In punkto Bootsbau hat Greifswald Tradition: Diese reicht bis ins Jahr 1361 zurück, damals gehörte Greifswald zur Hanse. Als Michael Schmidt, Gründer, Eigentümer und Vorstandsvorsitzender der heutigen HanseYachts AG, der seinerzeit insolventen Schwarzwerft (in Wedel bei Hamburg) ein neues Gesicht verleihen musste, transformierte er die Werft auf den Bau von schnellen Segelyachten. Anfang der 90er Jahre fiel der Startschuss der Produktion dann in Greifswald, weil Schmidt dort günstig Grundstücke erwerben konnte. Seitdem hat sich die Mitarbeiterzahl auf insgesamt 600 an allen Standorten zusammen fast verzwanzigfacht. Der Kreis schließt sich: Im letzten Jahr erwarb man für 7 Mio. Euro eine neue Werfthalle in Greifswald, in der nun Motoryachten gebaut werden. Darüber hinaus hatte HanseYachts im März letzten Jahres 51 % an der norwegischen Fjord Boats erworben, womit deutlich wird, dass der Motoryachtenbau zum zweiten Standbein ausgebaut werden soll. Das Marktwachstum jedenfalls stimmt zuversichtlich: Die Menschen leben im Durchschnitt länger und werden reicher. Fragen Sie mal in Ihrer Nachbarschaft herum, vielleicht besitzt der eine oder andere bereits eine kleine Segelyacht.

Zahlen und Pläne
HanseYachts ist höchst profitabel. Im letzten Geschäftsjahr (Gj.ende: 31. Juli) kletterte der Umsatz um mehr als die Hälfte auf 66,3 Mio. Euro, während der Vorsteuergewinn um 70 % auf 6,1 Mio. Euro zulegte. Dabei wurden 585 Segelyachten produziert. Besonders beeindruckend: Das durchschnittliche Umsatzwachstum über einen Zeitraum der letzten acht Jahre liegt bei 40%. Mit den Erlösen aus dem Börsengang – 69 bis 83 Mio. Euro – will der weltweit bereits zu den Top-5-Herstellern gehörende Konzern in erster Linie seine Kapazitäten erweitern. Natürlich stehen auch neue Yachttypen, die Einführung neuer Marken und eventuell sogar der Aufbau bzw. Erwerb neuer Produktionsstandorte auf dem Wunschzettel. Schmidt selbst wird beim IPO eigene Anteile abgeben, und zwar 0,5 Mio. Aktien im Zuge des Basisangebots zuzüglich weiterer 0,3 Mio. Aktien als Überzeichnungsreserve (Greenshoe). Derzeit gehört HanseYachts zur Hälfte Michael Schmidt selbst und der Michael Schmidt Beteiligungs-GbR, an der er als geschäftsführender Gesellschafter zu 40 % beteiligt ist.

HanseYachts – Geschäfts- und Kennzahlen

2004/05

2005/06

2006/07e

2007/08e

Umsatz*

42,2

66,3

100,0

140,0

Nettoerg.*

2,0

3,6

7,0

11,0

EpS

0,31

0,56

1,09

1,72

KGV max.**

115,2

64,0

32,9

20,9

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: eigene Schätzungen GoingPublic Research
**) auf Basis der Preisspanne


Fazit
Nach Nordex wäre HanseYachts – mit weitem Abstand sicherlich – im Falle eines geglückten IPOs schon das zweitgrößte börsennotierte Unternehmen Mecklenburg-Vorpommerns. Zu wünschen wäre es den mit vielen Regattapreisen ausgezeichneten Bootsbauern. Dem Vernehmen nach wolle HanseYachts den Börsengang nur wagen, wenn man die angepeilte Bewertung erhält. Diese ist in der Tat recht ambitioniert ausgefallen mit einem KGV von 27 bis 33 auf Basis des laufenden Geschäftsjahres. Das ist selbst für einen Top-5-Yachtenbauer nicht wenig. Bei einem Ausgabepreis von vielleicht 30 bis 31 Euro ließe sich noch von einer langfristig positiven Ausgangsbasis sprechen. Das GoingPublic Magazin rät daher höchstens bis 31 Euro zu einer Zeichnung.

Falko Bozicevic

HanseYachts – Emissionsparameter
WKN

A0K F6M

Erstnotiz

9. März

Zeichnungsfrist

28.2. bis 7.3.

Bookbuildingspanne

30 bis 36 Euro

MarketCap

192,0 bis 230,4 Mio. Euro

Marktsegment

Geregelter Markt (General Standard)

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

1,5 Mio. Aktien aus KE, 0,5 Mio. Aktien von Altaktionären,

zuzüglich 0,3 Mio. Aktien Greenshoe

ca. 69 bis 82,8 Mio. Euro

Konsortium

MM Warburg, LBBW

Free Float

max. 36%

Internet

www.hanseyachts.com

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