2003 war für den amerikanischen IPO-Markt in zweifacher Hinsicht ein Jahr der Wende. Zum einen, weil sich die Emissionstätigkeit im Verlauf des Jahres dramatisch wandelte. Bedingt durch Golfkrieg, konjunkturelle und andere Unsicherheiten kam die sowieso schon geringe Emissionstätigkeit, die sich zu Beginn des Jahres gezeigt hatte, im Frühjahr quasi vollständig zum Erliegen. Dafür aber zeigte sich die Erholung in den Herbstmonaten um so deutlicher. Monat für Monat stieg die Anzahl der Neuemissionen, um letztlich in einer Gesamtjahresperformance zu münden, mit der kaum jemand gerechnet hatte. Zum anderen führte diese Entwicklung dazu, daß das Niveau von 2002 mit 70 IPOs auch 2003 trotz aller Widrigkeiten gehalten werden konnte. Der seit 2000 anhaltende Abschwung der Emissionstätigkeit auf Jahresbasis war damit gestoppt. Wer im letzten Jahr Neuemissionen suchte, der wurde in den USA also durchaus fündig, aber auch Resteuropa hatte immerhin 99 Emissionen zu bieten. In Deutschland dagegen war die Suche vergebens.

2004 aber schickt sich an, nicht nur das Jahr der Konsolidierung, sondern auch Erholung zu werden. Aus ökonomischer Sicht spricht in den USA dafür das historische Zinstief genauso wie rückläufige Kriegssorgen, ein verbessertes regulatorisches Rahmenwerk und nicht zuletzt die immensen Steuererleichterungen im Bereich der Kapitalbildung, die es in der Form seit der Reagan-Ära nicht gegeben hatte. Mehr noch als die konjunkturelle Situation wirft aber das Sentiment bereits seine Schatten deutlich voraus. Waren die ersten Januarwochen für die amerikanische IPO-Industrie historisch gesehen eher Phasen der Ruhe, so zeigte sich heuer bereits deutliches Leben: Schon in der ersten Januarwoche wurde mit K-Sea Transportation die erste Emission des Jahres plaziert. Und das war nicht etwa eine ängstliche Kleinemission. Bei stattlichen 85 Mio. US-$ lag das Emissionsvolumen. Und obwohl der Ausgabepreis am oberen Ende der Bookbuilding-Spanne festgelegt und die Aktienzahl zuletzt noch von 3,5 auf 3,625 Mio. erhöht worden war, kletterten der Aktienkurs des Transport-Dienstleisters am ersten Handelstag um solide 15 %.

Die nächsten zwei IPO-Kandidaten stehen bereits in den Startlöchern, die IPO-Pipeline ist prall gefüllt. Auch der Börsengang von Google nimmt mehr und mehr konkretere Züge an. Morgan Stanley und Goldman Sachs scheinen ein Emissionsmandat erhalten haben. Damit deutet sich ein nun doch eher klassisch ausgeführter Börsengang an, der allerdings schon im April Realität werden könnte.

Und die alte Welt? Auch hierzulande könnte der Primärmarkt eine Wiedergeburt erfahren. Zahlreiche Großemissionen wie Postbank, T-Mobile, HExal, Rodenstock und andere stehen auf der Warteliste, und jedes Unternehmen hätte bei einem Börsengang die Signalwirkung, um auch kleinere Kandidaten erfolgreich auf das Parkett zu führen.

Noch ist der weltweite IPO-Markt kein Selbstläufer. Das Zögern ist noch längst nicht passé. Machen aber unerwartete politische oder konjunkturelle Ereignisse den Börsen keinen Strich durch die Rechnung, dann ist 2004 gut für ein hoffnungsvolles Comeback des weltweiten Primärmarktes.

Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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