Unangefochtener Marktführer bei DSL-Splittern
Die erst im Jahr 2000 von vier ehemaligen Managern der Vogt Elektronik AG gegründete Firma hat sich auf die Entwicklung, Produktion und Vermarktung analoger elektronischer Bauteile spezialisiert. Annähernd 98 % der Umsätze werden derzeit im Bereich der Breitbandtechnologie erzielt, wobei DSL-Splitter wiederum den Löwenanteil ausmachen. Diese dienen zur Trennung von Sprach- und Datensignalen, so daß die vorhandenen Telefonleitungen für den DSL-Zugang genutzt werden können. DSL-Splitter sind dabei beim Verteiler (Amtsseite) als auch beim Nutzer (Teilnehmerseite) erforderlich. Für die deutsche Telekommunikationsindustrie ist InTiCom nach Aussagen von Vorstand Otto Mayerhofer derzeit der mit weitem Abstand größte Lieferant von DSL-Splittern. Von 1,3 Mio. DSL-Endgeräten, die von September 2003 bis September 2004 ausgeliefert wurden, waren 1,1 Mio. Geräte mit InTiCom-Splittern ausgestattet. Die Expansion ins Ausland soll im Sog großer Systemhersteller in der Vermittlungstechnik erfolgen. Insbesondere in Frankreich und Polen sind Testphasen mit InTiCom DSL-Splittern erfolgreich verlaufen, so daß das Management von einer starken Zunahme der Auslandsumsätze ab 2005 ausgeht.

Darüber hinaus ist InTiCom im Bereich der RFID-Technik (Radio Frequency Identification) tätig, mittels derer Energie und Daten kontaktlos übertragen werden können. Vom Umfang her ist dieses Segment momentan zwar noch vollkommen unbedeutend, bis 2007 soll sein Anteil am Gesamtumsatz jedoch auf über 30 % ansteigen. Derzeit befindet sich die Passauer Gesellschaft mit ihren Reifendruckkontrollsystemen und schlüssellosen Zutrittssystemen für Kraftfahrzeuge in der Endphase der Prüfung bei verschiedenen Automobilzulieferern. Im kommenden Jahr soll die Sparte erstmals rund 5 Mio. Euro zum Umsatz beitragen.

Wachstumsraten per excellence
Lag der Umsatz des jungen Elektronikherstellers im vergangenen Jahr noch bei 6 Mio. Euro, ist in der laufenden Geschäftsperiode eine Verdreifachung vorgesehen. Für die Folgejahre rechnet das Management mit Wachstumsraten von über 30 bzw. über 20 %. Trotz der Kosten für den Börsengang, die mit rund 0,8 Mio. Euro zu Buche schlagen, soll im Jahr 2004 ein Jahresüberschuß von knapp 0,2 Mio. Euro erwirtschaftet werden. Für das kommende Jahr sowie 2006 kalkuliert InTiCom mit Nettoergebnissen von 1,6 bzw. 1,9 Mio. Euro.

InTiCom Systems AG in Zahlen

2003

2004e

2005e

2006e

2007e

Umsatz in Mio. Euro

6,01

18,5

30,5

40,5

49,6

EBIDA in Mio. Euro

0,48

1,32

2,99

3,75

5,06

EBIT in Mio. Euro

0,33

1,01

2,46

2,92

3,96

Ergebnis n. Stn. in Mio. Euro

0,14

0,19

1,58

1,92

2,56

Ergebnis je Aktie in Euro

0,10

0,76

1,22

1,48

1,97

KGV*

26,2

16,4

13,5

10,1

Quelle: Concord Equity Research (Lead Manager der Emission).
*) Bei einem unterstellten Ausgabepreis von 20 Euro.

Erlös dient ausschließlich der Expansion
Da InTiCom derzeit an der äußersten Kapazitätsgrenze (3 Schichten, 24 Stunden, 7 Tage die Woche) produziert, ist die Realisierung der Wachstumsziele nur durch erhebliche Mittelzuflüsse möglich. Von den erhofften 10 Mio. Euro, die der Gesellschaft durch die Ausgabe von 535.000 neuen Aktien zufließen sollen, ist deshalb auch die Hälfte für den Auf- bzw. Ausbau der Produktionskapazitäten in Griechenland und Kroatien vorgesehen. Um den Wettbewerbsvorsprung im Bereich der induktiven Bauelemente zu halten, sollen zudem 1,5 Mio. Euro für Investitionen in Labor- und Büroarbeitsplätze eingesetzt werden. Weitere 1,5 Mio. Euro dienen dem Personalaufbau im Vertrieb. Die restlichen Mittel stehen als Liquiditätspolster sowie zur Finanzierung des Working Capitals zur Verfügung. Über die Kapitalerhöhung hinaus besteht eine Mehrzuteilungsoption von 60.000 Aktien, die von Altaktionären zur Verfügung gestellt wird. Vorstand und Aufsichtsrat, bei denen nach der Transaktion noch rund 33 % der Unternehmensanteile liegen, haben sich zur Einhaltung einer Lock-up Periode von 12 Monaten verpflichtet. Begleitet wird die Emission von der Concord Effekten (Lead Manager). Zeichnungsaufträge nehmen auch die comdirect bank und DAB Bank entgegen.

InTiCom Systems AG – Emissionsparameter   

WKN

587 484

Zeichnungsfrist

28. Oktober bis 3. November

Bookbuilding-Spanne

16,50 – 20 Euro

Erstnotiz

8. November 2004

Marktsegment

Amtlicher Handel (Prime Standard)

Volumen

535.000 Stückaktien (zzgl. 60.000 Greenshoe)

Konsortium

Concord Effekten (Lead), com direct, DAB Bank

Free Float

ca. 67 %

Internet

www.inticom.de


Fazit:
Die Vorstände des Unternehmens haben auf der Emissions-Pressekonferenz allesamt einen positiven Endruck hinterlassen. Nahezu alle gestellten Fragen wurden ungewöhnlich ausführlich beantwortet. Beim Ablauf der Transaktion stimmt zudem positiv, daß auch Journalisten und Privatanleger Zugriff auf die Emissionsstudie von Concord Equity Research haben und somit ein zeitaufwendiger und lästiger Umweg über Fondsmanager nicht notwendig ist. Bei einer Zuteilung am oberen Ende der Preisspanne wäre die Aktie auf Basis des für 2005 prognostizierten Ergebnisses mit einem KGV von 16,4 bewertet. Angesichts der enormen Wachstumsraten erscheint dies angemessen. Aufgrund der sehr kurzen Unternehmenshistorie sollte die Aussagekraft der bisherigen Wachstumsraten jedoch nicht überschätzt werden. Ein hohes Risiko liegt in der Abhängigkeit von wenigen Großkunden und hier insbesondere der Deutschen Telekom, von der auch viele Endgeräte anderer DSL-Anbieter stammen. Ein Verlust von größeren Marktanteilen an die Wettbewerber VAC Vacuumschmelze GmbH & Co. KG (Hanau), YCL Electronics Co. Ltd (Taiwan) oder LEA S.A. (Frankreich) könnte jedoch die geplanten Wachstumsraten schnell zur Makulatur werden lassen. Allerdings besteht auch die Chance, daß InTiCom im benachbarten europäischen Ausland ebenfalls hohe Marktanteile gewinnen kann. Ein Investment in Aktien der InTiCom Systems AG erscheint daher sehr risiko-, aber auch chancenreich

Ausführliche Informationen zum Unternehmen sind auch im GoingPublic Magazin 11/2004 zu finden, das am 30. Oktober erscheint.

Dr. Martin Ahlers, Christian Schiffmacher

 

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