Geschäftsmodell
In kritischen Stör- und Krisenfällen schlägt regelmäßig die Stunde der F24 AG. Hat ein Kunde das System der Münchner mit Namen „FACT24“ abonniert, so übernimmt dieses in einer solchen Ausnahmesituation die vollautomatische Alarmierung der zuständigen Einsatzkräfte und Mitarbeiter, die zuvor mit den jeweiligen Rufnummern auf einer Internetapplikation von F24 hinterlegt worden sind. Feuerwehr, Polizei und Behörden werden dabei parallel auf bis zu 480 Leitungen alarmiert und mit Handlungsanweisungen und Informationen versorgt. An die Einsatzleitung ergeht zeitversetzt eine Rückmeldung, wie viele Helfer erreicht werden konnten. Das national wie international einsetzbare System erlaubt darüber hinaus die Schaltung von Telefonkonferenzen und Info-Hotlines.

Vorstandssprecher Ralf Meister kann seit der Gründung der Gesellschaft im Jahr 2000 auf eine stetig anwachsende Zahl renommierter Kunden verweisen. Einst gestartet mit 16 Kunden, kommt „FACT24“ mittlerweile bei 162 Unternehmen, darunter zehn von 30 DAX-Konzernen, als Alarmierungstool zum Einsatz. Besonders sicherheitssensible Branchen wie die Chemie- und Energieindustrie aber auch öffentliche Organisationen (Berufsfeuerwehren) sind auf ein reibungsloses Krisen-Management angewiesen. So vertrauen u.a. Celanese, Shell, DaimlerChrysler, BMW, Lufthansa, Air Berlin und mehrere deutsche Kernkraftwerke auf die Lösungen von F24.

Ein Krisenszenario
Anschaulich lässt sich die Funktionsweise des „FACT24“-Systems an einem konkreten Fallbeispiel erläutern. Das von Meister zitierte Szenario geht von einem Umweltschaden in einer Chemiefabrik aus, bei dem es zu einem Gefahrstoffaustritt kommt. Die manuelle Alarmierung inklusive der Bereitstellung einer Telefonkonferenz und der Einrichtung einer Info-Hotline, die Anwohner vor möglichen Gefahren warnt, würde einen Zeitaufwand von knapp zwei Stunden erfordern. Über „FACT24“ laufen die gleichen Prozesse innerhalb weniger Minuten.

Börsengang und Mittelverwendung
Die Papiere werden in einer Preisspanne zwischen 3,50 und 4,10 Euro zur Zeichnung angeboten. Ursprünglich war ein Festpreis von 4,00 Euro vorgesehen, nach Gesprächen mit potentiellen Investoren nahm der Vorstand von dieser Variante aber Abstand. Inklusive Mehrzuteilungsoption beläuft sich das Angebot auf 417.000 Aktien. 350.000 entfallen davon auf eine Kapitalerhöhung, der Rest stammt aus dem Besitz der Altaktionäre. Wie Meister im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin erklärte, sollen die eingenommenen Gelder für die Finanzierung der internationalen Expansion (UK, Frankreich, Spanien, Italien, Polen) verwendet werden. Da Meister auf Wunsch seiner zumeist ebenfalls europaweit tätigen Kunden zeitgleich drei bis vier Auslandsmärkte in Angriff nehmen will, war der Börsengang erforderlich geworden. Allein aus dem operativen Cash Flow ließe sich ein vergleichbares Investitionsvolumen nicht stemmen. Pro Markt kalkuliert der Vorstand mit einer Aufbauarbeit von einem Jahr und Kosten von ca. 350.000 Euro.

Investitionen belasten das Ergebnis
Die Gesellschaft hat in den zurückliegenden Jahren bei immer noch verhältnismäßig geringen Umsätzen jeweils schwarze Zahlen geschrieben. Das spricht für ein funktionierendes Geschäftsmodell. Während im laufenden Geschäftsjahr die Kosten für den Börsengang, erhöhte Marketingaufwendungen und Abschreibungen auf den Kundenstamm das Ergebnis belasten sollten, werden in 2007 vor allem die Kosten der Auslandsexpansion zum Tragen kommen. Entsprechend kann erst ab dem Jahr 2009 von einer Rückkehr in die Gewinnzone ausgegangen werden, dann jedoch bei deutlich höheren Umsätzen. Die Analysten von GBC Research kalkulieren mit Erlösen von 4,8 Mio. Euro.

Fazit
Trotz seiner noch jungen Historie und geringen Unternehmensgröße hat sich F24 in einem sensiblen, bislang kaum erschlossenen Nischenmarkt bereits etablieren können. Die hohe Kundentreue und Akzeptanz über viele Branchen dokumentiert die Stärke der eigenen Dienstleistung. Eine Zeichnung am unteren Ende der Preisspanne erscheint vertretbar. Damit würde F24 mit dem knapp vierfachen der nächstjährigen Umsätze bewertet. Aufgrund der zu erwartenden Marktenge sollten Anleger allerdings einen langen Atem mitbringen. Vor dem Jahr 2009 ist realistischerweise nicht mit einem positiven Ergebnis zu rechnen.

Marcus Wessel

F24 AG – Geschäftsentwicklung

 

2004

2005

2006e

2007e

Umsatz

0,9

1,3

1,6

2,2

EBIT

0,07

0,21

-0,27

-1,0

Jahresüberschuss

0,04

0,14

-0,34

-1,2

EpS

-0,14

-0,51

Angaben in Mio. Euro, EpS in Euro, Quelle: GBC Research

F24 AG – Emissionsparameter

ISIN

DE000A0F5WM7

Erstnotiz

8. September

Zeichnungsfrist

30. August bis 5. September

Bookbuilding-Spanne

3,50 bis 4,10 Euro

MarketCap

8,4 bis 9,8 Mio. Euro

Marktsegment

Open Market (Entry Standard) und M:access

Volumen

Bis zu 1,7 Mio. Euro (bis zu 417.000 Aktien, inkl. 41.000 Aktien Greenshoe, davon 350.000 Aktien aus Kapitalerhöhung, 67.000 von Altaktionären)

Konsortium

VEM Aktienbank AG

Free Float

17,3 % (nach Greenshoe)

Autor/Autorin