Das Unternehmen
Nach der Gründung im Jahr 2001, so EOP Biodiesel-CEO Sven Schön, wurde zunächst die Finanzierung der Produktionsanlage im brandenburgischen Falkenberg gesichert, bevor der erste Spatenstich erfolgte. Nach Abnahme der Anlage im Mai 2004 gemäß dem Bundesemissionsschutzgesetz erfolgte die Aufnahme des Produktionsbetriebes. Dabei entsteht in der Produktionsstätte von EOP nicht nur Biodiesel. Als „Abfallprodukte“ der Herstellung werden zudem Rapsexpeller, technisches Glyzerin und Kaliumsulfat erzeugt, die ebenfalls vermarktet werden.

Die Biodiesel-Produktion
Die Herstellung des Biodiesels erfolgt dabei in zwei Schritten. In einem ersten Schritt wird der Raps, den das Unternehmen zu 90 % aus der Region bezieht, gepreßt und in die Bestandteile Rapsöl und Rapsexpeller zerlegt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden bei der EOP Biodiesel AG, die derzeit rund 30 Mitarbeiter beschäftigt, auf diese Weise 80.000 t Raps zu knapp 30.000 t Rapsöl und rund 50.000 t Rapsexpeller verarbeitet. In einem zweiten Produktionsschritt wird das Rapsöl schließlich – bei einem Wirkungsgrad der Anlage von 100 % – zu fast 30.000 t Biodiesel veredelt.

Die Geschäftsentwicklung
Neben dem Biodiesel, der im abgelaufenen Geschäftsjahr zum 30. Juni 2005 für einen Umsatz von knapp 25 Mio. Euro sorgte, gelang es der Gesellschaft, auch aus den Nebenprodukten in der Herstellung einen wesentlichen Umsatzbeitrag zu erzielen. Insbesondere der Rapsexpeller, der als hochwertiges Futtermittel gerne von Bauern eingesetzt wird, trug mit knapp 5 Mio. Euro zum Jahresumsatz bei. Nur einen geringen Einfluß auf die Geschäftsentwicklung haben laut Prof. Dr. Karl-W. Giersberg, CFO des Unternehmens, dagegen technisches Glyzerin und Kaliumsulfat, die weniger als 1 Mio. Euro zum Gesamtergebnis beitrugen. Letztlich, so Schön, sei Wasser das einzige Abfallprodukt der Herstellung, das man nicht vermarkten könne. So sei es auch gelungen, im ersten Jahr der Produktion einen Jahresüberschuß zu erwirtschaften. Über die konkrete Höhe wollten die beiden zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch keine Angaben machen.

Der Markt
Insgesamt, so Schön, sei die Marktentwicklung für Biodiesel derzeit so gut, daß die Planungen für eine zweite Produktionsanlage bereits im fortgeschrittenen Stadium seien. Bis Ende nächsten Jahres soll dabei die Produktionsleistung des Unternehmens verdoppelt werden. Die Investition wurde dabei über die im Zuge des Börsengangs erfolgende Kapitalerhöhung (Private Placement bei institutionellen Investoren) gesichert. Schaut man auf die Zahlen des Verbandes der deutschen Biokraftstoffindustrie, so könnte sich die Investition lohnen. Allein in den vergangenen drei Jahren konnte der Absatz von Biodiesel mehr als verdreifacht werden, ein Ende des Trends scheint angesichts der aktuellen Rohölpreise nicht in Sicht.

Nach Aussage Schöns wird der Markt von fünf größeren Akteuren mit Produktionskapazitäten von 100 bis 150 kt pro Jahr bestimmt. Mit der Verdoppelung der Produktionskapazitäten werde sich EOP allerdings im Kreis der Top 10 etablieren und am Marktwachstum partizipieren. Rund 3 Mio. kt, so seine Schätzung, dürften in wenigen Jahren am Markt abgesetzt werden, so daß derzeit bei weitem noch kein Verdrängungswettbewerb erkennbar sei.

Kapitalerhöhung und Listing
Im Vorfeld der heutigen Notierungsaufnahme wurden rund 2,97 Mio. Aktien (WKN A0DP37) zum Stückpreis von 7,60 Euro bei institutionellen Investoren plaziert. Davon stammen 2,6 Mio. Stück aus einer Kapitalerhöhung und rund 0,37 Mio. Aktien aus dem Besitz von Altaktionären. Zudem stand ein Greenshoe von 0,4 Mio. Aktien aus einer weiteren Kapitalerhöhung zur Verfügung. Bei der Transaktion wurde das Unternehmen von Equinet begleitet.

Bewertung
Wird der Greenshoe ausgeübt, wovon auszugehen ist, existieren insgesamt ca. 5,05 Mio. Aktien. Bei einem Aktienkurs von rund 10 Euro ergibt sich eine MarketCap von ca. 50 Mio. Euro. Demgegenüber steht ein Umsatz von ca. 30 Mio. Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr 2004/05.

Geschäftsjahr

2004/05

2005/06e

Umsatz

30

28

EBIT

0,9

2,62

Jahresüberschuß

0,03

1,55

Quelle: Eigene Schätzung, Angaben in Mio. Euro, Geschäftsjahresende: 30.06.


Der leichte Umsatzrückgang beruht auf einer kalkulierten 100 %igen Auslastung der Produktionskapazitäten. Handelsumsätze wurde konservativ mit 0 Euro angesetzt. Ein Übertreffen dieser Planung erscheint wahrscheinlich, ist jedoch schwer zu kalkulieren. Zum Jahreswechsel 2006/07 soll eine neue Produktionslinie in Betrieb gehen, mit der die Produktionskapazität auf 65.000 Tonnen Biodiesel verdoppelt werden soll.

Am ehesten vergleichbar ist EOP Biodiesel mit der Oelmühle Hamburg AG, die zu 95,18 % zur ADM Beteiligungsgesellschaft mbH gehört. Die Ölmühle Hamburg verarbeitet jedoch in erster Linie Sojabohnen, Raps- und Leinsamen sowie Sonnenblumenkerne zu Pflanzenöl, Tierfutter und Getreideschrot. Seit September 2001 wird am Standort Hamburg auch Biodiesel produziert. Das Unternehmen erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 1,4 Mrd. Euro, dem gegenüber steht eine MarketCap von rund 380 Mio. Euro.

Fazit:
Die Aussichten des Biodieselmarktes sprechen für ein durchaus spannendes Investment. Doch einem Umsatz von ca. 28 Mio. Euro und einem Jahresüberschuß von ca. 1,55 Mio. Euro steht bereits jetzt eine stolze MarketCap von rund 50 Mio. Euro gegenüber. Die Aktie erscheint damit nicht günstig. Im kommenden Geschäftsjahr 2006/07 dürfte der Umsatz deutlich ansteigen, da ab der zweiten Geschäftsjahreshälfte die doppelte Produktionskapazität zur Verfügung steht. Doch aufgrund der aktuell sehr hohen Benzinpreise und der öffentlichen Diskussion darüber könnte die Aktie trotz der hohen Bewertung auch weiterhin profitieren.

Frank Schnattinger, Christian Schiffmacher

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