Optimales Marktumfeld
In den letzten 10 bis 15 Jahren wurde zu wenig Geld in die Exploration neuer Öl- und Gasvorkommen investiert. Eine weiter zunehmende Nachfrage nach dem schwarzen Gold sowie insbesondere ein möglicher Ausfall des Irans als weltweit viertgrößter Lieferant kann deshalb nicht ohne weiteres durch Produktionssteigerungen anderer erdölexportierender Länder ausgeglichen werden. Genau an dieser Stelle kommt nun C.A.T. oil mit seinen Dienstleistungen rund um die effizientere Förderung von Öl und Gas ins Spiel. Das Kerngeschäftsfeld der Österreicher ist das sogenannte Hydraulic Fracturing in Rußland und Kasachstan. Vereinfacht gesagt werden bei diesem Verfahren hydrochemische Verbindungen unter Hochdruck in zum Teil bis zu 4.000 Meter tief liegende Gesteinsformationen gepumpt, um diese aufzubrechen. Durch die zusätzlichen Risse im Gestein fließen Öl und Gas schneller und in größeren Mengen zur Fördersonde, von wo aus sie an die Oberfläche gepumpt werden. Eine effizientere Ausbeutung der Vorkommen, die sich besonders stark bei Quellen mit niedriger Produktion bemerkbar macht, ist die Folge. Darüber hinaus können mit Hydraulic Fracturing auch zuvor stillgelegte Quellen revitalisiert werden.

Vom Pionier zum Marktführer
Während die acht Fracturing-Flotten (bestehend aus u.a. Spezialfahrzeugen, Maschinen und technischem Equipment) der C.A.T. oil einem Marktanteil von 18 % entsprechen, nennt der Vorstandsvorsitzende Manfred Kastner – bezogen auf die Mitarbeiterzahl und damit auch die erbrachten Dienstleistungen – einen Marktanteil von 30 %. Zu den Kunden des Unternehmens, das bereits seit 1993 in Rußland tätig ist und deshalb über weitreichende Kontakte verfügt, zählen Konzerne wie Gazprom, Lukoil und Rosneft. Dabei machen fünf bis sechs Kunden 80 bis 90 % des Umsatzes aus.

Angebotsseite als Engpaßfaktor
Aufgrund der derzeitigen Investitionsoffensive der Öl- und Gasmultis erlebt die Nachfrage nach Dienstleistungen zur effizienzsteigernden Förderung einen wahren Boom. Dabei ist das Marktvolumen nach Aussagen von Kastner allein durch die Kapazitäten der Anbieter begrenzt. Entsprechend stark hat sich das Umsatzvolumen der Österreicher in den letzten Jahren erhöht. So ist der Anstieg um über 30 % auf 157 Mio. Euro in 2005 ausschließlich auf organisches Wachstum zurückzuführen. Auch in den kommenden Jahren sollten sich die Raten nach Einschätzung der Analysten des Konsortialführers, der Dresdner Kleinwort Wasserstein, in dieser Größenordnung bewegen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die aus dem Börsengang erlösten Mittel in Höhe von bis zu 130 Mio. Euro bei einer unterstellen Zuteilung am oberen Rand der Bookbuilding-Spanne insbesondere zum Ausbau der Fracturing-Flotte (von 8 auf 12) verwendet werden sollen. Während die zusätzlichen Kapazitäten dem Unternehmen zumindest teilweise aber schon in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres zur Verfügung stehen werden, findet die daraus resultierende Umsatzerhöhung erstmals in den Planzahlen für 2007 Berücksichtigung.

