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Deutschland fördert die heimische Wissenschaft und ist Spitzenreiter in vielerlei Forschungsgebieten. Um aber aus einem Start-up mit solider Basis ein erfolgreiches Unternehmen zu machen, braucht es Kapital, Unternehmergeist und ­Risikobereitschaft. Diese Voraussetzungen finden Gründer vor allem in den USA. Ein CFO vor Ort kann helfen, am
US-amerikanischen Kapitalmarkt Fuß zu fassen. 

Auch wenn die Coronapandemie die Entwicklung des deutschen Biotechnologiemarkts befeuert hat, wird, im Vergleich mit den USA, wenig in diesen Sektor investiert. Den 851 Mio. EUR, die deutsche ­Biotechunternehmen 2021 an Wagnis­kapital eingesammelt ­haben, stehen mehr als 15 Mrd. USD in den USA gegenüber.

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Unterschiede des Biotechmarkts in den USA und in Deutschland

Eine mögliche Erklärung sind die kulturellen Unterschiede zwischen europäischen und amerikanischen Investoren, die sich vor allem in deren Risikobereitschaft ­zeigen. Gerade Life-Sciences-Investments sind davon betroffen, gelten sie trotz ihrer zukunftsweisenden Bedeutung aufgrund der langen Entwicklungszeiten und hohen Ausfallrisiken doch immer noch als spekulativ. Daher sind deutsche Investoren mit Investments in diesen Sektor oft ­zurückhaltend.

Mit dem „American Dream“ im Hinterkopf gehen amerikanische Investoren ­dagegen oft ein höheres Risiko ein, um perspektivisch höhere Erträge zu erzielen. Diesen Unterschieden scheint es auch geschuldet, dass Start-ups in Europa oft deutlich niedriger bewertet sind.

Kein Wunder also, dass sich zahlreiche deutsche Firmen auf Kapitalsuche gen USA orientieren – so auch HMNC Brain Health.

Wie ein CFO vor Ort helfen kann

Europäische Biotechfirmen genießen nicht erst seit der COVID-19-Pandemie und dem Erfolg von BioNTech bei der Impfstoffentwicklung besonderes Ansehen in den USA. „European Quality“ gilt als Güte­siegel für Produkte aller Art. Das allein reicht jedoch nicht aus, um in den USA ­erfolgreich zu sein.

Daher folgen viele Unternehmen dem Ansatz, als deutsches Start-up einen CFO mit Sitz in den USA zu ernennen. Der CFO ist die Schlüsselperson, um Investoren von der Qualität des Unternehmens zu überzeugen und ihnen Investmentsicherheit zu vermitteln. Langjährige Marktkenntnis sowie ein ausgeprägtes Netzwerk und gute Kontakte in der Branche sind ausschlaggebende Erfolgsfaktoren.

Diese Kombination aus europäischer Qualität und langfristiger Perspektive zusammen mit einem Standort samt CFO in den USA scheint also ein wichtiger Hebel für deutsche Start-ups zu sein, um am ­Kapitalmarkt auf beiden Seiten des Atlantiks erfolgreich zu sein.

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HMNC Brain Health ist ein Unternehmen, das dieses Konzept perfekt umsetzt. Der Precision-Psychiatry-Ansatz der Firma basiert auf jahrzehntelanger Forschung am renommierten Max-Planck-Institut für Psychiatrie und fußt auf dem Prinzip, Wirkstoffe zusammen mit begleitenden Biomarkertests zu entwickeln, um die ­Patienten zu identifizieren, bei denen die Medikamente auch wirken. Ein deutsches Start-up also, mit hochqualitativen Produkten basierend auf einer gut durchdachten Strategie – und mit Standort und CFO in den USA, der sowohl den euro­päischen als auch den amerikanischen Markt ausgezeichnet kennt.

Auch für das Unternehmen selbst ist es wichtig, jemanden vor Ort zu haben, der die Firma auf die kulturellen Unterschiede zwischen Europa und den USA vorbereiten kann. Wo in Deutschland vor allem ­Bescheidenheit hinsichtlich der Formulierung von Erfolgsaussichten und Produktmöglichkeiten gilt, wird in den USA Marketing großgeschrieben. Dabei stehen vor ­allem die Chancen im Fokus, ganz nach dem Motto „high risk, high reward“. Eine kluge Übersetzung deutscher Qualitäten für den risikowilligen US-Markt ist demnach unerlässlich.

Volatiles Marktumfeld erfordert mehr Flexibilität

Doch auch wenn man als deutsches ­Unternehmen mit hochqualitativen Produkten und Standort mit CFO in den USA agiert, ist der Erfolg kein Selbstläufer – denn das Marktumfeld ist heute deutlich herausfordernder als noch vor zwei ­Jahren.

Während der COVID-19-Pandemie nahm die Attraktivität des Biotechsektors deutlich zu und Investoren engagierten sich stärker in der Branche als jemals zuvor: Denn während der Pandemie und der ­dadurch bedingten Unsicherheiten am Markt setzten die meisten Anleger vor ­allem auf Wachstumsmärkte mit direktem Bezug zum Tagesgeschehen. So stiegen ­Investitionen in die Gesundheits- und Life-Sciences-Branche drastisch.

Mit dem Abebben der Coronapandemie und dem damit einhergehenden Biotechboom sehen wir eine Konsolidierung des Markts. Investoren haben dazugelernt und wägen nun sorgfältig ab, wo sich eine Investition lohnt. Auch das Wiederauf­leben anderer Märkte durch die zunehmenden Öffnungen in gesellschaftlichen Bereichen führt bei Investoren zu mehr ­Diversifizierung – Biotech hat neue alte Wettbewerber. Infolgedessen wird nicht mehr jede Gründungsidee direkt mit ­Eigenkapital finanziert und wir befinden uns in einer Marktphase, in der hauptsächlich ausgereiftere Geschäftsmodelle Bestand haben werden.

Es ist also ein höheres Maß an Flexibi­lität von Unternehmen gefragt, um erfolgskritisches Kapital einzutreiben.

So wird vor allem bei Pre-Revenue-Start-ups die Option der Schuldenfinanzierung populärer – ein Instrument, das ­bisher von US-Investoren wenig genutzt wurde. Auch Wandelanleihen oder ­Hybridfinanzierungen werden immer ­beliebter. Grundsätzlich stellt sich hierbei die Frage nach den Zinsraten – je höher diese steigen, desto unwahrscheinlicher ist es, dass ein Unternehmen diese Finanzierungsform in Betracht zieht. Gerade in fiskalpolitisch unsicheren Zeiten wie ­diesen sind solche Finanzierungsformen besonders herausfordernd.

Autor/Autorin

Nir Naor

Nir Naor ist CFO von HMNC Brain Health. Er verfügt über 20 Jahre globale Erfahrung in den Bereichen Finance and Accounting, Investment Banking, Geschäftsentwicklung und Recht aus Big Pharma und Biotech. Zuletzt war Naor CFO von Arbor Pharmaceuticals, einem Private-Equity-finanzierten (KKR) US-Pharmaunternehmen mit einem Umsatz von 300 Mio. USD, welches er zur Börsenreife und schließlich zum Verkauf brachte.