MBB Industries konzentriert sich als Beteiligungsgesellschaft auf mittelständische Industrieunternehmen mit einem Umsatzvolumen von mehr als 10 Mio. Euro. Gesucht wird nach Kandidaten mit einem möglichst großen Wertsteigerungspotential, das über ein aktives Beteiligungsmanagement sukzessive gehoben werden soll. Bestimmte Branchen werden nicht bevorzugt, vielmehr wird nach Unternehmen gesucht, die aufgrund von Finanzierungs- oder Ertragsproblemen im Zuge der Abspaltung von Randaktivitäten aus einem Konzernverbund oder aufgrund ungelöster Nachfolgeregelung günstig erworben werden können. Da das Angebot an entsprechenden Unternehmen enorm groß ist, ist die Wettbewerbsintensität gering, was bei der Preisfindung zugute kommt.

Nach dem Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung wird zunächst nach kurzfristig realisierbaren Kosteneinsparungsmöglichkeiten gesucht, die schnellstmöglich gehoben werden. Zugleich wird das bestehende Management durch einen Geschäftsführer aus dem Hause MBB ergänzt. Die Geschäftsentwicklung wird durch die Einbeziehung in das umfangreiche Kontaktnetzwerk und gegebenenfalls die Zufuhr von Kapital unterstützt, um die Ertragskraft und damit den Unternehmenswert nachhaltig zu steigern. MBB wird für diese Dienstleistungen von den jeweiligen Unternehmen nach marktüblichen Konditionen bezahlt. Grundsätzlich sollen die Beteiligungen dann, sobald das Ertragspotential gehoben ist, wieder veräußert werden. Ein fester Zeithorizont ist aber nicht vorgesehen, und die Unternehmen werden auch gerne länger gehalten, um über Ausschüttungen von der steigenden Ertragskraft zu profitieren.

 

Börsengang zur Finanzierung neuer Beteiligungen
Hervorgegangen ist die Berliner Gesellschaft aus der ehemaligen Daimler-Tochter Messerschmidt-Bölkow-Blohm, woraus sich der Name ableitet. Aktiv ist die MBB seit 1995 und arbeitet seither sehr erfolgreich. Bei den realisierten Exits wurde eine durchschnittliche jährliche Rendite von mehr als 50 % erzielt, was eine überaus beachtliche Leistung des Managements darstellt. Nun soll das positive Börsenumfeld genutzt werden, um Kapital zum Erwerb weiterer Beteiligungen einzusammeln. Aktuell ist die MBB an drei Unternehmen beteiligt. Die Delignit Group ist der weltweit führende Anbieter eines auf Buchensperrholz basierenden Spezialwerkstoffes, der im Fahrzeugbau und der Industrie eingesetzt wird. Auch die OBO-Werke beliefern als Anbieter von Polyurethan-Platten für den Modell-, Formen- und Werkzeugbau vor allem die Fahrzeugindustrie. Die dritte Beteiligung ist der rumänische Messerfurnierproduzent Cildro.

Geplant ist der Börsengang noch im ersten Halbjahr im Rahmen einer Kapitalerhöhung. Ausgegeben werden 1,6 Mio. neue Aktien, womit das Grundkapital von heute 5 Mio. Euro auf 6,6 Mio. Euro ansteigt. Zugleich geben die beiden Vorstände Christof Nesemeier und Gert-Maria Freimuth sowie die Mitglieder der Geschäftsleitung, die heute noch alle Anteile halten, aus ihrem Besitz 0,24 Mio. Aktien ab, so daß sich nach der Emission knapp 28 % der Aktien im Streubesitz befinden. Der Zeitpunkt für das IPO ist günstig gewählt, entwickeln sich die bereits börsennotierten Beteiligungsgesellschaften derzeit doch sehr erfolgreich. Dies zeigt der Kursverlauf der Gesco AG und der Deutsche Beteiligungs AG, die zwar beide eine Nummer größer sind als die MBB, aber doch im gleichen Segment aktiv. Beide suchen ebenfalls nach Spezialsituationen wie Nachfolgeproblemen und erwirtschaften damit seit Jahren attraktive Eigenkapitalrenditen zwischen 15 und 20 % oder sogar noch darüber.

Läßt sich die Rendite auf Dauer halten?
Die MBB gibt sich damit jedoch noch nicht zufrieden. Durch die Focussierung auf Spezialsituationen und die geschickte Auswahl der Investments soll auf das eingesetzte Kapital dauerhaft eine Rendite von mehr als 30 % p.a. erzielt und das Ergebnis entsprechend stark gesteigert werden. Trotz der nach dem Börsengang höheren Aktienzahl sollte das Ergebnis je Aktie deshalb schon im laufenden Jahr und auch in den Folgejahren deutlich weiter zulegen. Realistisch erscheint im laufenden Jahr eine Ausweitung des Nettoergebnisses auf 2,5 bis 3 Mio. Euro. Bis 2007 könnte durch den Zukauf weiterer attraktiver Beteiligungen sogar eine Verdopplung auf 4 Mio. Euro erreicht werden, was bei dann 6,6 Mio. Aktien einem Ergebnis von 0,61 Euro entsprechen würde.

Kennzahlen – MBB Industries

2005 2006e 2007e
Umsatz (Mio. Euro) 37 50 65
EBIT (Mio. Euro) 3,6 5,2 7,5
Jahresüberschuß (Mio. Euro) 1,8 3,0 4,0
EpS (Euro) 0,36 0,45 0,61

EPS 2005 bei 5 Mio. Aktien, danach bei 6,6 Mio. Aktien,
Quelle: MBB Industries, eigene Schätzungen

Fazit:
Im Markt kursieren auch noch optimistischere Schätzungen über die künftige Gewinnentwicklung. Es muß aber die Frage gestellt werden, inwieweit sich die enormen Überrenditen gegenüber den anderen Unternehmen der Branche tatsächlich auf Dauer halten lassen. Ein direkter Vergleich mit anderen Beteiligungsgesellschaften erscheint nur eingeschränkt möglich, denn MBB bilanziert nach HGB wesentlich konservativer als „Wettbewerber“, die nach IFRS den „Bargain Purchase“ hochschreiben. Bei einem NAV von ca. 8,40 bis 9,40 Euro je Aktie und einem für 2007 erwarteten EPS von 0,61 Euro ergibt sich am oberen Ende der Preisspanne eine Prämie zwischen 4 und 17 % auf den NAV sowie ein 2007er KGV von ca. 16. Da auch der DBAG, die jedoch nach IFRS bilanziert, zur Zeit eine Prämie von rund 15 % auf den NAV zugebilligt wird, erscheint die MBB-Aktie auch am oberen Ende der Preisspanne fair gepriced. Eine Zeichnung sollte sich auszahlen.

Matthias Wahler, Christian Schiffmacher

MBB Industries AG – Emissionsparameter

WKN A0ETBQ
Zeichnungsfrist 3. bis 5. Mai
Bookbuilding-Spanne 8,50 bis 9,80 Euro
Erstnotiz 9. Mai
MarketCap 56 bis 65 Mio. Euro
Marktsegment Open Market (Entry Standard)
Emissionsvolumen bis zu 1,84 Mio. Aktien, davon 1,6 Mio. aus Kapitalerhöhung, zusätzlich 240.000 Aktien als Greenshoe von Altaktionären
Konsortium WestLB (Konsortialführer)
Free Float 28 %
Internet www.mbbindustries.com

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