Die Welthandel-Aktie

Vom Löschvorgang am Schiff bis hin zur Auslieferung der Obstkiste oder des Containers bildet HHLA die gesamte Logistikkette an. Feederschiffe, Bahnen oder Lastkraftwagen sorgen für die weitere Feinverteilung der Waren. Lagerhäuser, zum Beispiel zur Reifung von Bananen, Reparaturservices und Beratung runden das Angebot ab. Dies unterscheidet die Hanseaten von allen anderen notierten Hafen-Dienstleistern, die sich auf die Arbeit an der Kaimauer konzentrieren.

Containerumschlag stark ausgebaut

HHLA ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und hat von der Ausweitung des Welthandels überproportional profitiert. Mittlerweile stößt das Unternehmen aber an Kapazitätsgrenzen, vor allem im Bereich Container. Die drei Terminals arbeiteten 2006 mit einem Jahresumschlag von 6,1 Mio. Standardcontainern (TEU) Unternehmensangaben zufolge am Limit. Insgesamt betrug das TEU-Umschlagswachstum der HHLA im Hamburger Hafen 16%, die Terminals in Odessa (+38% auf 0,4 Mio. TEU) und Lübeck (+85% auf 0,1 Mio. TEU) erhöhten das HHLA-Wachstum auf 24%.

Die weitere Entwicklung ist ganz offenbar mehr von den Kapazitäten als der Nachfrage limitiert. Obwohl im Geschäftsbericht 2006 erläutert wird, dass die Containerterminals im Hamburger Hafen an der Kapazitätsgrenze laufen, konnte im 1. Hj. 2007 der Umschlag nochmals um 13,6% auf 3,3 Mio. TEU gesteigert werden. Die leicht nachlassende Wachstumsdynamik unterstreicht die Notwendigkeit des zeitnahen Kapazitätsausbaus.

Chance Logistikkette vs. Risiko Flaschenhals

Das Geschäftsmodell, die gesamte Logistikkette abzubilden, bedeutet, dass bei erhöhtem Containerumschlag auch die HHLA-eigenen Hinterlandverkehre profitieren. Die Kapazitäten haben eine kritische Größe erreicht, dank der die Gewinnmarge stark wächst. Die Kehrseite der Medaille: Werden die Containerterminals in ihrem Wachstum gebremst, können auch die Bereiche Intermodal und Logistik nur gebremst wachsen. Der Containerbereich sorgt für 60% der Einnahmen und mehr als 80% der Gewinne.

Insgesamt gute Aussichten

HHLA ist in dem Wachstumssektor des Welthandels, dem Seefrachtverkehr per Container, hervorragend positioniert. Das Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik sieht den Containerumschlag im Hamburger Hafen bis 2015 um jährlich 9% wachsen. Hamburg ist traditionell stark im Handel mit Asien sowie Osteuropa – zwei Regionen, die auf Sicht schneller wachsen als Nordamerika. Als Risiko ist zu nennen, dass angesichts der angenommenen Wachstumsraten allerorten die Kapazitäten massiv ausgebaut werden. Sollte sich die Weltkonjunktur stärker abkühlen, könnten Überkapazitäten und Preisverfall die Folge sein.

Das Thema Kapazitätsausweitung aber wähnt HHLA im Griff: Der Ausbau auf 12 Mio. TEU im Hamburger Hafen sei auf den derzeitig belegten Flächen möglich und bereits durchgeplant. Die Stadt hat mit der Fortschreibung von Nutzungsplänen auch die weitere Ausweisung von Hafenflächen zur Nutzung als Containerterminal avisiert.

Börsengang und Zahlen

Um den Ausbau zu finanzieren, verkauft die Stadt Hamburg nun einen Teil ihrer Anteile an HHLA. Die geplanten 950 Mio. bis 1,2 Mrd. Euro Erlös aus der Umplatzierung sollen direkt in die Hafeninfrastruktur fließen und kommen damit indirekt HHLA zu Gute. Damit ist allerdings weiter die Herkunft des größeren Teils der für den Ausbau veranschlagten 2,9 Mrd. Euro offen. HHLA selbst wird bei dem Börsengang rund 100 Mio. Euro durch eine Kapitalerhöhung einwerben. Der Umsatz des Hafenlogistikers ist im Jahresvergleich 2006/2005 um 22% gewachsen, im 1. Hj. 2007 nochmals um 15,7% gegenüber dem Vorjahresquartal. Das überproportionale Gewinnwachstum erklärt sich recht einfach aus der Effizienzsteigerung bei den Containerterminals und den daraus resultierenden erhöhten Mengen bei den Hinterlandverkehren.

HHLA – Geschäfts- und Kennzahlen

2006

2007e

2008e

2009e

Umsatz*

1.020

1.140

1.280

1.420

Nettoergebnis*’***

87

150

165

195

EpS

1,24

2,15

2,36

2,79

KGV max.**

42,6

24,7

22,5

19,0

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: GoingPublic Research
**) auf Basis der Preisspanne von 43 bis 53 Euro; ***) nach Anteilen Dritter

Fazit

HHLA geht nach einer Phase stürmischen Wachstums an die Börse. Damit bereichern die Hamburger sicherlich den deutschen Kurszettel, zumal die jüngst boomenden Infrastrukturfonds gar nicht genügend Anlageobjekte finden, um ihre Millionen und Milliarden unterzubringen. Das dürfte für das entsprechende Interesse sorgen und auch erklären, warum die Aktien vorbörslich – trotz der augenscheinlich nicht gerade niedrigen Bewertung mit einem mindestens 20-fachen 2008er Jahresgewinn – auf hohe Zustimmung stoßen. Wir raten daher zur Zeichnung, gegebenenfalls sollten anfängliche Gewinne aber auch realisiert werden, da sich HHLA unter Value-Gesichtspunkten von diesem Niveau aus weniger gut als Langfristanlage eignet.

Stefan Preuß, Falko Bozicevic
HHLA – Emissionsparameter
WKN

A0S 848

Erstnotiz

2. November

Zeichnungsfrist

26.Oktober bis 1. November

Bookbuildingspanne

43 bis 53 Euro

MarketCap

3,0 bis 3,7 Mrd. Euro

Marktsegment

Prime Standard

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

2,325 Mio. Aktien aus Kapitalerhöhung

16,875 Mio. Aktien von Altaktionäre

zzgl. 2,8 Mio. Aktien Greenshoe von Altakt.

Emissionsvolumen rund 946 bis 1.166 Mio. Euro

Konsortium

Citi, J.P. Morgan (Lead), Commerzbank (Co-Lead) u.a.

Free Float

max. 31,5%

Internet

www.hhla.de

 

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