Werner Landthaler, CEO, Evotec, Foto: Evotec

Die Trendwende der Evotec Aktie scheint endlich gelungen, das Papier konnte sich im Zuge mehrer Neuigkeiten endlich sichtbar erholen. Nach der Meldung von der Verlängerung der Zusammenarbeit mit der Roche-Tochter Genentech, die seit 2010 besteht und das Ziel Indentifizierung neuer niedermolekularer Wirkstoffe verfolgt, kam nun Interessantes aus der CureBeta Forschungsallianz. Harvard-Professor Dough Melton, leitender Wissenschaftler von CureBeta, konnte mit seinem Team einen Schlüsselfaktor für die Vermehrung der im Pankreas beheimateten Beta-Zellen aufspüren.

Allianz CUREBETA
Die in 2011 initiierte CureBeta-Kooperation zwischen Evotec, der Harvard Universität und dem Howard Hughes Medical Institute hat das Ziel, Mechanismen und Schlüsselverbindungen zu identifizieren, die die Beta-Zell-Vermehrung regulieren und sich deshalb zur Therapie von Diabetes eignen könnten. Anfänglich wurden primär Tools und Assays etabliert, um die gesuchten Mechanismen und Zielstrukturen aufzufinden und Schlüsselverbindungen zu erforschen, die an der Regulation beteiligt sind. Janssen Pharmaceuticals sicherte sich 2012 Sublizenzen und damit den exklusiven Zugang zu solchen die Vermehrung der Insulin-produzierenden Beta-Zellen regulierenden Schlüsselsubstanzen.

Gefärbter Pankreasgewebeschnitt nach einwöchiger Betatrophin-Behandlung (grün: Betazellen; rot: sich teilende Zellen; blau: normale Zellkerne). Quelle: Havard StemCell Institute

Dough Melton und Peng Yi konnten nun ein humanes Gen aufspüren, das die Vermehrung von Betazellen in der Bauchspeicheldrüse stimuliert. Dieses Gen klonierten die Forscher in diabetische Mäuse und untersuchten dessen Auswirkung auf die Inuslin-produzierenden Betazellen. Das als Betatrophin bezeichnete Protein führte zu einer signifikanten Zunahme Betazellen und Insulin im Blut der Versuchstiere. Betatrophin könnte demnach eine effiziente Therapie für Diabetiker sein, deren erhöhter Blutzucker auf einem Insulinmangel, nicht aber auf einer Insulinresistenz beruht. Im Tiermodell mit diabetischen Mäusen konnte Betatrophin die Anzahl der Beta-Zellen um den Faktor 30 steigern und die Blutzuckerkonzentration der Tiere beträchtlich senken. Die Forschungsergebnisse aus dem CureBeta-Programm wurden jüngt im Fachblatt „Cell“ veröffentlicht. Auf Youtube erklärt Dough Melton die Entdeckung des Hormons.

Der lange Weg zum Medikament
Auch wenn der Weg bis zu einem neuen Medikament gegen Diabetes noch einige Jahre dauern kann, wie eine Evotec-Sprecherin erläuterte, die in der Fachzeitschrift „Cell“ publizierten Daten zu Betatrophin sind vielversprechend. Die Aktionäre dürfte freuen, dass  sich das gesamte intellektuelle Eigentum in Zusammenhang mit diesen innovativen Forschungsansätzen im Besitz von Evotec und dessen Pharmapartner Janssen, der sich im Juli 2012 der CureBeta Kollaboration anschloss, befindet.

Über Diabetes
Wird aus Betatrophin tatsächlich ein Medikament, Evotec könnte auf gute Umsätze hoffen. Gemäß der „International Diabetes Foundation“ leben weltweit nämlich mehr 300 Mio. Menschen mit Diabetes. 90 bis 95 Prozent davon leiden am Diabetes Typ 2 – auch Alterdiabetes genannt. Ausgelöst durch Adipositas sind mittlerweile aber zunhmend junge Menschen und sogar Kinder von der Zuckerkrankheit betroffen. Während beim genetisch-bedingten Typ 1 Diabetes die Betazellen durch Autoantikörper zerstört werden hat Diabetes Typ 2 mehrere Ursachen. So kann beispielsweise die Insulinproduktion oder die Insulinsekretion aus den Betazellen verringert sein. Eine zweite Ursache ist ein Verlust der Insulinsempfindlichkeit der Zielzellen, dies nennt man Insulinresistenz. Nur im ersten Falle wäre Betatrophin eine mögliche Therapieoption auch bei Typ 2 Diabetes. Im Jahr 2011 belief sich das Marktvolumen für Diabetes-Medikamente weltweit auf 465 Milliarden US-Dollar – Tendenz steigend.

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