Angeboten werden insgesamt 1,4 Mio. Inhaber-Stückaktien, von denen 1,0 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung stammen. Weitere 400.000 Aktien werden von den Altaktionären abgegeben. Eine Mehrzuteilungsoption besteht nicht. Neben dem Konsortialführer Gontard & Metallbank begleiten auch Nomura International Plc., ICE Securities Ltd. und die Privatbank IHAG Zürich AG den Börsengang. Die Aktionäre des Konsortialführers können im Rahmen des APN-Programms für 100 Aktien der Gontard & Metallbank eine Geratherm-Aktie beziehen. Nach der Emission wird der Streubesitz bei rund 31 % liegen.

 

Die Geratherm Medical AG ist 1993 aus der Geraberger Thermometerwerk GmbH hervorgegangen. Das in Geschwenda/Thüringen ansässige Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt verschiedene Systeme zur Messung der Körpertemperatur. Die Produktpalette reicht vom herkömmlichen analogen Fieberthermometer bis hin zu telemedizinischen, drahtlosen Lösungen. Geratherm bietet unter anderem ein Gerät zur Überwachung der Temperatur von Kleinkindern an, das bei kritischen Werten Alarm auslöst. Dieses clevere Produkt hilft Eltern, die Temperatur ihres Kindes während des Schlafs ständig zu überwachen. Der Markt zur Messung der Körpertemperatur hat ein Volumen von 265 Mio. Euro und soll nach Schätzungen von Frost & Sullivan bis 2004 auf 486 Mio. Euro wachsen. Zu Geratherms Konkurrenten gehören neben der deutschen Braun auch MicroLife aus Taiwan und B&D aus den USA.

Eine Innovation ist die selbstentwickelte Metallegierung Galinstan. Der nach Unternehmensangaben ungefährliche Stoff soll das hochgiftige Quecksilber in Thermometern ersetzen. Zudem machen eine 30mal höhere Wärmeleitfähigkeit als Wasser und gute Gleiteigenschaften den Einsatz als Schmierstoff in der Industrie oder als Kühlmittel in Formel 1-Motoren denkbar. Da Geratherm sich auch in Zukunft als Medizintechnik-Hersteller versteht, sollen solche Anwendungen an andere Unternehmen auslizenziert werden.

Im Jahr 1999 lag der Umsatz bei 7,3 Mio. Euro, der Gewinn bei 1,1 Mio. Euro. Im laufenden Jahr sollen Erlöse von 10,1 Mio. Euro und ein Jahresüberschuß von 2,4 Mio. Euro erwirtschaftet werden. In den nächsten drei Jahren erwartet die Gesellschaft jährliche Wachstumsraten beim Umsatz von etwa 37 % und beim Gewinn von rund 20 %. Der unterproportionale Anstieg der Gewinne wird dabei mit steuerlichen Sondereinflüssen begründet, die zu einem allmählichen Rückgang der Nettomargen auf 15 % führen. Dieser Wert soll allerdings in den Folgejahren konstant gehalten werden.

Geratherm Medical hat pfiffige Lösungen für die Messung der Körpertemperatur entwickelt, mit denen das Unternehmen am Markt bestehen kann. Allerdings liegen in den fallenden Margen und möglichen negativen Wechselkurseinflüssen wegen des knapp 80 %igen Exportanteils Probleme. Zudem könnte sich die Schaffung ausreichender Produktionskapazitäten für die angestammten Temperatur-Meßsysteme und Galinstan schwierig gestalten. Bereits jetzt kauft Geratherm zur Herstellung des Stoffs fast ein Zehntel der weltweiten Produktion von Gallium, einem Bestandteil von Galinstan, auf. So könnte auch die Zulieferseite einen Engpaß darstellen. Bei einem von GoingPublic Research erwarteten Gewinn je Aktie von 0,60 Euro für 2001 errechnet sich ein Emissions-KGV zwischen 16 und 21. Angesichts der angestrebten Wachstumsraten bei Gewinn und Umsatz ist diese Bewertung durchaus angemessen. GoingPublic rät daher langfristig orientierten Anlegern, die Aktien zu zeichnen.

Eine ausführliche Analyse des Unternehmens finden Sie auch im GoingPublic Magazin 6/2000, S. 18.

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