Bisher war die sogenannte „Riester-Rente“ der überregulierte erste Versuch, eine kleine Tranche der umlagefinanzierten Rente in eine kapitalgedeckte Form zu überführen. Kein schlechter Gedanke an sich. Das Volk strömt nur leider nicht zu den Bankschaltern und Versicherungsvertretern, weil das Produkt am Bedarf vorbeigebaut wurde. Es nimmt – typisch deutsch – dem als unmündig gepflegten Arbeitsentgeltbezieher lieber Entscheidungen ab und baut einen zusätzlichen Regulierungsapparat auf.

Neuer Gedanke: private Vorsorge wird zur gesetzlichen Pflicht, auch für Selbständige und solche Arbeitnehmer, die dies bis dato sowieso getan haben. Nun haben wir gemischte Investmentfonds, die ihr Kundengeld gemäß Vermögensbildungsgesetz oder als Altersvorsorgevermögen oder als „riesterfähig“ anlegen – oder keines von allem. Welche Produkte der Finanzindustrie werden zur Erfüllung der Vorsorgepflicht anerkannt?

Statt Nachfragebelebung durch attraktivere Gestaltung droht dem Bundesbürger nun die, nennen wir es mal so, „ZwangsbeRiesterung“. Spargelder werden nun im Namen der staatlich verordneten Vermögensbildung requiriert, kostspielig verwaltet, kontrolliert und letztlich steuerpflichtig verrentet (von Ausnahmen einmal abgesehen). Wieviel Provision bekommen die Regierungsverantwortlichen für diese Vertragsflut von der deutschen Finanzindustrie?

Wer bisher als Nicht-Sozialversicherungspflichtiger selbst vorsorgte, soll in das marode System aus Generationenvertrag mit Riester-Abrundung eingemeindet werden. Bekommen Unternehmer und Freiberufler nun auch Kündigungsschutz? Jährliche Gehaltserhöhungen? Weihnachtsgeld? Bezahlten Urlaub?

Wir wagen eine kleine Prognose: Die persönliche Vermögensverwaltungs-GmbH wird um einen übersichtlichen operativen Geschäftsbereich erweitert. Der Teil des Einkommens, der sonst in der privaten Vorsorge gelandet wäre, sammelt sich steuerschonend in der Firma (bis zur Rente haben viele Unternehmer noch ein paar Legislaturperioden Zeit) und wird zum geringeren Teil staatlich umverteilt.

Wehe uns, wenn wir zum Wohle gezwungen!

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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