Mit NOXXON Pharma aus Berlin hat sich ein weiteres deutsches Biotechunternehmen für den Börsengang in den Euronext Growth (Euronext) entschieden. Dank der Unterstützung der Altaktionäre glückte der Wandel von einer Plattformfirma zum Medikamentenentwickler. Von Stefan Riedel

 

Bereits zugelassene Krebstherapien noch wirksamer machen – mit diesem Ansatz hat sich die 1997 gegründete NOXXON aus Berlin neu aufgestellt. Konkret sollen die eigenen Substanzen in Kombination mit zugelassenen Checkpointinhibitoren wie auch herkömmlichen Chemo- und Strahlentherapien in der unmittelbaren zellulären Mikroumgebung von Tumoren wirken. Bisher war NOXXON mit der firmeneigenen Spiegelmer-Technologie bekannt. Dabei handelt es sich um Oligonukleotide, die von Enzymen nicht erkannt und abgebaut werden können. Diese Technologie hatte NOXXON im Januar 2017 an die Berliner Firma Aptarion biotech lizenziert.

Liquide Mittel für klinische Studien

Für die Finanzierung der eigenen klinischen Studien benötigte NOXXON mehr liquide Mittel. Die Altaktionäre, welche die bisherigen privaten Finanzierungsrunden mitgetragen hatten, erklärten sich hier bereit, die entsprechende Starthilfe zu geben – wenn NOXXON im Gegenzug über einen Börsengang weitere Finanzmittel einwirbt.

Mangelndes Biotech-IPO-Interesse in Deutschland

Als sich das Management von NOXXON im Frühjahr 2016 für den Börsengang entschied, fiel die Wahl des Börsenplatzes auf die Euronext. „Für Paris sprachen einige Gründe“, erläutert Aram Mangasarian, der Vorstandschef von NOXXON. „Ich selbst habe enge Kontakte zu französischen Investoren. Außerdem zählten Venture-Capital-Gesellschaften wie Sofinnova und Edmond de Rothschild bereits zu unseren Anteilseignern.“ Das seit Jahren mangelnde Interesse an Biotechbörsengängen in Deutschland tat ein Übriges.

Warum die Wahl auf die Euronext fiel

Die Fakten sprechen für die Vierländerbörse Euronext. Aktuell sind dort 89 Life-Science-Unternehmen gelistet. Damit ist die Euronext vor den Börsen London und Stockholm der europaweit größte Handelsplatz für Unternehmen aus dem Sektor. „Durch ihre regulatorischen Voraussetzungen ist die Euronext die ideale Anlaufstelle für Biotechs, die vom Reifegrad im Hinblick auf Börsenwert und klinische Produkte zum Zeitpunkt ihres Börsengangs noch nicht die kritische Größe erreichen, um ein Listing an der Nasdaq einzugehen“, erläutert Sebastian Grabert, Geschäftsführer des Münchner Büros von Euronext, die Vorzüge eines Euronext-Listings für aufstrebende Unternehmen. An der Euronext in Paris sind die für Biotechfirmen wichtigen Finanzexperten aus dem angloamerikanischen Raum aktiv. Dort stellen institutionelle Investoren aus den USA und Großbritannien mehr als 40% der Handelsvolumina. Ein Börsengang an der Euronext ist deshalb in den letzten Jahren für viele Firmen zum Sprungbrett geworden, die später weiteres Kapital über Nachfolgefinanzierungen und Zweitlistings einwerben möchten.

Liquidität der Aktie gestiegen

Für ihr Listing im September 2016 mit den Altaktionären benötigte NOXXON lediglich ein Informations dokument, welches wesentliche Punkte beinhaltet wie ein Börsenprospekt Basierend auf dem im Juli 2017 genehmigten Prospekt wurden die NOXXON-Aktien in das öffentliche Handelssegment des Euronext Growth Paris übertragen. Dieser Schritt war die Voraussetzung dafür, Wandelschuldverschreibungen auch mit Aktien-Optionsscheinen auszugeben. Seitdem ist die Liquidität der Aktie unter institutionellen Investoren und Privatanlegern deutlich gestiegen. Den entsprechenden Türöffner auf der Nachrichtenseite lieferte die Ende 2016 abgeschlossene Kooperation mit MSD, dem deutschen Ableger des USPharmakonzerns Merck. Dabei wird der Wirkstoff NOX-A12 in einer ersten Open-Label-Wirksamkeits studie als Kombinationstherapie bei Patienten mit metastasierendem Darmkrebs und Pankreaskrebs getestet. Diese zwei Krebsarten sprechen bislang nicht auf Checkpoint inhibitoren an. Erste Ergebnisse sollen bis Ende 2018 vorliegen.

Auf Kapitalsuche

Von positiven Resultaten erhofft sich NOXXON-Vorstand Mangasarian noch mehr Investoren, welche auch den Aktienkurs wieder in Schwung bringen. Das Unternehmen benötigt frisches Geld, um die erste Wirksamkeitsstudie für NOX-A12 zur Behandlung von bösartigen Gehirntumoren zu starten und beim zweiten Hoffnungsträger NOX-E36 erste klinische Studien in soliden Tumoren zu beginnen. „Schaffen wir diese Etappen“, ist Mangasarian optimistisch, „können wir in drei Jahren eine der spannendsten Firmen sein, die klinische Substanzen für die Mikro umgebung von Tumoren entwickeln.“

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.