Überproportionale Ertragssteigerungen
Noch stärker als der Umsatz sollen die Erträge zulegen. So wird für 2006 mit einem Nettoergebnis von 31 Mio. Euro gerechnet, ein bzw. zwei Jahre später werden es gemäß Prognose bereits 58 bzw. 71 Mio. Euro sein. Bei einem Ausgabepreis von 15 Euro errechnet sich daraus ohne Berücksichtigung der Kapitalerhöhung auf Basis der für 2006 erwarteten Gewinne ein KGV von 19,2. Bezogen auf 2007 liegt der entsprechende Wert bei 10,3. Gegenüber der Peer Group, zu der neben wichtigen Mitbewerbern wie Calfrac und Trican auch die großen Öldriller Halliburton und Schlumberger gehören, entspricht dies einem Aufschlag von knapp 7 % (2006e) bzw. einem Discount von 25 % (2007e), wobei sich die Diskrepanz insbesondere aus den hohen unterstellten Ertragszuwächsen der C.A.T. oil ergibt. Während bei den Österreichern zwischen 2005 und 2008 mit einem durchschnittlichen kumulierten EBITDA-Wachstum von 53 % kalkuliert wird, gehen die Konsensusschätzungen für den gesamten internationalen Öldienstleistungssektor nur von einem Durchschnittswert von ca. 30 % aus.

Unbekannter Großaktionär
Weniger schön als die Ertragsaussichten ist die Weigerung der Gesellschaft, den abgebenden Anteilseigner, bei dem es sich um einen „westeuropäischen Investor“ handelt, zu nennen. Abgesehen davon, daß für Zeichner einer Aktie die Identität der Verkäufer natürlich stets von Interesse ist, wird dieser Investor indirekt auch noch nach dem Börsengang einen beherrschenden Einfluß auf die Strategie, die Investitionsphilosophie, die Dividendenpolitik sowie weitere Geschäftsentscheidungen des Unternehmens haben. Erschwerend kommt hinzu, daß zu einer 100 %igen Tochtergesellschaft des Großaktionärs bedeutende Geschäftsbeziehungen im Bereich des Finanzleasings und der Materialbeschaffung bestehen, wie sich dem Wertpapierprospekt entnehmen läßt. Insbesondere unter Berücksichtigung des wirtschaftlichen und geographischen Umfelds, in dem der Börsenneuling agiert, ergibt sich aus den intransparenten Besitz- und Vertragsverhältnissen ein zusätzliches Investitionsrisiko, welches beim Erwerb der Aktien sowie ihrer Bewertung zu berücksichtigen ist.

Fazit:
Aufgrund der historisch hohen Ölpreise trifft der Börsengang den Nerv der Zeit besser als jedes andere IPO der letzten Monate. Unter diesem Aspekt werden die neuen Anteile des Ölförder-Dienstleisters zweifellos auch am oberen Rand der Bookbuilding-Spanne reißenden Absatz finden. Auch die positiven Ertragsaussichten und das im russischen Ölgeschäft äußerst erfahrene Management sprechen für einen guten Start der Aktie. Positiv dürfte sich zudem die Einbeziehung in den MDax auswirken, die bereits mit der nächsten Veränderungsrunde anstehen könnte. Als Risikofaktoren müssen dagegen unter anderem die hohe Korrelation des Sektors mit der Entwicklung der Öl- und Gaspreise, die geringe Diversifikation der Gesellschaft sowie die Einflußmöglichkeiten des unbekannten Großaktionärs gesehen werden. Risikobewußte Investoren sollten diese Aspekte von einer Zeichnung allerdings nicht abhalten.

C.A.T. oil AG – Emissionsparameter
WKN                                                 A0JKWU
Zeichnungsfrist                         20. April bis 3. Mai
Bookbuilding-Spanne              12,50 bis 15 Euro
Erstnotiz                                      4.
Mai
MarketCap                                   611 mio.
Euro bis 733 mio. Euro
Marktsegment                            Amtlicher Markt (Prime Standard)
volumen                                           bis zu 19,55 Mio. Aktien, inkl. 2,55 Mio. Aktien Greenshoe
davon bis zu 8,85 Mio. Aktien aus Kapitalerhöhung
Konsortium                                   Dresdner Kleinwort Wasserstein (Sole Global Coordinator und Sole Bookrunner), Erste Bank (Co-Lead Manager)
Free Float                                    bis zu 40 %
Internet                                        www.catoilag.com

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