Plaziert werden lediglich 100.000 Aktien, wobei der Emissionserlös 3 Mio. Euro beträgt. Der Free Float läge nach dem Börsengang damit nur bei unter 4 %, inklusive aller Altaktionäre, die weniger als 5 % halten, beträgt der Free Float 18 %. Als Konsortialbank fungiert vem AG Virtuelles Emissionshaus.

Die Erotic Media AG ist im Lizenzhandel mit Erotikfilmen tätig. Der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt beim Erwerb sowie der Auswertung und Vermarktung von „Erotik-“ und „Vollerotik-Filmen“. Das Unternehmen erwirbt bei allen Filmen grundsätzlich die Rechte für ganz Europa sowie für alle Medien, d.h. Video/DVD, Pay- und Free-TV sowie Online-Rechte (Video on Demand und Internet Streaming). Durch den Abschluß von Output-Deals mit international führenden „Erotikfilm-Produktionsgesellschaften“ und den Erwerb entsprechender Filmrechte verfügt das Unternehmen über den europaweit größten Film- und Lizenzbestand. Dieser umfaßt ca. 3.000 Filme in verschiedenen Fassungen (d.h. „Erotik“ für Free-TV und „Vollerotik“ auf DVD/Video). Die Verwertung in den Bereichen Video/DVD, Pay- und Free-TV erfolgt die Weiterlizenzierung jeweils exklusiv, wobei teilweise vom Lizenznehmer die Synchronisation übernommen wird.

Die Onlinerechte-Verwertung aller Filme erfolgt nicht exklusiv, da die Nutzer verschiedenen Portalen oder Webseiten vertrauen und bereit sind, beim entsprechenden Betreiber für Nutzung zu bezahlen. Zusammen mit der Beate Uhse AG wurde im Frühjahr letzten Jahres der Erotikkanal Beate Uhse-TV gegründet, an dem Erotic Media mit 49 % beteiligt ist. Beate Uhse-TV sendet täglich im Rahmen von PREMIERE WORLD „Erotik-Filme“. Mit ihrem Firmensitz im Schweizer Baar, Kanton Zug, lockt die Erotic Media AG nicht nur mit freizügigen Geschäften, sondern auch mit äußerst niedrigen Steuersätzen.

Der Flensburger Erotikkonzern Beate Uhse ist mit 29,3 % und die Orthmann AG (Vermögensverwaltung der Beate Uhse-Großaktionärsfamilien Rothermund und Orthmann) mit 31,7 % am Unternehmen beteiligt. Letztere ist ebenfalls Großaktionärin der Beate Uhse AG. Damit sind die Hauptaktionäre von Erotic Media mit denen von Beate Uhse im wesentlichen identisch. Die größte Stärke und Chance ist die enge Verflechtung mit der Beate Uhse AG und das damit verbundene Branchen-Know-how. Die Digitalisierung des Filmbestandes ermöglicht zudem die Distribution in verschiedenen Formaten. Auf der anderen Seite ist die kritische Situation bei PREMIERE (Kirch-Gruppe) natürlich auch ein Risiko für Erotic Media, auch wenn die einzige deutsche Pay-TV-Plattform wohl kaum längerfristig ungenutzt bleiben dürfte.

Das Vorgängerunternehmen von Erotic Media wurde 1935 gegründet, im Jahr 2000 wurde das Unternehmen neu ausgerichtet und erwarb zunächst eine Vielzahl von Filmrechten. Die Zahlen aus diesem Jahr sind daher nicht aussagekräftig. Im Jahr 2001 betrug der Umsatz 13,8 Mio. CHF (rund 9,4 Mio. Euro). Das EBIT betrug 1 Mio. CHF (rund 0,68 Mio. Euro). Der Jahresüberschuß lag aufgrund von Kursgewinnen und eines positiven Zinsergebnisses bei knapp 1,1 Mio. CHF (0,75 Mio. Euro). Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres betrug der Umsatz (inklusive Konsolidierung von Beate Uhse-TV) 7,5 Mio. CHF (5,1 Mio. Euro), dabei wurde ein EBIT von -0,67 Mio. CHF (-0,46 Mio. Euro) erwirtschaftet. Das Netto-Ergebnis betrug -0,96 Mio. CHF (-0,65 Mio. Euro).

Da das Unternehmen auf keine gravierende Veränderung des Geschäftsverlaufs im zweiten Halbjahr hingewiesen hat, dürfte der Umsatz im Gesamtjahr 2002 etwa 15 Mio. CHF (10 Mio. Euro) betragen. Bei 4,1 Mio. Aktien und einem Emissionspreis (Festpreis) von 30 Euro ergibt sich eine Marktkapitalisierung von 123 Mio. Euro. Folglich errechnet sich für das laufende Jahr ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von ca. 12. Zum Vergleich: Ein derart hohes Umsatzmultiple weist am Neuen Markt nur The Fantastic Corp. auf.

Die Marktkapitalisierung beläuft sich auf 123 Mio. Euro. Da das Unternehmen sehr vermögende Großaktionäre hat, steht wohl eher der Kapitalmarktzugang und weniger die Kapitalbeschaffung im Vordergrund. Das Unternehmen verfügt jedoch nach dem IPO über eine handelbare Aktie, die möglicherweise für Akquisitionen genutzt werden kann. Zudem wird durch das IPO und die Publikationspflichten der Bekanntheitsgrad gesteigert und das Unternehmen als seriös wahrgenommen, was gerade in dieser Branche sehr wichtig ist.

Fazit

Erotic Media ist zwar außerordentlich gut positioniert. Doch ein Umsatzmultiple von über 10 erscheint nicht mehr ganz zeitgemäß. Es erscheint fraglich, ob der Kurs wirklich auf dem hohen Niveau bleiben wird. Für Anleger besteht daher kein Handlungsbedarf.

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