Ausgegeben werden 10,5 Mio. Inhaberstückaktien, die aus einer Kapitalerhöhung stammen. Zusätzlich geben die Altaktionäre zum Börsengang 0,9625 Mio. Aktien ab und stellen für den Greenshoe weitere 1,625 Mio. Aktien zur Verfügung. Neben Schroder Salomon Smith Barney (Lead) sind Sal. Oppenheim sowie die Deutsche Apotheker- und Ärztebank im Konsortium vertreten. Der Free Float wird sich bei voller Ausübung des Greenshoe auf 38,8 % belaufen.

Die in Frankfurt am Main ansässige MediClin AG wurde 1996 gegründet. Das Unternehmen betreibt zur Zeit 30 Kliniken an 25 Standorten deutschlandweit. Zu diesen zählen 7 Akutkrankenhäuser und 23 Fachkliniken. Derzeit werden über 6.000 Mitarbeiter beschäftigt, darunter 533 Ärzte. Das Dienstleistungsangebot beinhaltet die akutstationäre medizinische Behandlung und die anschließende Rehabilitation. Die Unternehmensstrategie beruht auf der Verzahnung dieser beiden Gesundheitsdienstleistungen. So sollen fachübergreifende Behandlungs- und Therapiekonzepte ermöglicht werden, mit denen die Qualität der Patientenbetreuung verbessert und die Kosten für das Gesundheitssystem gesenkt werden können. Insgesamt verfügt die Klinikgruppe über eine Kapazität von ca. 7.000 Betten.

Nach Angaben des statistischen Bundesamtes betrugen die Gesamtausgaben im Gesundheitssektor 1997 rund 266 Mrd. Euro. Arthur Andersen prognostiziert für die Zukunft ein Wachstum in diesem Bereich von rund 8 %. Im Jahr 1999 erzielte MediClin bei einer Auslastung der Bettenkapazität von 90 % ein Umsatz in Höhe von 278 Mio. Euro. Die geplanten jährlichen Steigerungsraten von 18 bis 20 % sollen vor allem durch Akquisitionen privatisierter Kliniken erreicht werden. Beim Gewinn erwartet MediClin nach drei Verlustjahren im laufenden Geschäftsjahr wieder schwarze Zahlen. Für das Jahr 2001 rechnet GoingPublic mit einem Gewinn je Aktie von 0,42 Euro. Daraus ergibt sich am oberen Ende der Bookbuilding-Spanne ein KGV von 31.

Die ambitionierten Umsatzplanzahlen des Unternehmens werden sich nur bei erfolgreicher Akquisition und Integration weiterer Kliniken realisieren lassen. In Anbetracht der hohen Fremdkapitalquote von 85 % zum Jahresende 1999 ist der finanzielle Spielraum für solche Transaktionen jedoch stark begrenzt. Auch der Emissionserlös von bis zu 136,5 Mio. Euro wird die Finanzlage bei Verbindlichkeiten in Höhe von über 600 Mio. Euro nur bedingt verbessern können. Zudem weist das Geschäftsmodell von MediClin kein besonderes Alleinstellungsmerkmal gegenüber Wettbewerbern wie dem Rhön-Klinikum oder Euromed auf. Die von GoingPublic erwarteten jährlichen Gewinnwachstumsraten von 25 % für die nahe Zukunft können außerdem die Emissionsbewertung nicht rechtfertigen. Daher ist von einer Zeichnung abzuraten.

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