Wohl eher ein Alptraum für Nokia, Ericsson und Konsorten. Microsoft dominierte die letzten 20 Jahre den Markt für Heim-PCs, Prozessorhersteller Intel die dazugehörigen Innereien. Jeder der beiden hatte auf seinem Markt zuletzt noch über 70 % der Marktanteile unter Kontrolle. Doch diese bröckeln mehr und mehr weg. Neue Geschäftsfelder müssen jetzt her.

Der Plan ist recht simpel: Baupläne für Handys mit Chips von Intel und Software von Microsoft sollen an Endgerätehersteller lizenziert werden. Interessant ist in diesem Zusammenhang eine ebenfalls in diesem Monat besiegelte Partnerschaft zwischen Microsoft und Texas Instruments. Denn die Texaner liefern bislang wesentliche Bestandteile für Nokia-Handys. Vielleicht kündigt sich hier ein gewisser Lokal-Patriotismus an.

Die Branchen-Dominatoren Intel und Microsoft revolutionierten den PC-Markt, indem sie den Aufbau und die Bauteile standardisierten. Das brachte den Erfolg, während Konkurrenten wie Apple zwar Schönheitspreise ernten, doch bei den Marktanteilen nur aus der Ferne zuschauen dürfen. Dieselbe Masche soll jetzt auch auf den zersplitterten Handy-Markt transformiert werden. Beide werfen ihr Augenmerk vor allem auf die im Entstehen befindliche Industrie für Smartphones, einen Zwitter aus Handy und Taschencomputer. Hier gibt es mehr zu holen als auf dem Handy-Markt – denn die sind schon zur Massenware verkommen. Genau wie bei PCs lösen sich die Margen in Luft auf, sobald eine Marktsättigung erfolgt ist. Sowohl Intel als auch Microsoft haben den Handy-Boom komplett verschlafen und wollen zumindest bei der nächsten Generation mitmischen.

Ob das gelingt, bleibt allerdings fraglich. Denn weder der eine noch der andere ist für seine offene Systemarchitektur bekannt. Im Gegenteil – gegen Microsoft laufen noch diverse Klagen wegen offensichtlicher Ausnutzung der monopolartigen Marktstellung. Im Mobilfunkmarkt setzt Nokia mit einem Marktanteil von jenseits der 35 % die Maßstäbe bei Innovation und Profitabilität. Mithin werden die beiden nicht eben im Handumdrehen Nokias Handy-Monopol aushöhlen können.

Eines hat Bill Gates aber wohl richtig erkannt: Microsoft wettet darauf, daß User ihre eMails und Kurznachrichten wesentlich lieber in einer Form dargestellt lesen wollen, die dem vertrauten Erscheinungsbild auf dem heimischen PC ähnelt. Mini-Displays von Handys sind daher nur eine Notlösung, bis Tauglicheres zur Verfügung steht. Deshalb dürfen sich User und Anleger auf einen interessanten Kampf um die Vorherrschaft im Zukunftssegment von Smartphones und PDAs (Personal Digital Assistant=Kleincomputer) gefaßt machen. Intel und Microsoft haben nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen. Nokia hat viel zu verlieren, aber kaum noch was zu gewinnen.

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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