Der Landwirt als Partner
Gegründet im Jahr 2005 vom heutigen Vorstand Horst Lammers, durchlebte die in Friesoythe bei Oldenburg ansässige Gesellschaft in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung. Auf den Betrieb der ersten Biogasanlagen in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern folgten rasch weitere Projekte – vornehmlich in Norddeutschland –, im Zuge derer die Zahl der Anlagen kontinuierlich anstieg. Heute hält das Unternehmen ein Portfolio aus 32 Biogasanlagen, die zumeist in Partnerschaft mit den Landwirten betrieben werden. Man selbst sieht sich als Full-Service-Anbieter, dessen Geschäftsmodell alle Stufen der Wertschöpfungskette umfasst. Diese reicht von der Projektierung und dem Bau einer neuen Biogasanlage, über das Anlagenmanagement bis hin zur Erzeugung, Verwertung und dem Verkauf der gewonnenen Energie (Strom und Wärme).

Ein attraktives Umfeld
Im Mix der erneuerbaren Energien und den Planungen der Bundesregierung kommt Biogas eine zentrale Bedeutung zu. Im Gegensatz zu Wind und Sonne ist Biogas praktisch immer verfügbar, es ist darüber hinaus grund- und spitzenlastfähig, dezentral nutzbar und lässt sich mit einer Vielzahl von Inputstoffen (Gülle, Energiepflanzen, organische Rohstoffe) erzeugen. In Deutschland bietet sich für den Betrieb von Biogasanlagen auf der Basis des EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) daher auch ein ausgesprochen attraktives regulatorisches Umfeld. Die auf 20 Jahre festgeschriebenen Einspeisevergütungen eröffnen sowohl Landwirten als auch Anbietern wie der Deutschen Biogas eine hohe Planungssicherheit. Allerdings steht für das nächste Jahr eine Überarbeitung des EEG an, die ab dem Jahr 2012 zu veränderten Fördersätzen für neue Anlagen führen könnte. Wenngleich sich zum heutigen Zeitpunkt keine nachteilige Entscheidung für den Biogasbereich abzeichnet, so stellt diese Abhängigkeit von politischen Einflüssen doch einen der größten externen Risikofaktoren dar.

Auf dem Weg zum kompletten Energieanbieter
Ausgehend von einer vollkonsolidierten Kapazität von zuletzt 7 MW beabsichtigt der Vorstand einen weiteren zügigen Ausbau des Portfolios um weitere 51 Anlagen. In den nächsten zwei Jahren soll dadurch die Gesamtleistung auf über 28 MW ansteigen, wobei sich das Unternehmen zu einem Energieanbieter mit eigener Energievermarktung weiterentwickeln möchte. Letzteres beinhaltet auch die Stromerzeugung und den Vertrieb über eine eigene „Ökostrom“-Marke. Für all das sind umfangreiche Investitionen notwendig, die vorrangig mit den Mitteln aus dem Börsengang finanziert werden sollen. Des Weiteren will Lammers die IPO-Gelder in die Expansion ins europäische Ausland, in Forschung und Entwicklung sowie in strategische Partnerschaft und Übernahmen investieren.

IPO-Eckdaten
Auf Basis der veröffentlichten Preisspanne von 8,50 bis 10 EUR errechnet sich ein Emissionsvolumen – inklusive Greenshoe – von bis zu 26 Mio. EUR. Die Ausgestaltung der Transaktion erscheint fair und passt zur kommunizierten Wachstums-Story. So fließt ein Großteil des Erlöses unmittelbar dem Unternehmen zu. Gründer und Alleinvorstand Lammers, der auch nach dem Börsengang die Aktienmehrheit halten wird, gibt hingegen nur wenige Anteile ab. Auch gilt für ihn eine Lock-up-Frist von zwölf Monaten, während der er sich verpflichtet hat, keine weiteren Aktien zu veräußern.

Deutsche Biogas – Emissionsparameter
WKN

A1E898

Erstnotiz

3. Dezember

Zeichnungsfrist

24. November bis 1. Dezember

Preis

8,50 bis 10,00 EUR

MarketCap

53,6 bis 63 Mio. EUR

Marktsegment

Entry Standard

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

2 Mio. Aktien aus KE, 300.000 Aktien von Altaktionär

Greenshoe 300.00 Aktien

22,1 bis 26 Mio. EUR

Konsortium

equinet

Free Float

max. 41,3%

Internet

www.deutsche-biogas.de


Hohe Investitionen notwendig
Die Analysten der emissionsbegleitenden Equinet Bank sehen ausgehend von den beschriebenen Ausbauplänen eine Vervielfachung von Umsatz und Gewinn in den nächsten Jahren. Bis 2012 sollen die Erlöse ein Niveau von 56 Mio. EUR erreichen, der Überschuss wird bei über 7 Mio. EUR erwartet. Dies setzt jedoch zwingend einen reibungslosen Verlauf der angekündigten Expansionsschritte voraus. Auch wird das Unternehmen vor dem Jahr 2013 keinen Free Cash Flow erwirtschaften. Die von Equinet in den nächsten beiden Jahren unterstellten Investitionssummen von zusammen über 70 Mio. EUR lassen vielmehr weitere Kapitalmaßnahmen erwarten. Aus einem Peer-Group-Vergleich (u.a. mit KTG Agrar und den großen Versorgern) leiten die Analysten einen Unternehmenswert von 89 bis 99 Mio. EUR ab. Eine Sum-of-the-Parts-Betrachtung ergibt einen Fair Value zwischen 84 und 100 Mio. EUR (jeweils Post-Money). Im Vergleich dazu liegt der Börsenwert am oberen Ende der Preisspanne bei 63 Mio. EUR – unserer Einschätzung nach ein akzeptabler Abschlag.

Deutsche Biogas – Geschäfts- und Kennzahlen

2009

2010e

2011e

2012e

Umsatz*

17,8

15,4

45,0

56,1

Nettoergebnis*

6,6

2,6

5,5

7,3

EpS

1,04

0,41

0,88

1,16

KGV min.

8,2

20,8

9,7

7,4

KGV max.

9,6

24,5

11,4

8,7

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: equinet


Fazit
Das Unternehmen sieht sich als Profiteuer langfristiger Trends wie der Substitution konventioneller durch erneuerbare Energien. Dabei ist man aber abhängig von den jeweils geltenden Fördersätzen. Die eigenen Erweiterungspläne erscheinen wiederum durchaus ehrgeizig aber nicht unrealistisch. Da der Vorstand in den kommenden Jahren vermutlich weitere Kapitalmaßnahmen plant, dürfte allen Beteiligten an einer positiven Kursentwicklung und einem fairen Pricing gelegen sein. Die vorbörslichen Taxen deuten bislang auf eine Zuteilung im Bereich von 9 EUR hin. Hier können risikofreudige Anleger ihre Zeichnungsaufträge platzieren.

Marcus Wessel

Autor/Autorin