Insgesamt sollen bis zu 26,1 Mio. Stückaktien (inkl. Greenshoe von 3,4 Mio. Stück) aus einer Kapitalerhöhung im Amtlichen Handel Frankfurt plaziert werden. Privatanleger, die bis zum 1. Juni zeichnen erhalten einen Preisvorteil von 1 Euro auf den Ausgabepreis. Als Konsortialführer fungieren die Investmentbanken Dresdner Kleinwort Wasserstein und Morgan Stanley. Weitere Mitglieder des Bankenkonsortiums sind die Commerzbank, J.P. Morgan, Helaba, Salomon Brothers, DG-Bank, BW-Bank, BHF-Bank, Postbank, Frankfurter Sparkasse, HSBC und Société Générale. Nach vollständiger Ausübung des Greenshoes würde sich der Free Float auf 29,0 % belaufen.

Neben dem reinen Flughafenbetrieb (Einnahmequellen Flughafengebühren und Infrastrukturentgelte) bietet Fraport weitere Dienstleistungen an: Im Geschäftsfeld Ground Services sind die Flugzeugabfertigung, das Passagier-Handling sowie der Gepäck- und Frachttransport zusammengefaßt. Hier ist Fraport die europäische Nummer eins sowie weltweit unter den Top Ten. Namhafte Kunden sind die Deutsche Post AG, FedEx, DHL und TNT. Das dritte Geschäftsfeld ist der Bereich Einzelhandelskonzessionen, in denen die Vermietung von Ladenflächen auf dem Flughafengelände beinhaltet ist. Last but not least ist Fraport gefragter Partner bei Planung, Entwicklung und Betrieb  neuer Terminal- und Flughafenprojekte in aller Welt. So sind die Frankfurter zusammen mit der Amsterdamer Schiphol-Gruppe über das Joint Venture „Pantares“ an den Flughäfen von Brisbane (Australien) und Hongkong beteiligt. Auch in Antalya (Türkei), Manila (Philippinen) und Lima (Peru) ist Fraport als Flughafenbetreiber tätig.

Mit den Erlösen aus dem Börsengang soll die Marktposition des Standortes Frankfurt/Main ausgebaut werden. Dazu plant Fraport den Bau einer neuen Landebahn (Fertigstellung geplant 2006) und eines dritten Terminals (endgültige Fertigstellung nicht vor 2013). Durch diese Maßnahmen erhofft sich Fraport einen Anstieg der Flugbewegungen pro Jahr von derzeit 459.000 auf über 660.000 im Jahr 2015. Des weiteren sollen Beteiligungen an weiteren Standorten außerhalb Frankfurts und die Rückführung bestehender Verbindlichkeiten (1,4 Mrd. Euro!!!) angegangen werden.

Neben den Chancen aus der internationalen Expansion und dem geplanten Ausbau des Frankfurter Flughafens sieht sich Fraport jedoch auch zahlreichen Risiken ausgesetzt: Dazu zählen u.a. der sich verstärkende Wettbewerb mit anderen europäischen Großflughäfen (z.B. London Heathrow und Paris Charles de Gaulle), der wachsende Margendruck durch die Bildung von Airline-Allianzen und die Abhängigkeit vom Hauptkunden Lufthansa. Auch die mögliche zeitliche Verschiebung des Baubeginnes der neuen Startbahn aufgrund der gerichtlichen Proteste von Umweltschützern und Bürgerinitiativen sollte nicht unbeachtet bleiben.

Im Jahr 2000 konnte Fraport die Umsatzerlöse um 11,7 % auf 1,5 Mrd. Euro steigern. Für die kommenden Jahre erwarten die Konsortialführer ein Wachstum auf 1,68 Mrd. Euro im Jahr 2001 und 1,76 Mrd. Euro 2002. Der Jahresüberschuß soll im laufenden Jahr trotz eines niedrigeren Betriebsergebnisses (EBITDA) (Kosten für den neuen Konzernauftritt, eine Software-Umstellung und die Euro-Einführung) gegenüber 2000 um etwa 14 % auf 146 Mio. Euro ansteigen. Für 2002 erwarten die Investmentbanker von Morgan Stanley, Dresdner Kleinwort Wasserstein, J.P. Morgan und HSBC dann einen Jahresüberschuß von etwa 189 Mio. Euro (+28,6 %). Inwieweit jedoch die aktuellen Einbußen aufgrund der Lufthansa-Piloten-Streiks diese Planungen bereits jetzt ad absurdum führen, bleibt bis zur Vorlage des Halbjahresberichtes abzuwarten. Auch die Unsicherheiten aus einmaligen Erträgen und Aufwendungen (z.B. Fremdwährungsgewinne von 13,3 Mio. Euro im Jahr 2000) machen diese Planzahlen nur bedingt verläßlich.

 

2000

2001e

2002e

 

Ums. (Mio.)

1.536,2

1.670,0

1.758,5

KUV´02e: 1,8*

EPS

1,43

1,83

2,10

KGV´02e: 16,4*

EBITDA (Mio.)

533,5

528,5

574,5

CAGR 3,8 %

(Quelle: Konsortialbanken; alle Angaben in Euro; *mittlere Preisspanne)


Auf Basis der Bookbuilding-Spanne (Mitte) errechnet sich eine Marktkapitalisierung von 3,1 Mrd. Euro, was einem KGV für 2002 von 16,4 bzw. einem KUV 2002 von 1,8 entspricht. Trotz der im Vergleich mit anderen börsennotierten Flughafenbetreibern (z.B. Flughafen Wien oder British Airport Authority (BAA), der europäischen Nummer eins bei Passagierabfertigungen) fairen Bewertung und der zweifellos hohen wirtschaftlichen Substanz sprechen viele Faktoren gegen ein Investment in die Fraport-Aktie: Dazu zählen vor allem die Unsicherheiten über den geplanten Ausbau des Flughafens und das damit verbundene mögliche Nachtlandeverbot. Dies würde vor allem die Großkunden Lufthansa und Deutsche Post treffen, die bereits angekündigt haben, sich in diesem Fall nach Alternativen umzusehen. Aber auch die Finanzierung des Ausbau-Projekts könnte zu Belastungen für die Aktie führen: Derzeit taxiert man die Kosten auf ca. 3,2 Mrd. Euro. Da aus dem Börsengang nur knapp 1 Mrd. Euro erlöst werden, muß der Rest anderweitig finanziert werden. Dies kann über die Aufnahme neuer Bankdarlehen (weiter steigende Verschuldung und Zinsbelastung!), der Finanzierung aus dem Cash Flow (fallende Jahresüberschüsse!) oder über den erneuten Gang an den Kapitalmarkt erfolgen.

Angesichts dieser Faktoren sollte die Skepsis gegenüber der Fraport-Aktie überwiegen. GoingPublic rät von einer Zeichnung ab.

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