„Die Ärzte“ wußten es zwar schon immer: „Männer sind Schweine“. Jetzt sollen aber amerikanische und australische Forscher ein Zwitterwesen aus Mensch und Borstenvieh erschaffen haben! Nicht auszudenken, wenn so eine oder einer in die Familie einheiraten würde! Hinzu kommen Berichte, daß Kellogg’s Cornflakes gentechnisch veränderten Mais als Hauptzutat enthalten und die betroffenen Cerealien aufgrund der noch mangelnden Verbraucherakzeptanz zur Zeit wieder eingezogen werden. Wächst unseren Kindern durch’s falsche Frühstück jetzt ein drittes Auge auf der Stirn? Man ist verunsichert. Sind Biotechnologie-Unternehmen doch nichts weiter als moderne Frankenstein-Labors mit schicken Namen und somit hochspekulative Investments?

Biotechnisch hergestellte Medikamente gegen Krebs, Multiple Sklerose oder Diabetes werden heutzutage weitestgehend als positiv empfunden und am Markt angenommen. Jedoch hegen die meisten Menschen weiterhin eine tiefe Abneigung gegen Experimente mit dem Erbgut von Mensch und Tier oder gentechnisch veränderte Nahrungsmittel. Doch um das Potential solcher Technologien und der Unternehmen abschätzen zu können, sollten nicht nur etwaige Risiken, sondern auch die Chancen unter die Lupe genommen werden. Auf der einen Seite können transgene Pflanzen wie Mais oder Soja etwa durch schnelleres Wachstum und mit eingebauten Schädlingsresistenzen helfen, den Hunger weltweit zu bekämpfen. Auch cholesterinfreie Eier oder Impfungen über die Nahrungsaufnahme sind nicht mehr nur vorstellbar, sondern möglich. Auf der anderen Seite ist die Übertragung von Antibiotika-Resistenzen über die Nahrungskette bis hin zum Endkonsument Mensch nicht gänzlich auszuschließen. Wenigstens ist bei momentanem Erkenntnisstand in der breiten Masse die ungewollte Verbreitung neuer genetischer Eigenschaften auf andere Tiere und Pflanzen unerwünscht. Bei der niedersächsischen KWS Saat AG wurden beispielsweise durch Pollenflug Erbinformationen von verschiedenen transgenen Rüben untereinander weitergegeben.

Transgene Tiere werden z.B. durch die börsennotierten Unternehmen Genmab und Medarex bereits heute erfolgreich zur Produktion von Antikörpern eingesetzt, die Krankheiten beim Menschen heilen sollen. Die von der schottischen PPL Therapeutics geschaffenen Klone, das Schaf Dolly und das Schwein Dotcom sowie seine vier Geschwister, oder das Chimärenwesen Schiege, eine Kreuzung von Schaf und Ziege, sind längst Realität. Ein möglicher nächster Schritt der Wissenschaftler wäre der unlängst diskutierte Einbau von menschlichen Genen in tierische DNS. Dies würde beispielsweise Xenotransplantationen, die Nutzung eines Tieres als Organspender, erheblich erleichtern. Allerdings ist die Schaffung und Patentierung dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse und solcher Zwitterwesen ethisch nicht vertretbar. Sowohl Greenpeace als auch das Europäische Patentamt wandten sich bereits gegen diese Art der Manipulation.

Doch um auf Halloween zurückzukommen: Ist die Biotechnologie nun trick (Streich) oder treat (Vergnügen)? In Anbetracht der bereits genutzten Medikamente, der Vielfalt der biotechnischen Lösungen bei den heutigen Herausforderungen in Gesundheit, Ernährung oder Umweltschutz und nicht zuletzt wegen der den Anlegern bescherten Aktiengewinne eindeutig letzteres: Vergnügen! Sollte Ihnen also in den nächsten Tagen auf der Straße ein Mensch mit Schweinsrüssel im Gesicht oder einem Auge auf der Stirn begegnen – nur die Ruhe bewahren. Denken Sie nicht gleich panisch an genetische Mutationen à la Dr. Frankenstein. So weit ist die Wissenschaft noch lange nicht und will auch gar nicht dorthin. Fragen Sie ihn lieber, wo er denn das tolle Kostüm gekauft hat.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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