Am Markt etabliert
Die Berliner Synchron AG bietet ihren Kunden – hierzu gehören praktisch sämtliche Hollywood-Studios und Filmverleiher – neben Synchronisationsdienstleistungen auch weitere Services im Bereich der Ton- und Postproduktion an. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich in Bezug auf das Filmmaterial um einen aufwändig produzierten Blockbuster oder einen Arthouse-Film handelt. So bekannte Werke wie Ice Age, Apollo 13, Star Wars und Fluch der Karibik erfuhren allesamt in den Berliner Studios ihren letzten (Ton-)Schliff. Daneben gehört aber auch die Nachvertonung von TV-Serien und Dokumentationen zum Kerngeschäft. Die guten Kontakte zu vielen europäischen Synchronfirmen, die in einer Art Partnernetzwerk zusammengefasst sind, ermöglichen es der Berliner Synchron, zugleich Synchronleistungen in alle anderen europäischen Sprachen anzubieten. Zentralisierte Kinomischungen für ausländische Sprachfassungen sind ein Service, der besonders von den großen Studios für ihre Animationsfilme nachgefragt wird.

Wachstumspotentiale
Einen entscheidenden Treiber des zukünftigen Wachstums sieht Vorstandschef Wolfram Lüdecke in der fortschreitenden Digitalisierung der TV-Landschaft, die immer neue Spartenkanäle entstehen lässt. Für die TV-Sender ist es preiswerter, erfolgreiche ausländische Produktionen einzukaufen, die dann synchronisiert werden, als selbst eigene Formate zu entwickeln. Auch die Nachsynchronisation von Filmbibliotheken für den DVD- und Downloadmarkt soll zum prognostizierten Wachstum der Synchronbranche beitragen. Mit den Mitteln aus dem Börsengang will Lüdecke eine aktive Rolle im Konsolidierungsprozess des Marktes spielen. Zusätzlich ist eine Erweiterung der eigenen Studiokapazitäten vorgesehen, um die steigende Nachfrage seitens der TV-Stationen bedienen zu können.

Margenausweitung in Aussicht gestellt
Innerhalb eines stark fragmentierten Marktes, für den es noch keine verlässlichen Zahlen gibt, gehört die Gesellschaft mit einem Jahresumsatz von 8 Mio. Euro und einem von SES Research geschätzten Marktanteil von 5 % bereits zu den größten Anbietern. Das Unternehmen schreibt nach zwischenzeitlichen Verlusten infolge der Pleite des Kirch-Imperiums wieder schwarze Zahlen. So erreichte die EBIT-Marge im Geschäftsjahr 2005/06 einen Wert von knapp 10 %. Die Analysten gehen davon aus, dass die für das laufende Geschäftsjahr unterstellte Umsatzsteigerung auf 14 Mio. Euro aufgrund des hohen Fixkostenanteils zu einem deutlichen Anstieg der Profitabilität führen wird.

 

Geschäftszahlen Berliner Synchron

2005/06

2006/07e

2007/08e

Umsatz*

8,1

14,0

18,9

Jahresüb.*

0,3

1,1

2,4

EpS

0,13

0,42

0,94

KGV max.**

61,5

19,0

8,5

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: SES Research
**) auf Basis der Bookbuilding-Spanne


IPO-Eckdaten
Im Rahmen des IPOs werden noch bis zum 12. Oktober bis zu 775.000 Aktien zur Zeichnung angeboten. Hiervon entfallen 500.000 auf eine Kapitalerhöhung, die übrigen Anteile inklusive einer Mehrzuteilungsoption über 75.000 Aktien werden vom bisherigen Alleinaktionär Wolfram Lüdecke zur Verfügung gestellt. Damit fließen knapp zwei Drittel des gesamten Emissionsvolumens direkt dem Unternehmen zu. Dies ist ein akzeptabler Wert, hätte aber höher ausfallen können. Die Preisspanne beläuft sich auf 6 bis 8,50 Euro, was gemäß den Schätzungen von SES Research einem KGV zwischen 14,3 und 20,2 auf Basis des gebrochenen Geschäftsjahres 2006/07 (30.6.) entspricht. Für das darauf folgende Jahr würde sich das KGV voraussichtlich auf einen einstelligen Wert deutlich reduzieren, wenn sich sowohl die avisierte Umsatzsteigerung als auch höhere Profitabilität realisieren lässt. Angesichts der gestärkten Finanzkraft nach dem Börsengang lassen sich ganz andere Dimensionen erschließen, so dass die Planungen plausibel erscheinen.

Fazit
Die Berliner Synchron bietet die Möglichkeit, in einen interessanten, da wachstumsstarken Nischenmarkt innerhalb der Medienbranche zu investieren. Da die Gesellschaft das erste börsennotierte Synchronunternehmen sein wird, ergibt sich über die im Vergleich zu Wettbewerbern gestärkte Finanzkraft eine Reihe von strategischen Vorteilen, die beispielsweise bei der Konsolidierung des Synchronmarktes zum Tragen kommen können. Anleger sollten allerdings beachten, dass die unterstellten Umsatz- und Gewinnzuwächse mit nicht zu unterschätzenden Unsicherheiten verbunden sind, da Synchronisationsaufträge zumeist kurzfristig vergeben werden. GoingPublic empfiehlt, die Aktien nur am unteren Ende der Bookbuilding-Spanne zu zeichnen.

Marcus Wessel

 

Berliner Synchron – Emissionsparameter

WKN

A0J39B

Erstnotiz

16. Okt

Zeichnungsfrist

5. bis 12. Oktober

Bookbuildingspanne

6 bis 8,50 Euro

MarketCap

 15 bis 21,25 Mio. Euro

Marktsegment

Open Market (Entry Standard)

Em.volumen

500.000 Aktien aus Kapitalerhöhung,

275.000 Aktien von einem Altaktionär inkl. Greenshoe von 75.000 Aktien

Konsortium

Axxon Wertpapierhandelsbank (Lead)

Bankhaus Reuschel & Co. (Selling Agent)

Free Float

31,0%

Internet

www.berliner-synchron.de

 

Autor/Autorin