Schneller und lukrativer Ausstieg
Auch bei Tognum will der Finanzinvestor nun einen Großteil seiner Anteile abgeben, nachdem er den Geschäftsbereich „Off-Highway“ von DaimlerChrysler um die MTU Friedrichshafen erst Anfang 2006 für 912,5 Mio. Euro von dieser übernommen und nach Branchenschätzungen dabei lediglich 250 Mio. Euro an Eigenmitteln aufgewendet hatte. So sollen am 2. Juli bis zu 86,4 Mio. Aktien aus dem indirekten Besitz der zur Wallenberg-Gruppe gehörenden EQT sowie aus einer Kapitalerhöhung zu einem Preis zwischen 22 und 26 Euro im Amtlichen Markt der Frankfurter Wertpapierbörse platziert werden. Bei vollständiger Ausübung des Greenshoes würde sich die Hauptgesellschafterin von fast drei Vierteln ihrer Anteile trennen und wäre anschließend nur noch mit 22,3% am Dieselmotorenhersteller beteiligt. Dabei war der Ausstieg der Schweden – so zumindest die ursprüngliche Kommunikation – eigentlich erst für das Jahr 2011 vorgesehen. Das Management von Tognum, das seinerzeit zu gleichen Bedingungen wie EQT eingestiegen ist, gibt zunächst dagegen keine Anteile ab.

Tognum – Geschäfts- und Kennzahlen

2006

2007e

2008e

Umsatz*

2.540

2.800

3.000

Nettoergebnis*

26,8

130,0

200,0

EpS

0,20

0,99

1,52

KGV min.**

107,9

22,2

14,5

KGV max.**

127,5

26,3

17,1

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: GoingPublic Research
**) auf Basis der Preisspanne


Schuldenabbau im Vordergrund
Mit einem Gesamtvolumen von bis zu 2,25 Mrd. Euro stellt das IPO des MDax-Kandidaten hierzulande den größten Börsengang seit dem Going Public der Deutschen Post Ende 2000 dar. Der Gesellschaft selbst, deren Kerngeschäft im Bau und Verkauf schnell laufender, leistungsstarker Dieselmotoren und kompletter Antriebssysteme für Schiffe sowie schwere Land- und Schienenfahrzeuge besteht, fließen dabei allerdings nur rund 250 Mio. Euro an neuen Mitteln zu. Verwendet werden sollen sie praktisch ausschließlich zur Reduzierung der Nettoverbindlichkeiten auf dann rund 400 Mio. Euro. Auf diese Weise erhalte das Unternehmen eine Kapitalstruktur, die auf Wachstum ausgerichtet sei, wie Finanzvorstand Joachim Coers auf der Emissionspressekonferenz auf eine entsprechende Frage des GoingPublic Magazins erwiderte. So versprach CEO Volker Heuer auch künftig stärker zu wachsen als der Markt. Während dieser 2006 um 9,5% zulegen konnte, schaffte der Börsenaspirant immerhin einen Umsatzanstieg von knapp 20% auf 2,54 Mrd. Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 309 Mio. Euro (+ 39,8%).

Solide Wachstumsaussichten
Dennoch sorgt ein mögliches Übertreffen des für die kommenden Jahre prognostizierten Marktwachstums von 4,4% nicht gerade für überbordende Phantasie. Dies gilt umso mehr, als Tognum in seinen Kerngeschäftsfeldern bereits gut positioniert ist und schon heute Margen oberhalb der Konkurrenz durchsetzen kann. Als potenzielle Expansionstreiber nennt der Vorstandsvorsitzende die Sparte Energieerzeugung, das Servicegeschäft und eine neue Motorenbaureihe, deren Einführung für 2009 vorgesehen ist. Aus regionaler Sicht soll insbesondere Asien, wo das Unternehmen im vergangenen Jahr ca. 17% seiner Umsätze generierte, weiter an Bedeutung gewinnen. Zumindest am oberen Ende der Zeichnungsspanne scheint Tognum für einen Börsenkandidaten schon recht ambitioniert bewertet zu sein. So beträgt das für 2008 erwartete EBIT-Multiple stolze 10,4, während es bereits notierte internationale Vergleichsunternehmen trotz Kursgewinne in den vergangenen Monaten und Jahren im Durchschnitt auch nur auf einen Wert von 10 bis 11 bringen. Deutsche Maschinenbauer werden derzeit sogar nur mit dem 9-fachen des für 2008 geschätzten Gewinns vor Steuern und Zinsen gehandelt. Somit ist nicht nur kein Emissionsdiscount auf einen fairen Wert (bzw. auf die Peer Group) erkennbar, sondern es muss sogar von einer Prämie gesprochen werden.

Nachtrag
Ein Börsenbrief hatte während der Zeichnungsfrist bemängelt, dass Angaben zu Personal- und Materialaufwand in den Jahren 2004 und 2005 die im Prospekt für diese Jahre ausgewiesenen Gewinne nicht möglich machen könnten. Tognum prüfte daraufhin die Hinweise und stellte die Angaben zu den beiden genannten Positionen, die in einer Nebenrechnung separat ermittelt worden waren, als Nachtrag zum Prospekt bei der BaFin richtig. „Der Materialaufwand sei in diesen Anhangangaben für 2004 und 2005 zu hoch, für aber 2006 zu niedrig angesetzt, der Personalaufwand wiederum sei für alle drei Jahre zu hoch angesetzt“, so die Stellungnahme. Die entsprechenden Abschlüsse seien entsprechend geändert und einer Nachtragsprüfung unterzogen worden, „die zu keinen Einwendungen geführt hat“, hieß es weiter.

Fazit
Ob nach dem gewinnträchtigen Ausstieg des Finanzinvestors auch für die freien Aktionäre der ersten Stunde noch hinreichendes Potenzial verbleibt, scheint fundamental damit fraglich. Beim Aromen- und Geschmackstoffhersteller Symrise, der Ende vergangenen Jahres ebenfalls von EQT an die Börse gebracht wurde, hätte sich ein Engagement – in einem wohlgemerkt sehr positiven Marktumfeld – immerhin gelohnt. Eine Zeichnung der sich im fortgeschrittenen Stadium des Investitionsgüterzyklus befindlichen Tognum erscheint summa summarum nicht empfehlenswert.

Tognum – Emissionsparameter
WKN

A0N 4P4

Erstnotiz

2. Juli

Zeichnungsfrist

19. Juni bis 29. Juni

Bookbuildingspanne

22 bis 26 Euro

MarketCap

2,89 bis 3,42 Mrd. Euro

Marktsegment

Amtlicher Markt (Prime Standard)

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

11,4 Mio. Aktien aus KE; 63,7 Mio. Aktien von Altaktionären,

zuzüglich 11,3 Mio. Aktien Greenshoe

Emissionsvolumen 1,9 bis 2,25 Mrd. Euro

Konsortium

Dt. Bank, Goldman Sachs (Joint Global Coordinators / Joint Bookrunners)

Credit Suisse, Dresdner Kleinwort, Lehman Brothers (Co-Lead Manager)

Sal. Oppenheim, Société Générale (Co-Manager)

BayernLB (Selling Agent für Privatanleger)

Free Float

57,1 bis 65,7%

Internet

www.tognum.de

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