Reine Umplatzierung
Angeboten werden maximal 2,74 Mio. Aktien, die aus einer Umplatzierung stammen. Eine Kapitalaufnahme findet beim IPO, das von der Bank am Bellevue (Schweiz) und der Baader Bank begleitet wird, nicht statt. Knapp 80 Mio. Euro könnten bei dem Börsengang erlöst werden, die direkt an die Eigentümer gehen. Dies stört aber nicht: Williams GP verfügte Ende 2010 über eine Netto-Cash-Position von umgerechnet ca. 30 Mio. Euro. Sir Frank will auch nach dem IPO über 50% am Unternehmen halten und gibt nur einen geringen Teil seiner Aktien ab. Co-Gründer Patrick Head dagegen, der mehr oder minder offen seinen Rückzug plant, reduziert seine Anteile von 27 auf 6%.

Warum Frankfurt? Williams wolle nicht alle Investorengelder und Sponsoren-Cashflows offenlegen, lautet die Antwort von Vorstandschef Adam Parr während der Pressekonferenz. Transparenz ja, aber nicht zu viel. Daher fiel die Wahl auf den Entry Standard: Ausländische Unternehmen können hier entweder nach IFRS oder der heimischen Rechnungslegung (UK-GAAP), für die sich Williams entschieden hat, berichten.

Generationswechsel vorbereiten
Der Rennstall sucht nicht etwa nach einem neuen Großinvestor, sondern nach Privatinvestoren – am besten solche, die sich dem Rennsport genauso verschrieben haben wie Sir Frank. Auch wenn sein Rückzug noch nicht feststeht, will Williams sicherstellen, dass das Unternehmen weniger von seiner Person abhängt: Er ist jetzt 68 und seit einem Unfall in den 80ern querschnittsgelähmt.


Williams Grand Prix Holdings – Geschäfts- und Kennzahlen

2010e

2011e

2012e

Umsatz*

104

111

118

Nettoergebnis*

6,0

11,0

17,0

EpS

0,58

1,06

1,65

KGV min.

41,3

22,5

14,6

KGV max.

54,0

27,2

17,6

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: eigene Schätzungen GoingPublic Research


Ein Leben lang laut und schnell
Zusammen mit Patrick Head gründete Williams 1977 den Rennstall. Seitdem hat das Team neun Konstrukteurs- und sieben Fahrerweltmeisterschaften gewonnen. Doch diese Erfolge liegen Jahre zurück: Den letzten WM-Titel holten sich die Briten 1997, das letzte Jahr vor Schumachers Ferrari-Dominanz. Seitdem fahren sie im Windschatten des Mittelfelds. Sogar der letzte Rennsieg ist lange her.

In der 2011er Saison setzt das Team auf Erfahrung und neue Impulse. Neben Rubens Barrichello, der sich bisher nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, startet F1-Neuling Pastor Maldonado für Williams. Ob sich damit die Erfolge der 80er und 90er wiederholen lassen, ist fraglich, da die Konkurrenz um Red Bull (mit Weltmeister Vettel) und Ferrari stark ist. Aber in der Williams GP Holding ist noch ein zweites Standbein angesiedelt: Hybridmotoren. In Katar wird die Schwungradtechnik für Stromspeicherung entwickelt und getestet – mit finanzieller Unterstützung des Emirats. Diese Technik setzen die Briten zwar noch nicht selbst ein, verkaufen sie aber an Autohersteller wie Porsche. Künftig sollen weitere Kunden hinzukommen.

Wachstumsmarkt Formel-1
Auch das Formel-1-Geschäft wächst: Jährlich wird die Zahl der Rennen erhöht – die Sponsoren reden offenbar kräftig mit. Mittlerweile sind es 20, Tendenz steigend. Auch die Zuschaueranzahl legt weltweit zu. Die Ausgaben für F&E sind seit 2011 auf 30 Mio. Euro beschränkt. Abgesehen vom Fahrergehalt ist die Kostenstruktur der Rennschmiede relativ fix: Die Sponsoringverträge sind unterschrieben, Steuern muss Williams aufgrund von F&E-Steuergutschriften nicht zahlen. Für 2011 rechnet das Team mit einem Nettogewinn von umgerechnet 11 Mio. Euro. Daher plant das Management, künftig eine Dividende in Höhe von 25 bis 30% des Nettogewinns auszuschütten.

Fazit
Trotz der soliden Struktur ist Vorsicht geboten. Jedes Jahr kommen neue Regeln in der Formel-1 hinzu, die der langfristigen Planbarkeit nicht gerade gut tun. So handelt es sich mit Williams GP in erster Linie doch um eine Art Fan-Aktie. Am unteren Ende der Spanne scheint eine Zeichnung vertretbar – für Fans.

Maximiliane Worch

Williams Grand Prix Holdings – Emissionsparameter
WKN

A1H 6VM

Erstnotiz

2. März

Zeichnungsfrist

9. bis 28. Februar

Preis

24 bis 29 EUR

MarketCap

247,9 bis 299,6 Mio. EUR

Marktsegment

Entry Standard

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

65,7 bis 79,4 Mio. EUR

Konsortium

Bank am Bellevue, Baader Bank

Free Float

max. 27,4%

Internet

www.attwilliams.com

 

We’re in a new era of business diversification and revenue stability“

Interview mit Adam Parr, Chairman, Williams Grand Prix Holding

GoingPublic: Mr. Parr, why is the IPO the best option to safe the future of the Team?
Parr: This IPO secures o
ur sustainable ownership structure and provides investors a unique opportunity. The IPO also increases our ability to attract and retain key talent through share ownership, and the transparency and governance standards that accompany a public listing are very attractive to sponsors and business partners alike. The business of Formula One has changed dramatically over the past decade; we’re in a new era of business diversification and revenue stability. The sport’s business model provides Williams the stability and opportunity that makes an IPO only now feasible.

GoingPublic: How often are the contracts with your sponsors negotiated?
Parr:
The terms of sponsorship agreements vary between our partners, and remain commercially confidential. Nonetheless, our key partnership agreements have staggered renewals, and we are both proactive and closely engaged in managing existing partners and recruiting new sponsors.

GoingPublic: Wouldn’t it be better to choose an experienced driver to become a Championship-winning F1-Team again?
Parr: We only employ drivers that are competitive – Rubens Barrichello is a veteran of Formula One, entering his 19th season, and Pastor Maldonado is the reigning GP2 champion. We have a great combination of drivers, balancing both experience and potential, supported to an equally strong engineering and technical team.

GoingPublic: Mr. Parr, thank you for the interview!

Das Interview führte Maximiliane Worch.

 

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