Bildnachweis: Baker McKenzie.

Die Antwaltssozietät Baker McKenzie wählt aktuell global 67 Leading Practicioners in die Partnerschaft (in Deutschland insgesamt fünf neue Partner), darunter in Deutschland Julia Braun (Foto), bislang Counsel im Münchner Büro und ausgewiesene Expertin und Transaktionsanwältin im Bereich Life Sciences mit prominenten Finanzierungs- und Exit-Mandaten für Life Science Investoren, Portfoliogesellschaften und Gründerteams.
Berthold Hummel, Partner und verantwortlich für die Corporate Practice bei Baker McKenzie in München kommentiert: „Mit der Abwicklung zahlreicher Deals unter der Federführung von Julia Braun konnte Baker McKenzie die Schlagzahl bei namhaften Transaktionen im Bereich Life Sciences und MedTech deutlich erhöhen und das Corporate Anwaltsteam von Baker McKenzie am Standort München mit Fokus auf Healthcare verdoppeln. Die große Wertschätzung für ihren Beitrag bei dieser erfreulichen Entwicklung kommt mit der heutigen Partnerernennung zum Ausdruck.“

Die Plattform Life Sciences konnte mit Julia Braun über aktuelle Trends im Transfer-, Kooperations- und Akquisitions-Geschehen sprechen:

Julia Braun vor dem Büro in der Münchner Theatinerstraße.
Foto: Baker McKenzie

PLS: Wo geht derzeit die Reise stärker hin, zu M+A oder direkt zum IPO?
Julia Braun: Beides, und man sollte auch immer beide Tracks in Betracht ziehen, wobei auch die Auslizensierung mehr und mehr an Attraktivität gewinnt. Die US IPO-Welle bringt aber natürlich gerade eine besondere Dynamik.

PLS: Die vertraglichen Ausgestaltungen werden gefühlt immer komplexer, muss das sein?
Braun: Ja, es wird immer komplexer. Es kommt immer wieder eine neue Herausforderung dazu wie aktuell das Außenwirtschaftsgesetz und die „Unbedenklichkeitsbescheinigung“. Die größere Internationalität und Diversifizierung von Investorensyndikaten trägt auch zur steigenden Komplexität bei.

PLS: Internationalität ist noch immer stark USA-getrieben, spüren Sie den großen „Appetit“ auf deutsche, europäische Innovationen?
Braun: Ja, da gibt es gerade intensive Aktivitäten von US-Investoren über verwaltete Fonds und auch SPACs. Die SPAC-Welle verspricht aufgrund des besonderen Drucks geeignete „Targets“ finden zu müssen, spannende Deals. Baker berät in diesem Bereich intensiv und es entwickeln sich hier ganze neue Strukturen im globalen Outreach. Wir beraten zahlreiche Transaktionen für Mandanten, die nicht nur Richtung USA agieren, sondern beispielsweise auch bis Australien und den weiteren asiatischen Raum.

PLS: Wie verhält sich BigPharma zu SPACs?
Braun: Die schauen sich das schon an als Verwertungskanal für Programme, die nicht weitergeführt werden, aber auch als Wettbewerber beim Erwerb von „Innovations-Exits“.

PLS: Big Pharma hat sich aber auch sehr stark bei early stage positioniert. Ist das weiterhin so?
Braun: Dieser Trend ist ungebrochen, siehe die Übernahme von MYR durch Gilead, auch zu hohen Preisen. Die Innovations-Hubs in Deutschland werden dies noch stärker schüren, weil damit und auch durch den besseren Dealflow die Lust am Gründen steigt. Dieses Umfeld ist auch der typische Tummelplatz für die Corporate VCs der Pharmaunternehmen.

PLS: Wie lokal, global agieren Sie?
Braun: Es ist immer gleich global. Wir beraten zwar im deutschen Recht; aus lokal wird durch die internationale Kooperation sofort international. Interessant sind dabei die strategischen Beratungen etwa mit den Corporate VCs, die einen auch schnell auf die Reise in andere Rechtsräume mitnehmen und die Kompetenz entsprechend einfordern. Hier komme ich auch wieder zur AWG-Unbedenklichkeitsbescheinigung. Diese führt aktuell konkret zu Überlegungen bei Standortentscheidungen von Biotechs gegen Deutschland, und man muss dann ein Format finden, in dem das deutsche Gründerteam trotzdem im Boot bleiben kann.

PLS: Der Rechtsrahmen ändert sich beständig, national und international. Die Bedürfnisse der Beteiligten ändern sich, die ökonomischen Bedingungen verändern sich dynamisch Wie behalten Sie da den Überblick?
Braun: Kompliziert wird es an vielen Stellen, wo internationale Deal Terms eingefordert werden. Wir sind bei Baker McKenzie Teil einer sehr integrativen globalen Healthcare Industriegruppe mit mehr als 200 KollegInnen mit Expertise von FDA Zulassungsfragen bis IPO Begleitung. Und damit komme ich wieder dazu, warum eine hochkompetente Beratung hier wichtig ist: Neue Anforderung beispielsweise an „IPO-Klauseln“ stellen sich, weil die Dealteilnehmer ein IPO mit Börsenplatz und Zulassungsfragen antizipieren müssen im Beteiligungsvertrag. Auch die Zusammenstellung der Investoren-Syndikate wird immer herausfordernder, weil Investoren nicht unbedingt immer gleiche Vorstellungen über die weitere Entwicklung eines Biotechs haben und es schlicht schnell zu institutionellen Interessenskonflikten kommen kann – hier ist ein eigener fundierter Erfahrungsschatz aus der täglichen Rechtsberatung von Biotechunternehmen enorm wichtig, ohne dass ich deswegen für jeden Fall eine Blaupause aus der Schublade ziehen könnte.

PLS: Patentlösungen wären ja auch geschäftsschädigend für eine Rechtsberatung, oder?
Braun (lacht): Ich hätte selbst manchmal nichts dagegen…, aber in der Realität ist jede Transaktion einzigartig, man hat es auch mit Individuen hinter den Vertragsparteien zu tun, jede/r tickt anders. Das macht für mich auch die große Faszination aus, wie auch die hohe Professionalität und Wissenschaftstiefe der Akteure auf allen Seiten.

PLS: Wie sehen Sie Baker McKenzie aufgestellt für die gerade zunehmende Beachtung und internationale Wahrnehmung der deutschen Biotechnologie?

Braun: Wir haben das Privileg mit breiter Expertise in der Sozietät von Corporate/M&A über Regulatory bis ECM von allen Standorten in Deutschland beraten zu dürfen. Unsere Mandantenstruktur reicht von Pharmaunternehmen über Finanzinvestoren und jungen und reifen Biotechs wie CureVac bis zu Gründerteams und Investmentbanken. Dies erlaubt uns die Trends in der Biotech-Industrie tagtäglich zu sehen und teilweise sogar mitzugestalten. Ich werde immer öfter auch nach strategischem Input und internationalen Marktgepflogenheiten gefragt.

PLS: Vielen Dank für das Gespräch

Das Gespräch führte Dr. Georg Kääb

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