Sie haben den Beginn der Party sinnvollerweise auf den Abend gelegt und warten nun freudig gespannt auf das Eintreffen der ersten Gäste. Die lassen nicht lange auf sich warten und kommen zuerst noch vereinzelt in großen Abständen, später aber immer schneller hintereinander.

                     

Ganz genauso wie der Jubilar in unserem obigen Beispiel ergeht es jedem einzelnen Anleger, der seinen Focus auf den Neuen Markt gerichtet hat. Die spärlichen Neuemissionen vergangener Tage sind Geschichte. Die Flut neuer Unternehmen hat die Übersicht schon lang verloren gehen lassen. Die Konsequenz daraus ist der Zwang zur Selektion. Aus der Vielfältigkeit der Wahlparameter sei, um an unsere Geschichte anzuknöpfen, einzig die Emissionsbewertung herausgegriffen. Die Qualität ist zwar noch weitaus wichtiger, bei den drei Beispielunternehmen IVU, media[netCom] und microlog ist dieses Kriterium aber wenig wirksam, denn schließlich können alle drei mit einem gut durchdachten Business Model aufwarten.

Die Unterschiede bei den Bewertungen sind aber umso eklatanter. Die Aktien des auf die Optimierung logistischer Prozesse spezialisierten Unternehmens IVU kamen mit einer Bewertung an den Markt, die sie zu einem Muß für jeden Anleger werden ließen. Mit einem 2001 KGV von 35 wurden die Anteile plaziert. In Anbetracht der Tatsache, daß der Logistik-Experte bereits profitabel arbeitet und darüber hinaus noch mit einem hohen zweistelligen Wachstum bei Umsatz und Ertrag aufwarten kann, war dieser Preis mehr als moderat. Der fast 100 %ige Zeichnungsgewinn und anschließend weiter kletternde Kurs ist daher nur die logische Konsequenz.

Freuen konnten sich die Anleger aber auch bei dem Börsengang der microlog logistics AG. Die auf Logistikdienstleistungen für mittelständische Unternehmen spezialisierte Gesellschaft emittierte ihre Anteile zu einem 2001er KGV von 34. Auch hier wieder eine Bewertung, die dem weiteren Kursverkauf viel Luft nach oben offen läßt. 120 % gegenüber dem Emissionspreis und im weiteren Verlauf nochmals über 30 % sind ein eindrucksvoller Beweis dafür. Fairneß und Weitsicht haben die beiden Konsortialführer Commerzbank und DG Bank bei der Preisfindung bewiesen, denn nur ein guter Start ist die Basis für ein Vertrauensverhältnis von Anleger zu Unternehmen, das nicht gleich beim ersten Kursknick zerbricht.

Das Gegenteil davon stellt diesbezüglich der Börsengang von media[netCom] dar. Das im Bereich Cinema-on-Demand tätige Unternehmen brachte seine Anteile mit einem KUV Basis 2001/02 von 14 (!) an den Neuen Markt. Wußte dort keiner der Verantwortlichen um die desolate Verfassung des Marktes? 14, soviel wurde gerade einmal während der Phase der Überhitzung Mitte März bezahlt. Die Performance dürfte anschließend die gerechte „Watsche“ für das Miß-Pricing gewesen sein. Kein Zeichnungsgewinn und anschließend eine Talfahrt, bei der der Kurs weitere 15 % verlor. Festzuhalten bleibt der Hinweis auf die Brisanz der Bewertung, denn diese kann selbst bei exzellenten Unternehmen die erwartete Kursperformance zunichtemachen.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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