Mehr als 500 Mio. USD haben acht junge Biotechnologie-Unternehmen seit Anfang Februar an der Börse eingesammelt. Glaubt man den diversen US-Börsenplattformen und den amerikanischen Börsenjournalisten, sollte sich dieser IPO-Boom in der Biotech-Branche auch noch eine ganze Weile fortsetzen. Auch wenn die Post-IPO-Gewinne nicht immer der Prognose von Analysten und Investoren entsprechen, aktuell ist noch keine Abkühlung im Biotech-IPO Markt zu spüren und auch Investoren scheinen den Geschäftsmodellen zu vertrauen.

45 Mio. USD für Argos

45 Mio. USD brachte der Börsengang der in North Carolina beheimateten Argos Therapeutics ein, die seit dem 7. Februar 2014 am Nasdaq Global Market unter dem Börsenkürzel ARGS gehandelt werden kann. Mit dieser Summe zählt Argos Therapeutics eher zu den enttäuschenden Biotech-IPOs, denn der anvisierte Ausgabepreis zwischen 13 USD und 15 USD blieb mit nur 8 USD je Aktie hinter den Erwartungen. Wie so viele IPOs in den letzten Wochen und Monaten, so setzt auch Argos auf den boomenden Markt mit Krebsmedikamenten und entwickelt mit AGS-003 ein Medikament gegen das Nierenzellkarzinom.

Das Schlüsselprodukt hat es bereits erfolgreich bis in die Phase III der klinischen Entwicklung geschafft und gehört in die Klasse der Immuntherapeutika. AGS-003 nutzt dendritische Zellen von betroffenen Patienten, die nach einer Behandlung außerhalb des Körpers wieder in den Patienten injiziert werden, wo sie sich gegen den individuellen Tumor richten sollen. Damit setzt man auf ein Konzept, für das die Firma Dendreon mit Provenge schon vor Jahren den Proof-of-Concept erbringen konnte.

Auch die Pharmaindustrie hat mittlerweile das Potenzial dendritischer Zellen erkannt, so hat eine Phase-II-Studie mit der Kombinationstherapie aus AGS-003 mit Pfizers Sunitinib einen deutlichen Überlebensvorteil erbracht. Anstelle von 14,7 Monaten mit Sunitinib, lebten Patienten mit der Kombitherapie im Mittel 30,2 Monate. Ein vielversprechendes Ergebnis, das Argos nun in Phase III wiederholen möchte – die nötigen finanziellen Mittel sollten nach dem gelungenen IPO auf jeden Fall kein Problem mehr darstellen.

Mehr als 450 Mio. für 7 Biotechs

Neben Argos wagten noch weitere Firmen Anfang Februar den Gang an die Börse. Eleven Biotherapeutics (EBIO), Revance Therapeutics (RVNC) und Egalet (EGLT) sammelten gemeinsam netto 196 Mio. USD an Investorengeldern ein. Die Börsengänge der niederländischen uniQure (QURE), die mit der ersten zugelassenen Gentherapie in Europa für Furore sorgte, Biocept (BIOC), Genocea Biosciences (GNCA) und Auspex Pharmaceuticals (ASPX) kumulierten Finanzmittel in Höhe von insgesamt 261 Mio. USD.

Botox, bald ganz ohne Spritze

Mit einem Kurs von 16 USD pro Aktie und Gesamteinnahmen von 96 Mio. USD startete das Unternehmen Revance am oberen Ende der Preisspanne in den Markt. Das Schlüsselprodukt RT001 befindet sich in Phase III der Entwicklung und könnte ein enormes Marktvolumen besitzen. Das Gel soll um die Augen aufgetragen eine ganz ähnliche Wirkung wie eine Botox-Injektion besitzen, jedoch ganz ohne Spritze. In 2010 hatte sich RT001 in einer Phase II Prüfung als wirksam erwiesen und Revance eine Serie E-Finanzierung in Höhe von 33 Mio. USD gesichert.

Third Rock Ventures Börsenneuling

Aus dem Portfolio von Third Rock Ventures stammt der Börsenneuling Eleven, der mit einem Ausgabepreis von 10 USD eine Gesamtsumme von 50 Mio. USD einfuhr und damit seine Wirkstoffe gegen Augenkrankheiten voranbringen will. An vorderster Front EBI-005, der gegen entzündlicher Erkrankungen der Augen gedacht ist. In diesem Quartal sind eine Phase-III- und eine Phase-II-Studie mit dem Kandidaten geplant.

Auch ein Däne mit von der Partie

Mit Egalet gelang auch einem dänischen Biotech-Unternehmen der Sprung an die Börse. Bei einem Ausgabepreis von 12 USD pro Aktie sammelte Egalet 50 Mio. USD ein. Schmerzmittel auf Opioid-Basis die nicht abhängig machen stehen im Fokus und Egalet-001 ist der am weitesten fortgeschrittene Kandidat. Ein Zulassungsantrag für die Morphin-Formulierung soll bis Ende des Jahres fertig gestellt sein. Der zweite Wirkstoff Oxycodon soll noch in diesem Jahr in die Phase-III-Entwicklung eintreten. Der Zulassungsantrag an die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA ist für 2016 geplant.

Valentinstag mit Spannung erwartet

Am Valentinstag sind vier weitere Biotech-IPOs geplant. Läuft alles nach Plan, wollen Flexion Therapeutics, Amedica, Eagle Pharmaceuticals und Semler Scientific zusammen weitere 168 Mio. USD an Investorengeldern einsammeln. Die Begeisterung unter den Investoren scheint ungebrochen, das hat auch die jüngste J.P. Morgan Healthcare Konferenz gezeigt. Ungefähr 25 junge Biotech-Unternehmen präsentierten dort ihre Geschäftsmodelle und hoffen auf einen Börsengang noch im ersten Quartal.

 

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