Diversifizierter Photovoltaikkonzern

Die Anfänge der heutigen Schott Solar AG reichen bis in die 60er Jahre zurück. Mit der Entwicklung kristalliner Solarzellen für die Raumfahrt und anderer terrestrischer Anwendungen durch AEG-Telefunken war der Grundstein gelegt. 2002 gründeten der traditionsreiche Technologiekonzern Schott und RWE ihr gemeinsames Solar-Joint Venture, in das frühere Aktivitäten u. a. der AEG-Telefunken-Gruppe eingingen und das 2005 schließlich von Schott vollständig übernommen wurde. Heute operiert Schott Solar in zwei Geschäftsbereichen. In die Sparte „Photovoltaics“ fällt die Entwicklung und Produktion von Solarzellen, Photovoltaikmodulen, a-Si-Dünnschichtmodulen und multikristallinen Solarwafern. Letztere werden überwiegend von dem mit der Wacker Chemie betriebenen Joint Venture Wacker Schott gefertigt. Über einen langfristigen Liefervertrag mit den Münchnern bezieht das JV das für die Waferproduktion benötige Silizium.

Marktführer bei Receivern für Solarkraftwerke

Der andere, gemessen am Umsatz (noch) weitaus kleinere Geschäftsbereich „Concentrated Solar Power“, kurz: CSP, umfasst die Produktion und Vermarktung hocheffizienter Receiver für Solarkraftwerke mit Parabolrinnen-Technologie. Damit weist Schott Solar gegenüber anderen Untenehmen der Solarbranche ein echtes Alleinstellungsmerkmal auf. Nach Unternehmensangaben teilt sich der Konzern dieses Segment zurzeit nur mit der israelischen Solel Solar auf, wobei man selbst die marktführende Position innehat. Die von der Schott Solar CSP GmbH entwickelten Receiver sorgen dafür, dass die in den Parabolspiegeln gebündelte Sonnenenergie zur Wärme- und Stromerzeugung genutzt werden kann. Die bislang im oberpfälzischen Mitterteich sowie im spanischen Aznalcóllar produzierten Receiver liefert das Unternehmen ausschließlich an Großkunden wie Kraftwerksbetreiber und Projektentwickler.

Umfangreiche Kapazitätserweiterungen geplant

Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, planen die Mainzer in den kommenden Jahren umfangreiche Kapazitätserweiterungen. Im Bereich der Receiverproduktion ist ab dem Jahr 2009 zusätzlich die Fertigung im amerikanischen Albuquerque vorgesehen. Hierdurch erwartet Schott Solar einen Anstieg der Produktionskapazität um weitere 400 MW electricity (MWel) auf dann 1.000 MWel. 2011 sieht das Investitionsprogramm schon eine Kapazität von 1.200 MWel vor. Aber auch auf die Photovoltaics-Sparte und das JV Wacker Schott kommen substanzielle Erweiterungen an sämtlichen Standorten zu, die bis zum Jahr 2012 zu einem Ausbau der Produktion auf 1.000 MW (2007: 80 MW) führen sollen. Daneben strebt Vorstandschef Dr. Martin Heming eine Internationalisierung des Geschäfts durch den Ausbau der Vertriebsstrukturen und neue Kooperationen mit Modulproduzenten insbesondere im asiatischen Raum an. Weniger gut dürfte bei potenziellen Investoren dagegen die geplante Rückführung eines Gesellschafterdarlehens in Höhe von 160 Mio. Euro ankommen. Davon profitiert zunächst einmal nur die Konzernmutter, der ohnehin bereits bis zu einem Viertel der Einnahmen aus dem Börsengang zufließen sollen – den bisherigen ursprünglichen Planungen nach zumindest.

