Der Konsortialführer BHF-Bank hat die Preisspanne auf 7,50 bis 9 Euro festgelegt. Im Konsortium außerdem die Bankgesellschaft Berlin und VEM Virtuelles Emissionshaus. Insgesamt sollen 3 Mio. Stückaktien (WKN 930 129) aus einer Kapitalerhöhung plaziert werden. Von Altaktionären wird zudem ein Greenshoe von 350.000 Anteilscheinen zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus existieren knapp 3 Mio. Optionsrechte, die bei einer früheren Kapitalerhöhung zusammen mit den Aktien ausgegeben wurden. Da der Ausübungspreis nur 0,75 GBP beträgt, erscheint eine Ausübung sehr wahrscheinlich. Der Free Float beträgt nach IPO bis zu 22 %. Bei MatchNet registrierte Singles werden im Rahmen eines Affinity-Programms bei der Zuteilung bevorzugt berücksichtigt.

MatchNet betreibt einen Internet-Dating-Service für Singles mit eigenen Webseiten für die USA, Deutschland, Großbritannien, Neuseeland und Australien. Interessierte können sich kostenlos in eine Liste eintragen, wobei sie rund 250 spezifische Informationen und persönliche Vorlieben angeben müssen. Weltweit sind nach eigenen Angaben derzeit rund 1 Mio. Partnersuchende registriert, in Deutschland trugen sich in den letzten 7 Monaten 40.000 Mitglieder ein, im letzten Monat verzeichnete die Webseite 6,5 Millionen Zugriffe.

Matchnet will seinen Umsatz in vier Bereichen generieren: durch Mitgliedsbeiträge, die in den USA momentan 20 US-$ pro Monat oder 100 US-$ im Jahr betragen, durch gezielte Bannerwerbung, durch ein spezielles Reiseangebot für Singles und durch gezielten e-Commerce. Vor allem im letztgenannten Bereich sieht das Unternehmen großes Potential, da werbende Partnerfirmen die genauen Interessenprofile der Nutzer gezielt ansprechen können.

Für das laufende Jahr wird eine Verzehnfachung des Umsatzes auf 7 Mio. Euro angepeilt, der sich 2001 nochmals mehr als verfünffachen soll. Die Wachstumsprognosen, die den Börsenwert von bis zu 135 Mio. Euro rechtfertigen sollen, müssen jedoch angezweifelt werden. Erstens weist das vorgestellte Business-Modell keinerlei Alleinstellungsmerkmale auf – in den USA existieren bereits einige solcher Portale – zum anderen muß man sich fragen, warum Matchnet ausgerechnet ab dem Jahr des Börsengangs so stark wachsen will, wo doch schon 1 Mio. Mitglieder registriert sind.

Der für 2000 prognostizierte Verlust von 7,5 Mio. Euro soll gemäß Planung im Jahr 2001 auf rund die Hälfte reduziert werden, ehe man 2002 ein EBIT von 15,6 Mio. Euro erwirtschaften möchte. Dies erscheint, trotz der extremen Detailliertheit der Angaben bei MatchNet, aufgrund einer Vielzahl von anderen Singlebörsen im Netz schwierig. Am oberen Ende der Preisspanne würde sich für MatchNet im Jahr 2001 noch immer ein KUV von 3,9 errechnen. Am naheliegendsten erscheint ein Vergleich mit der Internet-Stellenbörse Jobs & Adverts, die derzeit mit einem KUV von 2,5 bewertet wird und letztes Jahr 10 Mio. Euro umsetzen konnte. Matchnet erreichte bescheidene 0,69 Mio. Euro Umsatz. Von einer Zeichnung ist abzuraten.

Eine ausführliche Analyse der Aktie finden Sie auch in der Juli-Ausgabe des GoingPublic Magazins, die am kommenden Samstag erscheint.

 

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