Kleines Gerät, große Wirkung

Egal ob kristallin oder Dünnschicht, alle Solarmodule produzieren zunächst einmal Gleichstrom. Um diesen nutzen und in ein öffentliches Stromnetz einspeisen zu können, bedarf es der Umwandlung in Wechselstrom. Hier kommen die von SMA Solar produzierten Wechselrichter ins Spiel. Die kleinen, recht unscheinbaren Geräte mit so klangvollen Namen wie „Sunny Boy“ oder „Sunny Island“ sorgen dafür, dass Solarstrom überhaupt erst in die öffentlichen Netze der Versorger eingespeist werden kann. SMA betont die Unabhängigkeit der eigenen patentierten Technologie. Die Geräte lassen sich mit jedem Solarmodultyp und jeder Anlagenleistung kombinieren. Die in Kassel ansässige Gesellschaft kann bereits auf eine beachtliche Firmenhistorie verweisen. Seit der Gründung im Jahr 1981 durch die heutigen Vorstände Günther Cramer, Peter Drews und Reiner Wettlaufer sind die Hessen kontinuierlich gewachsen. Heute beschäftigt SMA in seinen insgesamt neun Niederlassungen rund 2.000 Mitarbeiter.

Kapazitätsausbau und Internationalisierung

Wie viele Unternehmen der PV-Branche forciert auch SMA den Ausbau seiner Kapazitäten. Am Standort Kassel soll die neue, erweiterte Produktionsfläche bereits Anfang 2009 einsatzbereit sein. SMA kommt dann auf eine jährliche Produktionskapazität von bis zu 4 Gigawatt (aktuell: 2,5 GW). Parallel dazu strebt der Konzern den Ausbau seiner F&E-Abteilung auf ca. 400 Mitarbeiter im Jahr 2010 an. In diesem Zusammenhang seien auch gezielte Akquisitionen denkbar. In Innovationen und Produktneueinführungen sieht der Vorstand vor allem die Basis für weiteres Wachstum. Daneben soll die Internationalisierung des Geschäfts für steigende Umsätze und Gewinne sorgen und zugleich helfen, die Abhängigkeit vom deutschen Markt (Umsatzanteil 2007: 72%) zu verringern. SMA plant, sein Vertriebsnetzwerk in Europa, Südamerika und Asien zu erweitern und einzelne Länder mit eigenen Servicegesellschaften sukzessive zu erschließen.

Wettbewerb wird härter

Mit dem Etikett „Marktführer“ schmücken sich viele Unternehmen. Im Fall von SMA trifft diese Bezeichnung aber tatsächlich auch zu. Die Hessen kommen auf einen Marktanteil von ca. 34%, der nächste Wettbewerber erreicht gerade einmal 11%. Ausgehend von den Plänen des Vorstands zur Kapazitätserweiterung und Internationalisierung sollte der Konzern seine Vormachtstellung in den kommenden ein bis zwei Jahren weiter ausbauen können. Längerfristig droht aber Gefahr, da SMA seinen technologischen Vorsprung nicht auf ewig verteidigen dürfte und man bei zentralen Parametern wie dem Wirkungsgrad allmählich das Maximum des Möglichen erreicht. Entsprechend sollte die derzeit noch am Markt erzielbare Preisprämie zurückgehen. Inwieweit sich diese Entwicklung über interne Einsparungen auf der Produktions- und Einkaufsseite kompensieren lässt, ist aus heutiger Sicht unklar. Auch vor dem Hintergrund eines sich abzeichnenden strukturellen Wandels des PV-Marktes – weltweit fahren Modulhersteller ihre Produktion drastisch nach oben –, der viele von SMAs Kunden treffen wird, scheint eine gewisse Vorsicht angebracht. Die für dieses Jahr anvisierte EBIT-Marge von 20% lässt sich jedenfalls nicht ad infinitum fortschreiben.

SMA – Geschäfts- und Kennzahlen

2006

2007

2008e

2009e

Umsatz*

193,0

327,0

495,0

725,0

Nettoergebnis*

20,5

36,8

71,0

104,0

EpS

0,59

1,06

2,05

3,00

KGV min.**

67,7

37,7

19,5

13,3

KGV max.**

88,0

49,0

25,4

17,4

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: eigene Schätzungen GoingPublic Research
**) auf Basis der Preisspanne von 40 bis 52 Euro

Hoher Umplatzierungsanteil misfällt

Nicht ganz zur Wachstumsstory will die Struktur des öffentlichen Angebots passen. Rechnet man die Mehrzuteilungsoption hinzu, so würde nur rund ein Drittel des Emissionserlöses dem Unternehmen zufließen. Das Argument, eine umfangreichere Kapitalerhöhung sei nicht notwendig, da SMA bereits hohe freie Cashflows erziele, überzeugt nicht sonderlich. So werden die Gründer auch nach erfolgreichem Börsengang weiter die Mehrheit an SMA halten, ein höherer Kapitalerhöhungsanteil hätte allerdings ebenfalls die angestrebte Streubesitzquote herzuleiten vermocht.

Fazit

Die technologische Positionierung und Wachstumsstrategie überzeugen, wenngleich das Margenrisiko nicht unberücksichtigt bleiben soll. Weniger überzeugend fallen dagegen die Rahmendaten des IPOs aus, von dem zu aller Erst die Gründer profitieren. Die weit gefasste Preisspanne trägt zumindest am unteren Rand der momentanen Marktstimmung mit einem ausreichend großen Abschlag auf die im Vorfeld kolportierten Börsenwerte (1,8-1,9 Mrd. Euro) Rechnung. Legt man die Kennzahlen der Peer Group-Unternehmen wie Q-Cells zu Grunde, die für dieses Jahr Gewinnmultiples von bis zu 30 aufweisen, so erscheint eine Zeichnung bis maximal 46 Euro vertretbar. Je höher der Ausgabepreis, desto eingeschränkter das mittelfristige Kurspotential.

Marcus Wessel

SMA – Emissionsparameter
WKN

A0D J6J

Erstnotiz

27. Juni

Zeichnungsfrist

23. bis 25. Juni

Bookbuildingspanne

40 bis 52 Euro

MarketCap

1,4 bis 1,8 Mrd. Euro

Marktsegment

Prime Standard

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

2,7 Mio. Aktien aus Kap.erhg.,

4 Mio. Aktien von Altaktionären

Greenshoe 1 Mio. Aktien von Altaktionären

Volumen 308 bis 400 Mio. Euro

Konsortium

Citigroup, Deutsche Bank (Lead, Joint Bookrunners), Commerzbank, LBBW (Co-Lead)

Free Float

max. 22,2%

Internet

www.sma.de

 

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