Das Konsortium unter der Führung von Goldman Sachs wird die Aktien noch bis zum 26. Juni in einer Preisspanne zwischen 14 und 17 Euro zur Zeichnung anbieten. Die Erstnotiz im Amtlichen Handel der Frankfurter Börse erfolgt am 28. Juni. Zum Konsortium gehören neben Goldman Sachs auch die Commerzbank, ABN Amro Rothschild, HSBC Trinkaus & Burkhardt, Schroder Salomon Smith Barney, HypoVereinsbank und comdirect.

Das Emissionsvolumen in Höhe von 13,0 Mio. Aktien stammt komplett aus einer Kapitalerhöhung. Nach dem Börsengang, der zwischen 182 und 221 Mio. Euro in die Kassen der europäischen Esprit-Tochter spülen soll, bleibt die an der Börse Hong Kong notierte Muttergesellschaft Esprit Holdings Limited mehrheitlich an dem Unternehmen beteiligt. Der Free Float beträgt (ohne Greenshoe) 26 %.

Esprit Europe betreibt 98 Stores in zehn europäischen Ländern. Außerdem werden die acht Produktlinien auch über 7.300 Großhandelskunden, 709 Shop-in-Stores sowie Partnership-Stores abgesetzt. Mit dem Emissionserlös sollen neue Einzelhandelseinheiten eröffnet, die europäische Expansion vorangetrieben sowie die Verbindlichkeiten in Höhe von rund 117 Mio. Euro bei der Muttergesellschaft getilgt werden. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 1999/2000 konnte der Umsatz im Vergleich zur Vorjahresperiode von 361 Mio. Euro um 33 % auf 480 Mio. Euro gesteigert werden. Das EBIT stieg im Neun-Monats-Vergleich um 65 %, bei einer EBIT-Marge von 10,2 %.

Damit beendete Esprit eine seit mehreren Jahren andauernde Flaute bei Umsatz und Ertrag. Für die Zukunft wird natürlich mit stark steigenden Umsätzen gerechnet. So sollen bereits in diesem Geschäftsjahr 1999/2000 insgesamt 565 Mio. Euro umgesetzt werden, das EBIT liegt dann bei 54 Mio. Euro. In den nächsten Jahren wird eine jährliche Umsatzsteigerung von rund 20 % auf 1,2 Mrd. Euro in 2002/2003 erwartet. Der Gewinn je Aktie soll dann bei rund 1,50 Euro liegen.

Wenn Esprit Europe die ambitionierten Planzahlen erreichen kann, ist die Aktie bei einem von GoingPublic Research errechneten Gewinn/Aktie von 0,90 Euro für das Geschäftsjahr 2000/2001 (Ende 30.6.) und einem daraus resultierenden KGV von 18 bereits heute fast so hoch bewertet wie Hugo Boss (2000er KGV: 18) oder The GAP (2000er KGV: 23). Aufgrund der kostspieligen Investitionen für neue Flagship-Stores und dem sehr aggressiven Wettbewerb in einer Branche, in der die Umsätze seit Jahren stagnieren, erscheint das Erreichen der Ziele fraglich. Auch die Verwendung des Emissionserlöses – mehr als die Hälfte wird für den Abbau von Verbindlichkeiten gegenüber der Konzernmutter verwendet – bietet dem Anleger keine Phantasie. Zudem ist die starke Abhängigkeit von der Muttergesellschaft, die auch nach dem IPO fortbesteht, wegen der internen Kostenverrechnung kritisch zu betrachten. Wir raten daher, die Aktie nicht zu zeichnen!

Eine ausführliche Analyse des Unternehmens lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des GoingPublic-Magazins, die am 24. Juni erscheint.

 

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