieren und bieten unseren Kunden eine hohe Liefersicherheit“, erläutert Hans Beckhoff in einer Pressemitteilung.

Investitionen in Forschung und Entwicklung
In Sachen Forschung und Entwicklung unternimmt Beckhoff in bester mittelständischer Tradition große Anstrengungen. Die Zahl der Ingenieure, die für die „New Automation Technology“ arbeiten, wird auf 660 beziffert. Der Bereich werde weiter konsequent ausgebaut, heißt es. Denn seit der Gründung des Unternehmens vor 32 Jahren bilde die konsequente Entwicklung der Produkte auf Basis der PC-basierten Steuerungstechnik die Grundlage des anhaltenden Erfolgs. „Viele, heute selbstverständliche Standards in der Automatisierungstechnik wurden von Beckhoff früh erkannt und als Neuerungen erfolgreich in den Markt gebracht. Die PC-Control-Philosophie von Beckhoff sowie die Erfindung des Lightbus-Systems, der Busklemmen und der Automatisierungssoftware TwinCAT sind Meilensteine in der Automatisierungstechnik und haben sich als leistungsfähige Alternativen zur traditionellen Steuerungstechnik durchgesetzt“, sieht sich das Unternehmen als Trendsetter.

Fazit
Beckhoff Automation zählt zu den rasanten Wachstumsgeschichten im deutschen Mittelstand. Das Unternehmen hat eine Marktlücke erkannt und konsequent besetzt. Mittlerweile agiert Beckhoff als Global Player – eine Tech-Story, wie sie an der Börse natürlich willkommen wäre. Doch das Thema Kapitalmarkt ist für das Familienunternehmen ganz offensichtlich derzeit keine Option.

Dieser Artikel ist erschienen im GoingPublic Magazin 12/2012.

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