Preisverfall wahrscheinlich

Die durch Siliziumknappheit bedingte Unterauslastung der PV-Sparte im Geschäftsjahr 2006/07 erklärt den Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr. Nicht zuletzt dank der nunmehr stabilen Versorgung mit Silizium aus dem JV mit Wacker Chemie verbesserten sich die Umsätze auf Konzernebene um 46 % auf 311 Mio. Euro, gleichzeitig sprang das operative Ergebnis von 11,9 Mio. Euro im Vorjahr auf zuletzt 28 Mio. Euro. Mit einer Vorsteuerrendite von über 25 % erweist sich die kleinere CSP-Division dabei als der Hauptergebnistreiber. Da auf den Photovoltaikmarkt schwierige strukturelle Veränderungen zukommen – Spanien dürfte Änderungen an seiner großzügigen Förderpolitik beschließen, zudem droht ein Preisrückgang bei Modulen und Zellen –, sollte insbesondere die PV-Sparte ab dem Geschäftsjahr 2009/10 mit einem Rückgang ihrer EBIT-Marge zu kämpfen haben. Für den Gesamtkonzern rechnen wir auf absehbare Zeit aufgrund der Stärke des CSP-Geschäfts – erst Mitte September ging ein neuer, lang laufender Großauftrag aus Spanien über 80.000 Receiver ein – mit einer hohen zweistelligen Marge.

Schott Solar – Geschäfts- und Kennzahlen

2006/07

2007/08e

2008/09e

Umsatz*

283,0

465,0

839,0

Nettoergebnis*

1,1

29,0

81,0

Gewinn je Aktie

0,01

0,35

0,96

KGV min.**

42,0

15,0

KGV max.**

56,5

20,2

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: Konsortialbankstudie & GoingPublic Research
**) auf Basis der Preisspanne

Absage in letzter Minute

Die Turbulenzen an den Börsen blieben auch auf die IPO-Pläne von Schott Solar nicht ohne Einfluss. Bis zuletzt zögerten die mit der Emission beauftragten Banken die Bekanntgabe der Preisspanne hinaus – und ließen den ursprünglichen Termin Ende September einfach verstreichen. Der Börsengang wurde zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben, heute dann erfolgte mit nur einer Woche Verzögerung der zweite Anlauf. Für den planmäßigen Ausbau der Kapazitäten ist der Konzern auf frisches Kapital angewiesen. Zudem möchten die Konsortialbanken auch ihre Tische geräumt haben, bevor das Mega-IPO von DB Mobility ansteht.

Fazit

Dass der Börsengang zwischenzeitlich verschoben wurde, war angesichts der desaströsen Börsenentwicklungen keine große Überraschung: Die Kapitalmärkte verhielten sich chaotisch. Die Equity Story indes erscheint überaus attraktiv. Insbesondere die hochprofitable CSP-Sparte verspricht über Jahre hinaus enormes Wachstumspotenzial. Die Vergleichsgruppe hat sich in den letzten Wochen stark ermäßigt, so dass die gewählte Emissionsbewertung unterhalb dessen liegt, war noch vor einem Monat möglich schien. Das KGV (auf Basis des nächsten Geschäftsjahres) von 15 bis 20 liegt im Rahmen der Peergroup bzw. leicht darunter. Auf dieser Basis sollte eine langfristig positive Entwicklung leicht möglich sein – wir raten daher zur Zeichnung, eventuell auch nur limitiert bis ca. 18 Euro.

Marcus Wessel, Falko Bozicevic

 

Schott Solar – Emissionsparameter
WKN

A0R AS0

Erstnotiz

2. Oktober

Zeichnungsfrist

29. September bis 1. Oktober

Bookbuildingspanne

14,50 bis 19,50 Euro

MarketCap

1,22 bis 1,64 Mrd. Euro

Marktsegment

Amtlicher Handel (Prime Standard)

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

28 Mio. Aktien aus KE, 1,5 Mio. Aktien von AA,

Greenshoe bis zu 4,2 Mio. Aktien von Altaktionären

Emissionsvolumen 488 bis 657 Mio. Euro

Konsortium

Dt. Bank, J.P. Morgan, Commerzbank; LBBW (Co-Lead)

Free Float

max. 40%

Internet

www.schottsolar.com

 

Autor/Autorin